3. Männlichkeit

3.1. Geistlichkeit durch Verhüllung des Körpers

 In der ForschPapst Gregor, hier ohne Bart ung werden für das Mittelalter drei ständische Formen der Maskulinität unterschieden: Herrscher/ Ritter, Bauern und Geistliche.

Auf dem Bild wird auf den ersten Blick klar, dass Gregor, auch wenn man vorher noch nichts von ihm weiß, der Kategorie der Priester oder Geistlichen zugeordnet werden muss, denn er ist mit eindeutigen Symbolen gekennzeichnet (Mantel, Pluvialschließe, Kamauro). Geistlichkeit, die mit dem Zölibat verbunden ist, bedeutet aber gleichzeitig auch eingeschränkte Männlichkeit. Er muss seine Triebe stark kontrollieren, gebildet sein und bei der Wahl seiner Kleidung die Körperlichkeit nur dezent sichtbar machen, denn er soll vornehmlich als Geistlicher wahrgenommen werden und nicht so sehr als Mann. Dies kann man auch bei Papst Gregor sehen:

Sein gesamter Körper (außer der Kopf, denn der wird vom Kamauro bedeckt) wird vom riesigen Chormantel verhüllt, der die Figur nahezu geschlechtslos erscheinen lässt. Wäre den Betrachtern  nicht bewusst, dass es sich um einen Mann handeln muss, da Frauen keine katholischen Priestergewänder tragen, könnte man die Person auch für eine Frau halten. So wird Gregor auf diesem Bild ohne die Darstellung geschlechtlicher Merkmale gezeichnet, was vermutlich auch so beabsichtigt war, denn Geistliche sollten nicht als Männer, sondern als Diener Gottes angesehen werden. Dass Gregor ohne Bart gezeigt wird, verstärkt den Eindruck des gläubigen, aber wenig männlichen Mannes zusätzlich.


Literatur:

Burns, Jane: Courtly Love Undressed. Reading through clothes in medieval french culture. Pennsylvania 2002.

Connell, R.W.: Der gemachte Mann. In: Gender Studies. Hrsg. v.: Franziska Bergmann, Franziska Schößler, Bettina Schreck. Bielefeld 2012.

Martschukat, Jürgen, Stieglitz, Olaf: Geschichte der Männlichkeit. Frankfurt a.M. 2008.

Bild (Papst Gregor mit Bart): http://www.ewige-anbetung.de/Wunder/Gregor_der_Grosse/Gregor_der_Grosse_2.jpg.