6. Ôwi, geselle Ruolant, wan blâsestu noch dîn horn? (V.3863-3865)

Als Roland das Ende prophezeit:

 

si habent den tôt an der hant.                           Ihr Tod steht unmittelbar bevor.              

(V. 3863)

 

weiß er schon, dass alles von Gott abhängt. Daher verweigert er das Hornsignal:

 

ich swüere dir ain offen ait,                               wollte ich dir öffentlich schwören,

daz ich ez niene blâsen wil.                             daß ich es auf keinen Fall blasen werde.

(V. 3874-3875)

 

weil er lieber sein Schicksal und den Wille Gottes akzeptieren will: 

 

daz müez nu allez an gote gestân,                   Das soll alles bei Gott stehen,

(V.3870)

 

Wie Roland, der das Horn nicht bläst, will der Heilige Sebastian gegen seine Folterer nicht aufbegehren und lieber den Tod auf sich nehmen. Eher zu allem bereit sein, als dem Glauben am Christus abzusagen. 

 

 

 

Weiterführende Literatur:

Der Pfaffe Konrad: Rolandslied. Halle 1955.

Victorio, Juan: Cantar de Roldán. Madrid 1989.