Die Avantgarde will nicht nur Vorhut sein, sondern sie ist radikal und absolut. Sie postuliert nichts Geringeres als die definitive Beendigung der bisherigen traditionellen Kunstformen. Von diesem Nullpunkt ausgehend entwirft sie mit ihrer Ästhetik, Manifestation und ihren intermedialen Kunstwerken – sozusagen als Kunst nach dem Ende der Kunst – Neues und Revolutionäres.
Im Mittelpunkt des Seminars stehen die vielfältigen, neuen und revolutionären künstlerischen Formen des Poetismus, der als ein originärer Beitrag der tschechischen zur europäischen Avantgarde zwischen den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts anzusehen ist. Nach dem Selbstverständnis der avantgardistischen Literaten, Künstler:innen und Architekten, die sich in der Prager Künstlergruppe Devětsil zusammengeschlossen haben, widersetzen sich diese künstlerischen Formen jeglicher „ästhetischer und philosophischer Orientierung“ (Karel Teige) und werden statt dessen aus dem ursprünglichen Leben geboren. Das neue Material, dessen sich die Poetisten für ihre künstlerische Arbeit bedienen, ist demnach – wie es im zweiten Manifest des Poetismus geschrieben steht – „der Film (die neue Kinografie) und auch die Aviatik, das Radio, die technischen, optischen und akustischen Erfindungen (Optophonetik), der Sport, der Tanz, der Zirkus und die Music-Hall, die Orte tagtäglicher Erfindungen und ununterbrochener Improvisation.“ Der avantgardistische Gestus ist nur allzu deutlich und es bleibt natürlich zu fragen, ob dies lediglich programmatische Absichtserklärungen sind oder ob sich diese Forderungen auch in den realisierten künstlerischen Werken des Poetismus ausdrücken.
Wir werden uns zunächst einführend mit den ästhetischen Grundlagen und Manifestationen nicht nur der tschechischen, sondern auch der europäischen Avantgarde beschäftigen, mit dem Ziel die intertextuellen Verflechtungen zu anderen avantgardistischen Strömungen wie dem Futurismus, Purismus oder Konstruktivismus offen zu legen und gleichzeitig, das Originäre der poetistischen Kunst herauszuarbeiten. Anschließend werden wir das poetistische Konzept einer „Poesie für alle Sinne“, das zu einer Erweiterung des traditionellen Kunstbegriffs führt, anhand von zahlreichen künstlerischen Beispielen aus der Malerei, der Typographie, der Fotografie, der Literatur, des Theaters, des Tanzes, des Films, sowie der Musik und Architektur analysieren. Fragen der Synästhesie (Kopplung bzw. Miterregung mehrerer Sinne) werden uns dabei ebenso beschäftigen wie die Bedeutung der (damals) neuen technischen Medien, die von den tschechischen Künstlerinnen und Künstlern als die einzig zeitgemäßen Kunstformen verstanden wurden und – neben der Architektur – zu neuartigen Kunstwerken geführt haben.
Das Seminar dient auch der Vorbereitung zu einer Prag-Exkursion, die im SoSe 2024 stattfinden wird. Ein ausführlicher Seminarplan mit den einzelnen Themen und weiteren Literaturempfehlungen wird in der ersten Sitzung verteilt. Ferner gibt es einen digitalen Handapparat, in dem einige Grundlagentexte und zu besprechende Bilder eingescannt sind. Besondere Sprachkenntnisse sind für die Teilnahme am Seminar nicht erforderlich. Gäste aus anderen Studiengängen sind nach Anmeldung willkommen.
Im Mittelpunkt des Seminars stehen die vielfältigen, neuen und revolutionären künstlerischen Formen des Poetismus, der als ein originärer Beitrag der tschechischen zur europäischen Avantgarde zwischen den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts anzusehen ist. Nach dem Selbstverständnis der avantgardistischen Literaten, Künstler:innen und Architekten, die sich in der Prager Künstlergruppe Devětsil zusammengeschlossen haben, widersetzen sich diese künstlerischen Formen jeglicher „ästhetischer und philosophischer Orientierung“ (Karel Teige) und werden statt dessen aus dem ursprünglichen Leben geboren. Das neue Material, dessen sich die Poetisten für ihre künstlerische Arbeit bedienen, ist demnach – wie es im zweiten Manifest des Poetismus geschrieben steht – „der Film (die neue Kinografie) und auch die Aviatik, das Radio, die technischen, optischen und akustischen Erfindungen (Optophonetik), der Sport, der Tanz, der Zirkus und die Music-Hall, die Orte tagtäglicher Erfindungen und ununterbrochener Improvisation.“ Der avantgardistische Gestus ist nur allzu deutlich und es bleibt natürlich zu fragen, ob dies lediglich programmatische Absichtserklärungen sind oder ob sich diese Forderungen auch in den realisierten künstlerischen Werken des Poetismus ausdrücken.
Wir werden uns zunächst einführend mit den ästhetischen Grundlagen und Manifestationen nicht nur der tschechischen, sondern auch der europäischen Avantgarde beschäftigen, mit dem Ziel die intertextuellen Verflechtungen zu anderen avantgardistischen Strömungen wie dem Futurismus, Purismus oder Konstruktivismus offen zu legen und gleichzeitig, das Originäre der poetistischen Kunst herauszuarbeiten. Anschließend werden wir das poetistische Konzept einer „Poesie für alle Sinne“, das zu einer Erweiterung des traditionellen Kunstbegriffs führt, anhand von zahlreichen künstlerischen Beispielen aus der Malerei, der Typographie, der Fotografie, der Literatur, des Theaters, des Tanzes, des Films, sowie der Musik und Architektur analysieren. Fragen der Synästhesie (Kopplung bzw. Miterregung mehrerer Sinne) werden uns dabei ebenso beschäftigen wie die Bedeutung der (damals) neuen technischen Medien, die von den tschechischen Künstlerinnen und Künstlern als die einzig zeitgemäßen Kunstformen verstanden wurden und – neben der Architektur – zu neuartigen Kunstwerken geführt haben.
Das Seminar dient auch der Vorbereitung zu einer Prag-Exkursion, die im SoSe 2024 stattfinden wird. Ein ausführlicher Seminarplan mit den einzelnen Themen und weiteren Literaturempfehlungen wird in der ersten Sitzung verteilt. Ferner gibt es einen digitalen Handapparat, in dem einige Grundlagentexte und zu besprechende Bilder eingescannt sind. Besondere Sprachkenntnisse sind für die Teilnahme am Seminar nicht erforderlich. Gäste aus anderen Studiengängen sind nach Anmeldung willkommen.
- Moderator/in: Eugeniya Ershova
- Moderator/in: Jeanette Fabian
- Moderator/in: Nora Janzen
Semester: 2023/24 Wintersemester