Kursthemen

  • 13.04.2021 18:15–19:45

  • 20.04.2021 18:15–19:45

    Neuere Forschungen zur Genderlinguistik 

    Damaris Nübling (Universität Mainz, Historische Sprachwissenschaft)


    Der Vortrag berichtet von aktuellen genderlinguistischen Forschungen zum Deutschen, die teilweise aus DFG-Projekten resultieren. Dabei sollen verschiedene Zugänge zu einer „historischen Soziogrammatik“ vorgestellt werden. So zeigen rezente Studien, dass die Verbindung zwischen Genus (Femininum bzw. Maskulinum) und Geschlecht (weiblich bzw. männlich) weitaus enger sind als bislang bekannt und dass vor diesem Hintergrund  grammatische ‚Fehlklassifikationen‘ (die Tunte, der Vamp, das Mensch) soziales ‚Fehlverhalten‘ ausstellen. Aus dem Bereich der Syntax werden sog. Binomiale (z.B. Männer und Frauen, Mütter und Väter) und deren Serialisierungsveränderungen im Laufe der letzten 70 Jahre dokumentiert, die Rückschlüsse auf gesellschaftlichen Wandel erlauben. Ein dritter Zugang beleuchtet den Vornamenwechsel von Transpersonen und wirft auch einen Blick auf Benennungspraktiken nicht-binärer Personen.

  • 27.04.2021 18:15–19:45

    Geschlechtergerechtigkeit? Stabilität und Wandel des Geschlechterverhältnisses in Deutschland

    Norbert Schneider (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, Soziologie)


    Die öffentlichen Diskurse über die Geschlechterordnung und die Tendenzen ihres Wandels werden in Deutschland seit langem kontrovers geführt. Während einige betonen, Fortschritte hinsichtlich der Geschlechtergerechtigkeit seien unübersehbar und die Diskriminierung von Frauen gehöre zunehmend der Vergangenheit an, verweisen andere auf die nach wie vor bestehende Benachteiligung von Frauen infolge kaum veränderter Strukturen und stabiler kultureller Leitbilder.
    Als Beitrag zu dieser Debatte werden im Vortrag aktuelle Daten und Befunde zur geschlechtsdifferentiellen Teilhabe an bezahlter Erwerbs- und oftmals unbezahlter Familien- und Fürsorgearbeit vorgestellt und mit Bezug zur Frage „Wie bestimme Geschlecht und Gender das soziale Miteinander in Deutschland?“ interpretiert.



  • 04.05.2021 18.15–19.45

    Wenn Päpste über Frauen reden. Die subkutane Genderdebatte in der Katholischen Kirche

    Thomas Weißer (Universität Bamberg, Theologische Ethik)


    Die römisch-katholische Kirche zeichnet sich in besonderer Weise durch den Umstand aus, dass Frauen qua Geschlecht keine höheren Leistungspositionen übernehmen können. Dieser androzentrischen Ordnung zum Trotz sind Frauen immer wieder Gegenstand päpstlichen Sprechens. Vor allem seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde so ein Genderdiskurs geprägt, der sich bis in die alltägliche Lebenspraxis von Katholik*innen ausgewirkt hat. Der Vortrag entschlüsselt in systematischer Absicht, wie ‚die‘ Frau bzw. Frauen in den lehramtlichen Texten thematisiert, ihre Rollen definiert und sie zugleich zum Verschwinden gebracht werden. Dadurch lassen sich zugleich Kontinuitäten und Divergenzen dieses Machtdiskurses aufzeigen. 

  • 11.05.2021 18:15–19:45

    Gender und Sex als Denk-Kategorien in der Antike

    Sabine Vogt (Universität Bamberg, Klassische Philologie, Schwerpunkt Gräzistik)


    Bereits in der frühgriechischen Naturphilosophie des 6. Jh. v. Chr. wurden die Phänomene der Welt gerne in binären Oppositionen beschrieben und analysiert. Dabei werden an sich wertneutrale Gegensatzpaare wie ‘rechts – links’, ‘oben – unten’, ‘trocken – feucht’, ‘hart – weich’ und eben auch ‘männlich – weiblich’ schon früh mit Werturteilen wie ‘stark – schwach’ oder ‘gut – böse’ korreliert. Aristoteles führte im 4. Jh. v. Chr. in seinen umfangreichen Schriften zu Zoologie, Biologie und Physiologie die Kategorien ‘männlich’ und ‘weiblich’ auch zur Beschreibung von Charaktereigenschaften ein – besser gesagt: von anthropozentrischen Charakter-Zuschreibungen. Nach dieser Vorstellung kann es beispielsweise in der Tierwelt „männliche Löwenweibchen“ und „weibliche Panthermännchen“ geben und ebenso unter den Menschen „weibliche Männer“ und „männliche Frauen“. Damit finden wir bei ihm erstmals eine neue Denk-Kategorie mit weitreichenden Folgen: das gesellschaftsbestimmte ‘gender’ im Kontrast zum biologischen ‘sex’.


