Das Tutorium sollte insbesondere in Kombination mit der Vorlesung "Einführung in die Geschichte der Slavischen Kunst und Kultur" belegt werden. Im Tutorium werden Themen und Aspekte, die in der Vorlesung behandelt werden, mit weiteren konkreten slavistischen Beispielen vertieft. Außerdem wird eine Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten und Präsentieren im Bereich der Slavischen Kunst- und Kulturwissenschaft gegeben, z.B. in das Schreiben wissenschaftlicher Studienarbeiten, der Vorbereitung von Referaten und der Gestaltung von Präsentationen. Das Tutorium dient ferner auch dazu, allgemeine Fragen und Themen des Studiums der Geschichte und Theorie der Slavischen Kunst und osteuropäischen Kultur zu besprechen.
Semester: 2023/24 Wintersemester
Böhmische Barockgotik
Semester: 2023/24 Wintersemester
Oberseminar: Forschungsseminar und Bachelor- und Masterkolloquium

Im Rahmen des Oberseminars sollen in der Entstehung befindliche wissenschaftliche Studien- und Abschlussarbeiten gemeinsam diskutiert und besprochen werden. Es können sowohl Bachelor- und Masterstudierende als auch Doktorand:innen und Postdoktorand:innen der Slavischen Kunst- und Kulturwissenschaft ihre aktuellen Arbeiten vorstellen. Darüber hinaus bietet das Seminar einen Rahmen für die Auseinandersetzung mit methodologischen Fragen kunst- und kulturwissenschaftlichen Arbeitens sowie für die Diskussion von aktuellen slavistischen Forschungsthemen. Auch fortgeschrittene Studierende können bei Interesse und nach einem Vorgespräch an dem Oberseminar teilnehmen.

Eine persönliche Anmeldung per Mail an jeanette.fabian@uni-bamberg.de ist erwünscht.
Semester: 2023/24 Wintersemester
Die Avantgarde will nicht nur Vorhut sein, sondern sie ist radikal und absolut. Sie postuliert nichts Geringeres als die definitive Beendigung der bisherigen traditionellen Kunstformen. Von diesem Nullpunkt ausgehend entwirft sie mit ihrer Ästhetik, Manifestation und ihren intermedialen Kunstwerken – sozusagen als Kunst nach dem Ende der Kunst – Neues und Revolutionäres.

Im Mittelpunkt des Seminars stehen die vielfältigen, neuen und revolutionären künstlerischen Formen des Poetismus, der als ein originärer Beitrag der tschechischen zur europäischen Avantgarde zwischen den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts anzusehen ist. Nach dem Selbstverständnis der avantgardistischen Literaten, Künstler:innen und Architekten, die sich in der Prager Künstlergruppe Devětsil zusammengeschlossen haben, widersetzen sich diese künstlerischen Formen jeglicher „ästhetischer und philosophischer Orientierung“ (Karel Teige) und werden statt dessen aus dem ursprünglichen Leben geboren. Das neue Material, dessen sich die Poetisten für ihre künstlerische Arbeit bedienen, ist demnach – wie es im zweiten Manifest des Poetismus geschrieben steht – „der Film (die neue Kinografie) und auch die Aviatik, das Radio, die technischen, optischen und akustischen Erfindungen (Optophonetik), der Sport, der Tanz, der Zirkus und die Music-Hall, die Orte tagtäglicher Erfindungen und ununterbrochener Improvisation.“ Der avantgardistische Gestus ist nur allzu deutlich und es bleibt natürlich zu fragen, ob dies lediglich programmatische Absichtserklärungen sind oder ob sich diese Forderungen auch in den realisierten künstlerischen Werken des Poetismus ausdrücken.

Wir werden uns zunächst einführend mit den ästhetischen Grundlagen und Manifestationen nicht nur der tschechischen, sondern auch der europäischen Avantgarde beschäftigen, mit dem Ziel die intertextuellen Verflechtungen zu anderen avantgardistischen Strömungen wie dem Futurismus, Purismus oder Konstruktivismus offen zu legen und gleichzeitig, das Originäre der poetistischen Kunst herauszuarbeiten. Anschließend werden wir das poetistische Konzept einer „Poesie für alle Sinne“, das zu einer Erweiterung des traditionellen Kunstbegriffs führt, anhand von zahlreichen künstlerischen Beispielen aus der Malerei, der Typographie, der Fotografie, der Literatur, des Theaters, des Tanzes, des Films, sowie der Musik und Architektur analysieren. Fragen der Synästhesie (Kopplung bzw. Miterregung mehrerer Sinne) werden uns dabei ebenso beschäftigen wie die Bedeutung der (damals) neuen technischen Medien, die von den tschechischen Künstlerinnen und Künstlern als die einzig zeitgemäßen Kunstformen verstanden wurden und – neben der Architektur – zu neuartigen Kunstwerken geführt haben.

