das Antifaschismus/Antirassismus-Referat der Studierendenvertretung, das Referat für Hochschulpolitik der Studierendenvertretung und der AStA Bamberg e.V. möchten ganz herzlich zum fünften
festival contre le racisme
Das festival contre le racisme ist eine vom freien zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) initiierte Projetkwoche, die von Studierendenvertretungen, Initiativen und Gruppen getragen werden kann und sich an der jeweiligen Hochschule/Stadt gegen Rassismus, Diskriminierung und Xenophobie richtet.
Es steht dieses Jahr unter dem Motto: Rechte Intelligenz.
Programmübersicht:
Montag, 4. Juni: LUCIUS TEIDELBAUM - Die 'Neue Rechte' - Ein Modernisierungsprogramm der extremen Rechten.
Dienstag, 5. Juni: PHILIPP EICHHORN - Trotzkisten des Nationalsozialismus - Die Konservative Revolution.
Mittwoch, 6. Juni: VINCENT GENGNAGEL - Arnold Gehlen - Herausforderung für den linken Konsens?
Donnerstag, 7. Juni: MALTE PENNEKAMP - Rechtes Denken an unseren Hochschulen - Deutscher Rechtsintellektualismus.
Freitag, 8. Juni: BENJAMIN MAYER - How they gonna come … Rechtsextremismus als (un-)soziale Bewegung.
Alle Vorträge sind im Balthasar (Balthasargäßchen 1, zwischen Schranne und Kaulberg)
und beginnen um 20h. Der Eintritt ist natürlich frei.
Die kompletten Abstracts der verschiedenen Vorträge des festivals findet ihr hier: http://festivalcontreleracisme.blogsport.de/
Aufruf:
„Deutschland dehn Deutschen“ – der Klassiker unter den Anti-Rechts Spots der 90er Jahre: Ein vermeintlicher Nazi schreibt darin diese Parole, inklusive anfänglicher Rechtschreibfehler, an die Wand. Es kommt eine Dame hinzu, streicht das „Deutschen“ durch und ersetzt es durch „Menschen“. Anschließend nimmt sie den Sprayer in den Arm.
Soweit das gängige Bild vom Rechtsextremismus: Rechte sind dumme Menschen, denen leider niemand ordentlich deutsch oder das gehörige Maß Sozialkunde beigebracht hat. Sie haben meist zu wenig Liebe bekommen und ihnen fehlt jegliche Eigenverantwortung. Wenn dem so wäre, dann wäre der Rechtsextremismus mit ein wenig mehr Bildung für das Rechte-“Gesindel“ schon erledigt – die bürgerliche Mitte weiß hingegen schon heute, dass Ausländer_innen auch nur potentielle Arbeitskräfte sind und wer keinen Job bekommt, eben sein bzw. ihr Humankapital nicht optimal ausgenutzt hat. Solchermaßen verkürzt erscheint Faschismus seit den 1990er Jahren als bloße Bildungslücke.
Nach zwanzig Jahren, hunderte von Stellen, tausende von Workshops und Millionen von Fördergeldern für diese Art der Bildungsarbeit, zeigt sich vor allem eins: Die Rechte Szene ist so selbstbewusst, aktiv und brutal wie eh und je. Statt ungebildet und erwerbslos sind bekannte Nazigrößen heute IT-Spezialist_in, Autor_in oder Filialleiter_in und nicht wenige tragen stolz einen Doktortitel. Sich Rechte ausschließlich als minderbemittelte Schläger_innen vorzustellen geht an der Realität vorbei und verschließt die Augen vor dem gefährlichen Bereich der Rechten Intelligenz.
Aufgrund der Verwechslung von Werten und Intelligenz, vor allem durch die Anti-Rechts-Pädagogik, kann die rechte Intelligenz nicht nur relativ ungestört agieren, sondern wird auch häufig gar nicht erst erkannt oder als demokratischer Konservatismus verharmlost. Wie dieses Land sein soll, wer hier leben darf und nach welchen Grundsätzen wir Politik, Bildung oder die Wirtschaft zu organisieren haben, sind aber keine Fragen der Zahlen, Fakten oder der eben von Intelligenz, sondern von Bedürfnissen und Werten.
Trotzdem betrachtet die deutsche Gesellschaft weiterhin nur als rechts(„-extremistisch“), was von haarlosen Schläger_innen, mit Schimpfwörtern gespickt und in grammatikalisch falschem Deutsch geäußert wird. Andererseits wird jede_r Anzugträger_in mit Uniabschluss als Ersatzpriester_in behandelt. Die Gesellschaft ist so oftmals nicht nur unfähig, rechte Gesinnung und Gedankengänge zu erkennen, sondern kann sie in ihrer gebildeteren Form sogar ungestört affimieren.
Das weit verbreitete Bild der Rechten als kleine Gruppe von ungebildeten und gewalttätigen Menschen ist jedenfalls definitiv falsch. Es verkennt nicht nur den in allen Bereichen der Gesellschaft vorhandenen Alltagsrassismus und -antisemitismus, sondern übersieht nahezu völlig eine florierende Gemeinde von gut bis sehr gut gebildeten Personen, die als rechte Intelligenz faschistisches Gedankengut salonfähig machen.
Was sich so alles rechts vom verklemmten Konservatismus tummelt, welche Strategien und Diskurse gefahren und geführt werden und welche Rolle die Rechte Intelligenz neben, zwischen oder für das liberal-konservative Bürgertum und die faschistische Rechte hat, versucht dieses festival contre le racisme zu beleuchten.
Mit freundlichen Grüßen,
Patrick Haas