  • 18.05.2021 18.15–19.45

    Anti-Diskriminierung durch geschlechtergerechte Sprache?

    Sabine Sczesny (Universität Bern, Soziale Neurowissenschaft und Sozialpsychologie


    Welche mentalen Bilder von Frauen und Männern entstehen bei der Verwendung unterschiedlicher sprachlicher Formulierungen? Wie und mit welchen Konsequenzen werden durch Sprache mentale Repräsentationen von Frauen und Männern beeinflusst? Im Vortrag wird aktuelle Forschung vorgestellt, die Auskunft darüber gibt, inwiefern der Sprachgebrauch die Selbst- und Fremdbeurteilungen von Frauen und Männern beeinflusst und inwieweit Sprachstrukturen und -gebrauch mit der erreichten gesellschaftlichen Gleichstellung der Geschlechter übereinstimmen.


  • *Mittwoch* 26.05.2021 18.15–19.45

    Richtig gendern 

    Gabriele Diewald (Universität Hannover, Germanistische Linguistik)


    Gendern wird hier verstanden als die Anwendung geschlechtergerechter Sprache. Im Vortrag geht es um die verschiedenen sprachlichen Möglichkeiten und Schwierigkeiten der praktischen Umsetzung dieses Anspruchs. Schwerpunkte sind die Diskussion um das sogenannte generische Maskulinum sowie Formen und Ausdrucksweisen, die im Kontext neuerer gesellschaftlicher Entwicklungen (v.a. die Diskussion um nicht-binäre Geschlechtermodelle) vorgeschlagen werden. Es werden sowohl systemlinguistische wie auch pragmatische Faktoren in den Blick genommen.


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  • 01.06.2021 18.15–19.45

    Does gender matter? Zum Zusammenhang von Geschlechtsstereotypen mit der domänenspezifischen Kompetenzentwicklung

    Ilka Wolter (LifBi/BAGGS Bamberg, Bildungsforschung)


    Geschlechtsstereotype werden definiert als sozial geteilte Annahmen darüber, welche Eigenschaften und Verhaltensweisen Frauen und Männer aufweisen oder zeigen sollten. Es existieren beispielsweise Geschlechtsstereotype über akademische Domänen, nach denen Mädchen und Frauen oder Jungen und Männern eine höhere Kompetenz zugeschrieben werden. Ein wichtiger Aspekt der Vermittlung von Geschlechtsstereotypen sind bedeutsame Sozialisationspersonen, wie Eltern, Peers oder auch Lehrpersonen. In dem Vortrag werden zunächst Modelle der Entwicklung von Geschlechtsstereotypen dargestellt und deren Einfluss auf die Kompetenzentwicklung von Mädchen und Jungen im Schulalter herausgearbeitet. Darüber hinaus werden Befunde zur Persistenz von Geschlechtsstereotypen in der Entwicklung domänenspezifischer Kompetenzen bis ins Erwachsenenalter dargestellt. Abschließend werden die Rolle von Lehrpersonen und die Relevanz von Lernumwelten für geschlechtsspezifische Bildungsprozesse diskutiert.


  • 08.06.2021 18:15–19.45

    Wie geschlechtersensibel sind Bildungsmedien? Eine Frage des Maßstabs

    Christine Ott (Universität Würzburg, Germanistik und Komparatistik)


    Welcher Umgang mit 'Geschlecht' und geschlechtsbezogenen Repräsentationen in Text und Bild als geschlechtersensibel gilt, wird unterschiedlich beantwortet. Am Beispiel von zeitgenössischen deutschen Bildungsmedien wird gezeigt, welche Positionen im Geschlechterdiskurs aufeinanderprallen und welche Repräsentationen von Geschlecht jeweils als akzeptabel bis wünschenswert gelten. Im Fokus stehen die Diskursarena Schulbuch und die Diskursarena zulassungsfreie Lernhilfen mit den dort verhandelten Gleichberechtigungsverständnissen.

