"Die Wirkungsweise der Substanzen erklärt sich vor allem durch ihre chemische Struktur und die damit verbundene Affinität zu einzelnen Rezeptoren im Gehirn. [...] Bedeutsam ist die Pharmakokinetik, d.h. die Resorptionszeit bzw. die Latenzzeit bis zur maximalen Wirkung (bzw. dem maximalen Plasmaspiegel) und die Plasmahalbwertzeit (kurz: HWZ), also jene Zeit, die bis zur Halbierung der Plasmakonzentration (ausgehend von einem Referenzwert, z.B. Maximum) vergeht.
Die HWZ ist bei Vergiftungen sehr bedeutsam, da z.B. Methadon mit ca. 24h HWZ bei zu engen Dosierungsabständen zu gefährlichen Additionseffekten führen kann, mit der Folge von beispielsweise tödlichen Atemdepressionen. Auch sind Abbauprodukte von Substanzen gelegentlich noch psychoaktiv, wie dies vor allem bei einigen Benzodiazepinen der Fall ist. Diese so genannten "aktiven Metaboliten" können 40 h und länger im Blut sein" (Tretter, 2001a, S. 75-76).
Cannabis hat eine besonders eigenwillige Pharmakokinetik. Durch seine starke Affinität zu Fett (Lipophilie) ist der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) zwar nach einer Stunde aus dem Blut, reichert sich aber in fetthaltigem Gewebe an. Auch wenn schon kein THC mehr im Blut vorhanden ist, hält die Wirkung an. Cannabis kann aber auch noch Tage und Wochen im Urin nachgewiesen werden. Die hohe Affinität zu Fett wird für Flashbacks verantwortlich gemacht.
"Ein von der Pharmakokinetik relativ abgekoppeltes Wirkprofil haben neben Cannabis auch Amphetamine, Methamphetamine (Ecstasy), Kokain und besonders häufig Psilocybin/Psilocin und LSD. Es treten pathologische Rauschmuster auf, vor allem in Form von paranoid-halluzinatorischen Syndromen, die mehrere Tage bis Wochen (Drogenpsychose) persistieren können" (Tretter, 2001a, S.76).
chemische Struktur ausschlaggebend für Drogenwirkung
Latenzzeit und Plasmahalbwertzeit
Abbauprodukte = aktive Metaboliten können noch länger aktiv sein.
Spezielle Pharmakokinetik von Cannabis und deren Auswirkungen.
(siehe auch: Grundlagen > Stoffkunde > Konsum)
Oraler Konsum
Die meisten Substanzen haben eine Resorptionszeit von 15-30 Minuten. Nach 1-4 Stunden ist ein Wirkungsmaximum erreicht, dieses kann aber bis zu mehr als 12 andauern (z.B. bei LSD). Stoffe, die oral appliziert werden sind z.B. LSD, Ecstasy, Alkohol.
Inhalation
Nach wenigen Minuten tritt die Wirkung ein. Durch Inhalation besteht ein gewisser Schutz vor bedrohlichen Intoxikationen. Beispiele für Substanzen, die inhaliert werden, sind Cannabis, (gelegentlich) Heroin, Nikotin und Kokain.
Applikation über die Schleimhäute (nasal, rektal, vaginal)
Diese Art des Konsums ist besonders bei Kokain beliebt.
Intravenöse Applikation
Die Wirkung tritt innerhalb von Sekunden ein ("Flash"). Hauptsächlich Heroin wird so konsumiert, aber auch Kokain kann intravenös injiziert werden. Neben der Gefahr einer Überdosierung sind Injektionen auch im Hinblick auf Ansteckungsgefahr bei unsauberen Spritzen nicht zu unterschätzen.
Besonders wichtig im Hinblick auf die Wirkung ist die Rezeptoraffinität. Besonders im Bereich der Opiate spielt die Rezeptorbindung eine wichtige Rolle. Da sie z.B. bei Buprenorphin sehr hoch ist (die Wirkzeit ist ca.70 h), ist es im Notfall, also bei Überdosierung schwierig, antagonistische Substanzen (wie z.B. Naloxon) einzusetzen, weil es zu wenige freie Rezeptoren gibt.
Rezeptorbindung als wichtiger Wirkfaktor.