3. Männlichkeit

3.2. Papst Gregor als Ritter, Herrscher oder nur Kleriker?

Gregor stellt das Gegenteil eines Ritters dar. Ritter definieren sich durch ihr kraftvolles Auftreten, eine Rüstung, ihr Pferd oder ihre Waffen. Papst Gregor I. wird zwar nicht ohne Waffen dargestellt, jedoch sind es keine Schwerter oder Lanzen, denn Heilige werden meist mit ihren Attributen dargestellt. Im Fall Gregors, mit der Bibel und dem Heiligen Geist, diese dienen ihm als Waffen des Glaubens. Er kämpft mit ihnen für die Verbreitung und Stärkung des Christentums, wie ein Ritter gegen Feinde, „bekämpft“ er die Ungläubigen und die Zweifler. Deshalb unterscheiden sich Kleriker nicht so sehr von Rittern, wie man zuerst denken könnte, denn auch sie treten für ihre Interessen ein, nur dass sich diese von denen der Ritter unterscheiden.

Der Heilige Papst Gregor kann zudem noch als Herrscher gesehen werden, denn als Kirchenoberhaupt hatte er im Mittelalter ebenso viel Macht wie ein Kaiser, da er für dessen Krönung verantwortlich war.

Somit kann man sagen, dass Geistliche einen gesondert zu betrachtenden Bereich der Männlichkeit bilden, da sie zwar Männer sind, ihre Geschlechtsmerkmale nicht zur Schau stellen, um nur in ihrer Funktion als Kleriker wahrgenommen zu werden. Trotzdem kann man sie nicht der marginalisierten Männlichkeit zuordnen, da sie für den Glauben kämpfen, Herrscher sein können und vor der göttlichen Ordnung bestand haben, auch wenn ihre Männlichkeit hinter der Geistlichkeit zurücktritt.


Literatur:

Burns, Jane: Courtly Love Undressed. Reading through clothes in medieval french culture. Pennsylvania 2002.

Connell, R.W.: Der gemachte Mann. In: Gender Studies. Hrsg. v.: Franziska Bergmann, Franziska Schößler, Bettina Schreck. Bielefeld 2012.

Martschukat, Jürgen, Stieglitz, Olaf: Geschichte der Männlichkeit. Frankfurt a.M. 2008.

Bild "Ritter": http://www.jadu.de/mittelalter/ritter/text/rittertum.html