  • 15.06.2021 18.15–19.45

    Gender in der Informatik – von blassen Nerds und fleißigen Lieschen

    Ute Schmid und Kai Fischbach (Universität Bamberg, Kognitive Systeme)


    Zahlreiche Studien zeigen, dass Stereotype über das Berufsbild Informatik wesentlich dazu beitragen, dass sich Mädchen und Frauen nicht für ein Studium in diesem Bereich interessieren. Informatik wird als männlich geprägt, dominiert von blassen, einsamen Nerds aber auch von charismatischen Genies gesehen. Die meisten Studien zum Image der Informatik basieren auch Befragungen von Personen außerhalb der Informatik. Insbesondere werden häufig Studierende anderer Fächer nach ihrer Einschätzung von Eigenschaften und Fähigkeiten von Informatikstudierenden befragt. An der Universität Bamberg haben wir über mehrere Jahre Daten erhoben, bei denen Studierende der Informatik und Wirtschaftsinformatik nach ihrer Einschätzung der Mitstudierenden des gleichen oder anderen Geschlechts befragt wurden. Im Vortrag präsentieren wir zunächst Theorien und Befunde zum Thema Gender-Stereoptype in der Informatik und stellen dann eigene Forschungsergebnisse vor.

  • 22.06.2021 18.15–19.45

    Gender – humorlinguistisch

    Helga Kotthoff (Uni Freiburg, Germanistische Linguistik)


    Auch Humor, Lachen und Komik sind beteiligt an der Ausformung von gesellschaftlichen Geschlechterverhältnissen. Traditionell genossen Männer auf dem Gebiet der komischen Kommunikation viel größere Freiheiten als Frauen. Das Spiel mit Deformation, Doppelbödigkeit und der Umkehr von Normen setzt ein Subjekt voraus, das sich über die Verhältnisse erhebt. Die mit ihm lachen, schwingen sich gleichfalls auf die Meta-Ebene der Distanz und des Amüsements. Für Frauen war ein solches Ausmaß an Souveränität über Jahrhunderte hinweg nicht vorgesehen; inzwischen können wir sowohl in der alltäglichen als auch in der massenmedialen Lachkultur große Veränderungen beobachten, deren Konturen ich mit Beispielen skizzieren werden. 

  • 29.06.2021 18.15–19.45

    Männlichkeit und Gesundheit

    Monika Sieverding, Universität Heidelberg, Genderforschung und Gesundheitspsychologie)


    Geschlechterrollen gelten als wesentliche Ursache für Geschlechterunterschiede in gesundheitsrelevantem Verhalten, auch für die höhere Bereitschaft von Männern zu Risikoverhalten und ihr durchschnittlich geringeres Engagement in präventiven Verhaltensweisen. In dem Vortrag wird ein Modell vorgestellt, wie Geschlechterrollen das individuelle Verhalten beeinflussen können, wobei das Geschlechtsrollen-Selbstkonzept  eine zentrale Rolle einnimmt. Es werden exemplarische Ergebnisse aus der eigenen Forschung vorgestellt, in der psychologische Einflüsse auf gesundheitsrelevantes Verhalten im Geschlechtervergleich untersucht wurden, u.a. zu den Themen Stressbewältigung, Alkoholkonsum und Krebsfrüherkennung.

  • 06.07.2021 18.15–19.45

    Geschlechter(de)konstruktion in und durch Film und Fernsehen

    Johannes Weber (Universität Bamberg, Anglistik/ Projekt WegE/ ZLB)


    Durch Netflix u.a. erfahren Film und Fernsehen einerseits einen Wandel, andererseits in Teilen eine Renaissance. Bereits die frühe feministische Filmtheorie hat audiovisuelle Erzählformen als wirkmächtige kulturelle Praktiken zur (Re-)Produktion von Körperbildern des Männlichen und Weiblichen sowie zur Konstruktion von sexueller Differenz bezeichnet. 
    Der Vortrag zeigt auf, wie und warum Film und Fernsehen zu Identifikationsorten für Geschlechterrollen werden und diskutiert hierbei neben den spezifischen Produktions- und Rezeptionsbedingungen auch die Rolle von Filmschauspielern und -genres.
    Ein kurzer Streifzug durch Klassiker des Queer und New Queer Cinema stellt vor, wie es diesen Filmen erzählerisch sowie formal gelingt, nicht-heterosexuelle Subjektivitäten herzustellen. Zum Abschluss werden bei Kindern und Jugendlichen aktuell beliebte Filme und Fernsehsendungen auf ihre geschlechterrollenprägenden Eigenschaften hin untersucht.

  • 13.07.2021 18:15–19:45