1. Kunst- und Kulturgeschichtliche Hintergrundinformation zum Objekt
Sebastian ist eine prominente Figur unter den Märtyrern. Er wurde immer für ein interessantes ästhetisches Motiv gehalten. Auffallend ist, dass er je nach Epoche auf verschiedene Weise abgebildet wurde.
2. Die Darstellung des Heiligen Sebastian im Mittelalter und in der Renaissance
Typisch für das Mittelalter ist seine Darstellung als Krieger mit zeigenössischer Rüstung, Schild, Helm und Schwert. Zu dieser Zeit erwähnt man seinen Rang als römischer Soldat und noch nicht sein Martyrium.
In der Frührenaissance tritt er als junger, schöner Mann auf, gering bekleidet und an einem Baum oder einer Säule angebunden. Diese Art von Darstellung passt besser zu der Legende und Nachfolge Christi [1], und wird von den Künstlern zur Anfertigung anatomischer Studien verwendet, in welchen Sebastian im Moment der Folter dargestellt wird, sein Leid zeigt und seine Muskeln anspannt. Im Laufe der Zeit kommen keine Knechte mehr vor und es wird immer mehr Wert auf die Anatomie des menschlischen Körpers gelegt.
Da man in dieser Epoche in der Malerei nach Harmonie, Gelassenheit und Idealgestalt strebt, erscheinen sein Gesichtsausdruck und Leib mehr und mehr entspannt. Ganz oft wird er wie Christus an einer antiken und zerfallenen Säule angebunden [2]. Solche Imitatio Christi gehört zum Wesen und Begriff des Heiligen und wird in der ganzen Renaissance thematisiert. In der Spätrenaissance spiegelt der Körper des Heiligen Sebastian Leid wieder und wird häufig zusammen mit einem Engel dargestellt, vom dem er die Krone des Märtyrertums als himmlischen Lohn bekommt, wie es auch im Rolandslied geschieht [3].
Gegen Ende des Jahrhunderts verlief der Bruch mit den harmonischen Konzepten.
Weiterführende Literatur:
Braun, Joseph: Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst. Berlin 1988.
Hadeln, Detlev: Die wichtigsten Darstellungsformen des Heiligen Sebastian in der italienischen Malerei bis zum Ausgang des Quattrocento. Strassburg 1906.
Réau, Louis: Iconographie de l’art chrétien. Paris 2000.
Réau, Louis: Iconografía del arte cristiano. Introducción general. Barcelona 2008.
Wittkower, Rudolf: Art and architecture in Italy, 1600 to 1750. Middlesex 1965.
Wittkower, Rudolf: Arte y arquitectura en Italia 1600-1750. Madrid 1989.
Bilder:
Bild oben links: Statue des Heiligen Sebastian aus dem 13. Jh in Münster, Westturm.
Braun, Joseph: Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst. Berlin 1988.
Bild mitte rechts: Gemälde von Hans Holbein der Ältere, Sebastiansaltar: Martyrium des Heiligen Sebastian, 1516.
http://www.pinakothek.de/hans-holbein-d-ae/sebastiansaltar-martyrium-des-hl-sebastian
Bild unten links: Gemälde von Perugino, Sebastian, 1478.
http://www.flickr.com/photos/savasir/3116594963/
[1] Gemälde von Luca Signorelli, Geißelung Christi, 1508.
http://www.kulturstiftung.de/aufgaben/kur-programm/
[2] Skulptur von Gregorio Fernández, Cristo atado a la columna, 1619.
http://www.lahornacina.com/seleccionesflagellavit15.htm
[3] Gemälde von Giovanni Bazzi Sodoma, Der heilige Sebastian, 1525.
http://www.reprodart.com/a/bazzi-giovanni/san-sebastian-2.html