3. Verbindung des Objekts zur Literatur des Mittelalters
Ein Vergleich zwischen dem Gemälde und den dargestellten Männlichkeiten in der mittelalterlichen Literatur sollen Aufschluss darüber geben, wie sich Männlichkeit in rund 400 Jahren verändert hat. Über Iwein, Tristan und das Nibelungenlied hin zu Simplicius Simplicissimus und Thränen des Vaterlands Anno 1636 von Andreas Gyphius wird die Veränderung analysiert.
3. Tristan
3.1. Tristan und sein Gefolge
Obwohl Tristan ihr Anführer ist und demnach eine Sonderstellung einnehmen sollte, wird er nicht anders ausgestattet als seine Gefährten. Seine Rüstung ist die gleiche, wie die folgenden Verse zeigen:
jâ weizgot der muotrîche, | Ja – bei Gott! – der edelmütige |
der êregire Tristan | und ehrbegierige Tristan |
truoc sunderlîchiu cleider | trug besondere Kleider, |
an von gebâre und von gelâze |
die durch Benehmen und Ausdruck |
gezieret ûz der mâze. |
überaus prächtig verziert waren. |
er haete s'alle an schoenen siten |
Er hatte sie alle an feinem Benehmen |
unde an tugenden übersniten. | und an Vorzügen überflügelt. |
und iedoch an der waete, | Und doch gab es an dem Gewand, |
die mannes hant dâ naete, | das Menschenhand nähte, |
da enwas niht underscheidunge an. | keine Abweichung. |
des truoc der werde houbetman in allen gelîche. |
Das trug der würdige Anführer wie sie alle. |
(V. 5000- 5011)
Allein durch seine Charakterzüge und seine Heldentaten wird er von den Anderen unterschieden. Durch ehrwürdiges Benehmen und Ansehen erhält er die Sonderstellung in der Gruppe. Dennoch ist er nicht von ihnen zu trennen, denn er braucht seine Gefolgsleute, um sie zu führen, sie zu dirigieren und den Gegner in die Flucht zu schlagen. Der edle Ritter definiert sich somit auch über die Männer, die seinem Komando unterliegen.