Modul 1: Grundlagen
Was ist BGF?
Ursprung und Entwicklung II: Der Setting Ansatz
(WHO, 1986)
Dieser Paragraph der Ottawa-Charta umschreibt den {Setting}-Ansatz der Gesundheitsförderung. Das bedeutet, dass Maßnahmen zur Gesundheitsförderung dort geplant und umgesetzt werden sollen, wo Menschen den Großteil ihrer Zeit verbringen, arbeiten und leben, in ihren sogenannten Lebenswelten.
Denken wir nun zurück an das erste Kapitel und die Zusammenhänge zwischen Erwerbstätigkeit und Gesundheit. Durch die doppelseitige Rolle der Arbeit, die Chancen und Gefahren zugleich bergen kann, kommt der Gesundheitsförderung im Arbeitskontext eine besondere Bedeutung zu (vgl. Bamberg, Ducki & Metz, 2011).
Die Settings und die dort durchgeführten Interventionen können sich gegenseitig beeinflussen. Auch wenn das Setting im Fall der BGF in erster Linie auf den Arbeitskontext beschränkt bleibt, betreffen manche gesundheitsförderliche Maßnahmen auch automatisch andere Lebenswelten wie z.B. die Familie, die ihrerseits auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigen haben.
Das Setting „Arbeitsplatz“ erhält bei der Förderung der Gesundheit eine Schlüsselfunktion. Mit Blick auf die Ottawa-Charta reicht es dabei allerdings bei Weitem nicht aus, die Arbeitssituation erfolgreich von schädigenden Faktoren frei zu halten. Auch die Verwirklichung kognitiver, emotionaler, physiologischer und sozialer Bedürfnisse am Arbeitsplatz muss den Mitarbeitern frei stehen. Für die Praxis bedeutet das konkret, dass den Kriterien der Selbstbestimmung, der Entscheidungsfreiheit, der Befähigung zur Arbeitsgestaltung und der gegenseitigen {sozialen Unterstützung} im Aufgabenbereich und im Arbeitsumfeld ein größerer Stellenwert beigemessen werden soll (vgl. Bamberg, Ducki & Metz, 2011). Wie viel Gewicht diesen angeführten Forderungen der Ottawa-Charta tatsächlich aus wissenschaftlicher Sicht zusteht, prüfen wir später, nämlich im nächsten Kapitel.
Ein ausreichender Grad an Selbstbestimmung soll es also den einzelnen Personen ermöglichen, auf die Gesundheit und das eigene Verhalten Einfluss zu nehmen. Es müssen jedoch auch Bedingungen und Verhältnisse vorherrschen, die eine Verbesserung von Gesundheit zulassen und begünstigen (Viglino, 2001).
Als wesentliche Elemente der Gesundheitsförderung, denen sich auch entsprechende betriebliche Maßnahmen stellen müssen, können zusammenfassend die beiden Punkte genannt werden:
- Gesundheitsförderung adressiert primär die Veränderung der gesellschaftlichen Bedingungen für Krankheit und Gesundheit im Gegensatz zur Beeinflussung der persönlichen Lebensweise und des Risikoverhaltens von Individuen (d.h. Verhaltensmodifikation und Gesundheitserziehung), die lange Zeit im Vordergrund standen, wie es z.B. in diesem Werbeclip, der zu gesundheitsbezogenem Verhalten aufruft, deutlich wird:
- Essenzielle Komponenten gesundheitsfördernder Praxis sind die Stärkung der Handlungsautonomie durch die Erweiterung von Handlungsspielräumen, der Entscheidungs- und Kontrollkompetenz sowie der sozialen Unterstützung der Menschen untereinander, d.h. Empowerment, Qualifikation und Motivation zu gesundheitsorientiertem Handeln.
Wie im folgenden Clip, der eine kreative Lösung zum Erhalt der Gesundheit eines Kollegen zeigt:
Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist eines der primären, in der Konstitution der WHO festgehaltenen Ziele, durch das die BGF entscheidend Aufwind erfuhr. Die Inhalte der Ottawa-Charta und deren Aktualität erhielten 2005 durch die Bangkok-Charta für die GF in einer globalisierten Welt und durch die Konferenz in Helsinki 2013 erneut Bestätigung.
Inwiefern erfasst der folgende australische Videoclip die zentralen Ziele und Strategien der Gesundheitsförderung? Gelingt dem Clip aus Ihrer Sicht eine Darstellung der wichtigsten Punkte?
Sehen Sie sich dazu folgenden Clip an:
Understanding Health
Video
Dauer: 3.48 min.
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