Dieses Modell ist in therapeutischer Hinsicht das wichtigste psychologische Modell der Suchtentwicklung und basiert auf dem Prinzip "Lernen am Erfolg" (operantes Konditionieren). Die Suchtentwicklung beruht nach dem Grundmodell der modernen Verhaltensanalyse nach Kanfer und Saslow (1965; zitiert nach Tretter und Müller, 2001) auf folgendem Bedingungsgefüge:
Das Modell wird deshalb auch SORKK-Modell genannt. Eine Grundannahme ist: "Sind die Konsequenzen des Verhaltens kontingent mit dem Verhalten, dann tritt eine Verstärkung (oder Bestrafung) des Verhaltens auf, wodurch die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens verändert wird" (Tretter und Müller, 2001, S.52).
Beispiel:
Eine Person ist sozial etwas gehemmt. Sie konsumiert Alkohol, wird dadurch entspannter und kann leichter auf Menschen zugehen. Diese wiederum wenden sich der Person zu. Im SORKK-Schema ausgedrückt heißt das: die mit dem Alkoholkonsum kontingente positive Konsequenz reduziert den in der sozialen Situation bestehenden negativen organismischen Zustand der Person. Die Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens (Alkohol trinken) würde sich in diesem Fall erhöhen, eine Sucht kann angebahnt werden.
Mit diesem Prinzip ist auch das Verhalten des "geselligen Gewohnheitstrinkers" erklärbar, der typischerweise keine psychischen Probleme hat oder aus einem gestörten Familiensystem kommt. Sein Trinkverhalten wird durch die erfahrene soziale Verstärkung stabilisiert (Steigerung positiver Zustände). Auch "Selbstmedikation" durch Alkohol lässt sich mit Hilfe des SORKK-Schemas besser verstehen (Linderung aversiver Zustände).
Aber es kommt nicht nur das Prinzip des operanten Konditionierens, sondern auch das des klassischen Konditionierens zum Einsatz. Mit diesem Ansatz kann die Kontextbezogenheit des Drogenkonsums erklärt werden. Bestimmte ursprünglich neutrale Reize können zu Hinweisreizen für Drogenkonsum werden und süchtiges Verhalten auslösen. Diese "cues" können sowohl olfaktorische (z.B. Schweinebraten gekoppelt mit Bier), als auch visuelle (z.B. Spritze bei Heroinabhängigkeit) oder auch akustische (z.B. drogen-bezogene Musik) Reize sein.
Des Weiteren spielt Modelllernen eine bedeutsame Rolle für die Initiierung des Drogenkonsums und eine mögliche Bahnung des Suchtverhaltens.