Realismus-Definition für diesen Kurs

Eine erste Definition dessen, was wir im Rahmen dieses Seminars unter Realismus und Realistischem Erzählen verstehen, lässt sich in Abgrenzung zum Begriff Realistik‘ aufstellen. 

Realismus sollte als Sammelbezeichnung verstanden werden, nämlich für Schreibweisen, Methoden und Darstellungsverfahren, die mit dem, was man Realistisches Erzählen‘ nennt, verbunden werden (vgl. Zipfel 2001, 107).

Realistik, im Gegensatz dazu, bezieht sich nur auf die Ebene der Erzählung, nicht auf die Art und Weise des Erzählens (vgl. ebd., 107).

Realismus meint also die Gesamtheit realistischer Erzählverfahren, während Realistik sich nur auf die erzählte Geschichte, also die Erzählung an sich, bezieht. 

Wie genau diese beiden Begriffe (Realismus – Realistik) zueinander in Beziehung stehen, lässt sich folgendermaßen umreißen:

Im Standardfall wird in dem, was gemeinhin eine realistische Erzählung genannt wird, eine realistische, d.h. mögliche – oder sogar wahrscheinliche – Geschichte auf eine realistische Art und Weise erzählt. Die Verbindung von Realistik und Realismus ist aber bekanntlich nicht zwingend; nicht-mögliche, phantastische Geschichten können auf realistische Art und Weise erzählt werden (z.B. große Teile der Science-Fiction-Literatur oder Kafkas Verwandlung) und ganz und gar realistische Geschichten können auf nicht-realistische Art und Weise erzählt werden [...]. (ebd., 107)

Uns interessiert in diesem Seminar nicht die Realistik, sondern ausschließlich der Realismus. Er zieht sich durch alle Epochen, durch verschiedenste Werke, und Realistisches Erzählen kann ganz unterschiedlich funktionieren – wie wir im Laufe dieses Seminars noch sehen werden. 

Um es noch einmal in einem Satz zusammenzufassen:Wenn im Folgenden von Realismus die Rede ist, dann ist der Gegenstand ein Textverfahren [...].“ (Baßler 2013b, 27)