Das Seminar dient auch der Vorbereitung zu einer Prag-Exkursion, die im SoSe 2024 stattfinden wird. Ein ausführlicher Seminarplan mit den einzelnen Themen und weiteren Literaturempfehlungen wird in der ersten Sitzung verteilt. Ferner gibt es einen digitalen Handapparat, in dem einige Grundlagentexte und zu besprechende Bilder eingescannt sind. Besondere Sprachkenntnisse sind für die Teilnahme am Seminar nicht erforderlich. Gäste aus anderen Studiengängen sind nach Anmeldung willkommen.
Semester: 2023/24 Wintersemester
Das Interesse europäischer Künstler:innen an außereuropäischen Kulturen und Kunstwerken ist seit dem 18. Jahrhundert hinlänglich bekannt. Das Sammeln von Chinoiserien im 18. Jahrhundert, die Orientalismus-Mode oder der Japonismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und sein Einfluss auf die impressionistische Malerei oder den Art Deco Stil sind prominente Beispiele für die Rezeption und Faszination an den fremden Kulturen. In der Moderne des 20. Jahrhunderts verlagert sich das Interesse an den außereuropäischen Kulturen von den Hochkulturen zu den so genannten „primitiven Kulturen“, wobei der Begriff ‚Primitivismus‘ – damals wie heute – eine negative, herabsetzende und diskriminierende Konnotation hat bzw. – wie Hal Foster es ausdrückte – „eine (Fehl)Konstruktion des Fremden“ repräsentiert. Die künstlerische Avantgarde hat dagegen in dem Begriff des Primitiven – auch aus Provokation gegen die bürgerliche Kultur – fast ausschließlich etwas Positives gesehen. Die europäischen Künstler:innen sahen z.B. in den entdeckten vorzeitlichen Felsenbildern oder in den afrikanischen, ozeanischen oder indigenen Kulturen den Ursprung oder zumindest einen Weg zum Ursprung der Kunst, der für ihr eigenes Werk als Inspiration für den Anfang einer neuen (zukünftigen) Kunst gedeutet wurde. Hier zeigt sich das Grundmuster des Neoprimitivismus „zwischen dem Vorgestern und dem Übermorgen, dem uralten und total Neuen, der Archaisierung und der Innovation“ (Hansen-Löve). Die Künstler:innen, von denen einige sich selbst als primitiv bezeichneten, faszinierte an den so genannten „primitiven Kulturen“ das Archaische, das mit Authentizität, Natürlichkeit und Ursprünglichkeit assoziiert wurde, sowie die Unmittelbarkeit des Ausdrucks und die Einfachheit der künstlerischen Ausdrucksform.

Wir werden uns im Seminar zunächst mit der Explikation und Geschichte des Begriffs und mit den soziokulturellen und ästhetischen Grundlagen des ‚Primitivismus‘ bzw. ‚Neoprimitivismus‘ beschäftigen, wobei sowohl Fragen nach dem Verstehen fremder Kulturen als auch Probleme des Kulturtransfers und der interkulturellen Aneignung und Differenzierung außereuropäischer Kulturen behandelt werden sollen. Der Neoprimitivismus ist ein gesamteuropäisches Phänomen und auch nicht auf eine einzelne künstlerische Gattung beschränkt. Im Mittelpunkt des Seminars werden daher zum einen sowohl west- wie auch osteuropäische Formen neoprimitivistischer Kunst stehen, die wir hinsichtlich ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede miteinander vergleichen wollen. Zum anderen werden wir Beispiele sowohl aus den Bild- wie auch aus den Wortkünsten behandeln. Wir werden im Seminar kulturelle und künstlerische Praktiken untersuchen, die von den vorzeitlichen Felsbildern und außereuropäischen Kulturen über Dada und Surrealismus bis hin zu Graffiti, Performance Art und anderen gegenwärtigen künstlerischen Ausdrucksformen reichen. Der Begriff des (Neo-)Primitivismus hat sich im Verlaufe der Zeit gewandelt und es wird dabei nicht nur das künstlerische Interesse an den archaischen und ursprünglichen kulturellen Praktiken und Artefakten außereuropäischer Kulturen verstanden, sondern auch der allgemeine Bezug auf das Phänomen der Volkstümlichkeit (Folklore), das Interesse an infantilen Zeichnungen oder die Faszination an der so genannten ‚Kunst von psychisch Erkrankten‘. Auch diese Phänomene bzw. ästhetischen Bezugnahmen werden wir anhand ausgewählter Beispiele des poetischen Primitivismus und der neoprimitivistischen Bildkunst des 20. Jahrhunderts behandeln.
Semester: 2023/24 Wintersemester
Die Verbannung unbequemer und missliebiger Schriftsteller:innen, Künstler:innen und Kulturschaffender oder von einzelnen Texten und Publikationsformen aus dem offiziellen Literatur- und Kulturbetrieb gehörte zu den Standardmaßnahmen der kommunistischen Kulturpolitik. Sie fand in allen Ländern des ehemaligen sogenannten „Ostblocks“ statt und führte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer Parallelkultur bzw. zu einer Kultur, die nur im Verborgenen stattfinden konnte und als subversiv empfunden wurde. Andersdenkenden, die sich „in einem unfreien Land begannen, wie freie Menschen zu benehmen“ (A. Amalʼrik), wurde Berufs- und Publikationsverbot auferlegt.

