Nach Tretter und Müller (2001) ist es sinnvoll, "von einem allgemeinen Rahmenmodell auszugehen, das alle Aspekte, also die biologischen, die psychologischen und die sozialen Faktoren gemeinsam berücksichtigt: Bei dem einen Patienten ist nämlich die Konstellation eher biologisch geprägt, bei einem anderen wieder psychisch, beim Dritten sind es soziale Umstände, die die Sucht aufrechterhalten" (S.61).
Ein allgemeines Rahmenmodell ist das so genannte "Drei-Faktoren-Modell" oder "biopsychosoziale Ursachenmodell", welches in folgender Abbildung vereinfacht dargestellt ist:
Quelle: Zeitler, 2001, S.310
Sucht ist demnach Ergebnis der wechselseitigen Beeinflussung von
Innerhalb dieses Modells kann an verschiedenen Punkten angesetzt werden. Zwei Möglichkeiten werden nun kurz erläutert:
Bei diesen Modellen liegt der Schwerpunkt auf dem Beziehungsverhältnis zwischen Person und Umwelt. Sucht ist zum einen bedingt durch vielfältige Umweltfaktoren, die das Verhalten und die Person beeinflussen, gleichzeitig bedingt Sucht aber auch die Art wie Menschen mit ihrer Umwelt umgehen.
Noch genauer differenzieren kann man, wenn man die Lebensbereiche der Person in Arbeit, Familie, Freizeit, Wohnung usw. aufgliedert. Es wird deutlich, dass jede Person in einem komplexen Gefüge von Beziehungen steht. In jedem Bereich werden andere Anforderungen an sie gestellt (z.B. Arbeit: Leistung, Familie: Zuneigung, etc.). "Jeder Mensch muss für einige Zeit den einen oder anderen Bereich aus dem Auge lassen, um sich einem bestimmten Bereich besonders zu widmen. Auf diese Weise entstehen Einseitigkeiten, die als schuldhaft erlebt werden und Konflikte mit sich bringen. Aus dieser Spannungssituation heraus entsteht die Gefahr, dass bei gleichzeitigem Konsum von Drogen eine Ausblendung der problematischen Lebensbereiche erfolgt und ein Entspannungseffekt auftritt, der so angenehm ist, dass er immer wieder angestrebt wird" (Tretter und Müller, 2001, S.62).
Auch die Person kann in den Mittelpunkt gestellt werden. Vier einflussreiche Faktoren können betrachtet werden:
Person und Umwelt
Das Bedingungsgefüge der Sucht ist komplex und es bestehen Probleme, die eindeutige Kausalität in einer Wirkrichtung nachzuweisen. Vielmehr sind es rückgekoppelte Wirkungseinflüsse, die uns hier begegnen.
Zwei Arten von Rückkoppelungen können unterschieden werden:
Beispiel für einen "Teufelskreis"
wäre, wenn Trinken Schamgefühle bewirkt, die wiederum das Trinken steigern, bis Vergessenseffekte die Scham mindern. Auch im interpersonellen Bereich sind bestimmte Reaktionen mit "Teufelskreisen" erklärbar:
Der Patient sagt: "Ich trinke, weil meine Frau so böse ist", seine Frau sagt: "Ich bin böse, weil er trinkt".
Ein grundlegendes Verständnis dieser Vernetztheit und gegenseitiger Beeinflussung der unterschiedlichen suchtbedingenden und -aufrechterhaltenden Faktoren ist wichtig, um als Akteur im Hilfssystem nicht mittelfristig frustriert die Betreuung von Abhängigkeitsgefährdeten und Abhängigen aufzugeben.
Rückkopplungen