2. Interpretation und Männlichkeit des Objekts
Wenn körperliche und soziale Transgressionen der Geschlechtergrenzen und Abweichungen von den Geschlechteridentitäten stattfinden, spricht man von einer marginalisierten Maskulinität. Da der Heilige Sebastian in dieser Darstellung die Erwartungen an einen Mann und Soldaten nicht erfüllt, wird er durch die Marginalisierung sanktioniert.
2. Inneres
Obwohl der Heilige Sebastian römischer Soldat war, nimmt er in diesem Gemälde eine passive und schwache Haltung ein und zeigt weder Autorität noch Dominanz seinen Folterer gegenüber, was mit den Werten eines Mannes und Kriegers nicht zusammenpasst. Dieses Verhalten ist eher von Opfern, und infolgedessen von Frauen, zu erwarten. Nochmals wird hier die Feminisierung des Heiligen Sebastian betont.
Es besteht also ein großer Unterschied zu der Figur Rolands, der als „richtiger“ Mann und Machthaber repräsentiert wird.
Weiterführende Literatur:
Bennewitz, Ingrid: Genderdiskurse und Körperbilder im Mittelalter. Eine Bilanzierung nach Butler und Laqueur. Münster 2002.
Bohde, Daniela: Haut, Fleisch und Farbe. Körperlichkeit und Materialität in den Gemälden Tizians. Emsdetten 2002.
Burns, Norman T.: Concepts of the hero in the Middle Ages and the Renaissance. London 1976.
Bynum, Caroline W.: Fragmentierung und Erlösung. Frankfurt am Main 1996.
Cadden, Joan: Meanings of sex difference in the Middle Ages: medicine, science and culture. Cambridge 1993.
Cullum, Patricia H.: Holiness and masculinity in the Middle Ages. Cardiff 2005.
Hadley, Dawn M.: Masculinity in medieval Europe. London 1999.