Im Mittelpunkt des Seminars stehen die im Selbstverlag herausgegebenen Texte des Samizdat während der 1950er bis 1980er Jahre vor allem in der Sowjetunion und Tschechoslowakei. Neben einem Überblick zur Begriffsdefinition und zum Selbstverständnis des Samizdat sollen ausgewählte literarische Werke (z.B. von V. Erofeev, V. Aksenov, A. Bitov, V. Stus, I. Svitlyčnyj, J. Gruša, V. Havel, L. Vaculík) sowie auch andere Formen des kulturellen Untergrunds und Widerstands, z.B. politische Manifestationen, Filme, Musik, Performance Art, Pop-Kultur und die nonkonformistische Kunst behandelt werden mit dem Ziel, die unterschiedlichen Funktionsweisen des Samizdat und Underground zu diskutieren. 

Die vielfältigen literarischen und künstlerischen Formen des kulturellen Untergrunds, die sich in politischen, wissenschaftlichen, künstlerischen, literarischen oder musikalischen Ausdrucksformen manifestieren, können als signifikante soziale Konstruktionen einer Gesellschaft interpretiert werden, in der Zensur, Verfolgung, Unterdrückung und Ausgrenzung herrschte. Welche Bedeutung dem Untergrund und der Samizdat-Literatur samt ihrer Aufarbeitung für das kulturelle Gedächtnis zukommt, soll den Abschluss unserer Diskussionen bilden. 

Das Seminar findet in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Slavistik der Universität Würzburg statt und die einzelnen Sitzungen erfolgen teils online, teils hybrid und teils als Blocktermine. Experten zu einzelnen Themen wurden für Gastvorträge angefragt. Die Vorbesprechung findet in der zweiten Vorlesungswoche am Mittwoch, d. 25.10., um 16:15 Uhr online statt. Zu Beginn des Seminars wird ein detaillierter Seminarplan ausgegeben, in dem die einzelnen Themen der Seminarsitzungen und weitere Literaturangaben aufgeführt sind. Ferner gibt es einen digitalen Handapparat, in dem einige Grundlagentexte und zu besprechende Bilder eingescannt sind. Besondere Sprachkenntnisse sind für die Teilnahme am Seminar nicht erforderlich. Gäste aus anderen Studiengängen sind nach Anmeldung willkommen.
Semester: 2023/24 Wintersemester
Die Einführung in die Slavische Kunst- und Kulturwissenschaft ist eine auf zwei Semester angelegte Veranstaltung (Basismodul I und Basismodul II), in der zum einen (im Einführungsseminar des SoSe) die theoretischen und methodischen Grundlagen und zum anderen (in der Vorlesung im WiSe) die historischen Positionen der Slavischen Kunstepochen und künstlerischen Ausdrucksformen osteuropäischer Kulturen im 19. und 20. Jahrhundert anhand ausgewählter Stile, Künstler und Werke dargestellt und behandelt werden.

In der diessemestrigen Vorlesung werden wir uns auf den kulturellen Zeitraum vom 19. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts konzentrieren. Beginnend mit dem Aufbruch zur Moderne werden wir vornehmlich anhand von russischen, polnischen, tschechischen und ukrainischen Beispielen künstlerische Stilrichtungen wie z.B. den Realismus, Naturalismus und Symbolismus in den ost(mittel)europäischen Kulturen behandeln. Der Schwerpunkt der Vorlesung liegt im Weiteren in den modernen und avantgardistischen Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts. In Auseinandersetzung mit den Stilrichtungen, die sich erstmals in der damaligen Weltkulturhauptstadt Paris präsentierten, z.B. dem Impressionismus und Kubismus, entstanden auch in den ost(mittel)europäischen Kulturzentren bedeutende künstlerische Gruppierungen und Werke. Wir werden uns unter anderem mit Themen wie der kubistischen Malerei und Architektur, dem Futurismus und Suprematismus sowie Formen des Konstruktivismus und Surrealismus befassen, bevor wir abschließend die Ästhetik des Sozialistischen Realismus und die Kunst des Samizdat vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts diskutieren und behandeln werden.

Es wird empfohlen, das parallel angebotene Tutorium zur Einführung zu besuchen, in dem zum einen die behandelten Themen der Vorlesung vertieft werden können und zum anderen Arbeits- und Präsentationstechniken der Slavischen Kunst- und Kulturwissenschaft sowie die Referate ausführlich besprochen werden. Ein Seminarplan mit den genauen Themen und weiteren Literaturempfehlungen wird in der ersten Sitzung ausgegeben.
Semester: 2023/24 Wintersemester