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Grundlagen: Stress

Stressoren und Stressverstärker

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Umweltvariablen als Vermittlungsfaktoren

Ob und zu welchem Ausmaß einer Situation Stressorqualität zugesprochen werden kann, lässt sich grundsätzlich erst ex post facto durch die Beobachtung der jeweiligen Reaktion festlegen. Allerdings wurden einige übergreifende Merkmale zur Beschreibung von Situationen identifiziert, die wahrscheinlich mit eine Stressreaktion hervorrufen oder verstärken, indem sie z.B. Einfluss auf die kognitiven Bewertungsprozesse nehmen (Kaluza, 2010):


Grad der Bekanntheit vs. Neuheit einer Situation


Vorhersagbarkeit oder Sicherheit des Eintretens einer Situation


Kontrollierbarkeit (d.h. die Situation kann abgeschwächt, vermieden, oder beendet werden, indem bestimmte Verhaltensweisen ausgeführt werden) vs. Unkontrollierbarkeit (z.B. Eine unheilbare Erkrankung, persistierender Konfrontation mit Androhung von Gewalt, Pflegen eines Partners mit Alzheimer)


Ausmaß an Mehrdeutigkeit vs. Transparenz der Situation


persönliche Valenz (ego involvement)
Bedeutung; Wichtigkeit; Wertung für die Person selbst

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Wenn sich die Person folglich mit unvertrauten, unvorhergesehenen und oder unbeeinflussbaren Situationen, die gleichzeitig schwer zu überblicken sind und darüber hinaus subjektiv bedeutsame Lebensbereiche tangieren, auseinandersetzen muss, erhöhen die einzelnen Faktoren die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Stressreaktion. Vielleicht nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, um diese diese Kriterien bei sich anzuwenden und so verschiedene Situationen miteinander zu vergleichen.

Sie könnten auch für jeden Einflussfaktor ein persönliches Beispiel benennen.

Darüber hinaus lohnt es sich, gewisse zeitliche Faktoren einer Situation zu berücksichtigen (Lazarus & Folkman, 1984):

  • die Akutheit (der Stressoren)
  • die Dauer
    • zeitlich begrenzt
      (medizinische Operationen, Dissertationsprüfung)
    • chronisch intermettierend
      (wiederholte Expositionen mit Stressoren, z.B. dauerhafte kompetitive Leistung, langfristige medizinische Behandlungen, episodische Erkrankungen wie Migräne)
    • chronisch kontinuierlich
      (psychiatrische Erkrankungen, körperliche Einschränkungen, gesellschaftliches Klima z.B. Rassismus, persisistente Risiken und Stressoren im Beruf
  • der Auftretenszeitpunkt eines Stressors im Lebensverlauf
  • Schnelligkeit des Einsetzens der Stressoren (dementsprechend Länge der Vorbereitungszeit)

Die Bandbreite der zeitlichen Variationen erstreckt sich also von zeitlich begrenzten stressreichen Ereignissen, die v.a. Situationale Anpassungen fordern, bis hin zu chronischen stressreichen Ereignissen, die zeitlich persistieren und einer langfristige Anpassungsleistung bedürfen. Eine solche Differenzierung birgt folglich wichtige Implikationen für Stressbewältigungs- und Interventionsmaßnahmen, insofern, als passende Bewältigungsstrategien eingeübt werden können (Meichenbaum, 2007).

Zur Erinnerung: Die konkreten Umweltmerkmale, die zwar von Lazarus selbst als Vermittlungsfaktoren bezeichnet werden, beziehen sich vorrangig auf die Beschaffenheit des stressauslösenden Stimulus. Dem transaktionalen Stressmodell folgend interessiert demgegenüber in erster Linie die subjektive Bewertung der Stressoren durch die betroffene Person, und weniger der Stressbereich per se. Dennoch ist eine möglichst ganzheitliche Betrachtungsweise der beteiligten, ineinander greifenden Faktoren, zu empfehlen. Der Blickwinkel lässt sich weiterhin auf Konzepte des sozialen, interaktiven Kontexts ausweiten, der in der Forschung zur Bewertung von Situationen zunehmend Beachtung findet (Vertiefungen: psychosozialer Kontext).


vhb-Kurs Stress und Stressbewältigung | © 2012 Prof. Jörg Wolstein, Otto-Friedrich-Universität Bamberg