Epochenbegriff und zeitliche Eingrenzung

Politisch begründet wird in der Regel das Revolutionsjahr 1848 als Epochenbeginn angesetzt. Aufgrund des poetologischen Selbstverständnisses kann aber auch schon die Zeit „um 1830“ als Epochenbeginn angesetzt werden, da bereits ab diesem Zeitpunkt sinnvollerweise die Rede von realistischer Literatur sein kann.

Verschiedene Begrifflichkeiten zur Benennung der Epoche wurden diskutiert, v. a. um die Zeit bis 1850, wie beispielsweise Frührealismus, Spätromantik, Biedermeierzeit oder Vormärz. Zwischen 1850 und 1870 setzte sich dann der Poetische Realismus als vorherrschendes Paradigma in der Literatur durch, daher wird diese Zeit auch als Hoch- oder Blütezeit des Realismus bezeichnet.

Mit dem Ende des deutsch-französischen Kriegs und der Reichsgründung 1871 setzt die Spätphase des Poetischen Realismus ein

Wann der Poetische Realismus endet, wird in der Forschung nach wie vor diskutiert; schwierig ist eine genaue Enddatierung auch deshalb, weil im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Strömungen, wie etwa der Historismus oder der Naturalismus, schon auftauchen, diese aber teilweise noch parallel zum Poetischen Realismus verlaufen. Ab den 1880er Jahren setzt sich in der deutschen Literatur ein Stilpluralismus durch, den Sie in der Lektion Literatur um 1900 genauer kennen lernen. Grob datiert endet der Poetische Realismus um 1890, allerdings ist das Datum nicht als endgültiges Ende des Poetischen Realismus zu verstehen, denn es wurden auch danach noch Texte veröffentlicht, die dem Poetischen Realismus zugeordnet werden können. 

Somit lässt sich der Zeitraum 1830–1890 als Epoche des Poetischen Realismus bestimmen.