3. Verbindung des Objekts zur Literatur des Mittelalters.
Weinrausch, Wahnsinn und Nacktheit kommen im dionysischen Kult in Verbindung. In diesem Buch werden die Beispiele aus Carmina Burana und Hartmanns von Aue Iwein erwähnt, die Relation zwischen diesen drei Elementen zeigen. Im vorliegenden Bild stellt dionysischer Körper die Schönheit des männlichen Körpers dar. So wird im Weiteren auch das Thema des männlichen Körpers als Blickobjekt am Beispiel Gottfried von Straßburgs Tristan und Isolde analysiert.
3. Bacchus nackter Körper als Blickobjekt.
3.1. Gottfried von Straßburg "Tristan und Isolde".
Die bekannteste Szene der mittelalterlichen Literatur, wo das männliche Subjekt zum Angeschauten wird und ein weibliches Subjekt als Schauende auftritt, ist in Gottfrieds von Straßburg Tristan und Isolde zu finden.
Nach dem Drachenkampf und vor der Entlarvung des Truchsessen als Lügner, befindet sich Tristan als Spielmann Tantris am irischen Hof im Bad.
Tristan wird von Isolde heimlich angeschaut. Ähnlich wie der dionysische Körper zeichnet sich der Körper Tristans durch die Schönheit und Adeligkeit aus. Das und seine Ritterlichkeit machen ihn zum Ideal der höfischen Gesellschaft. Sein Körper wird dem weiblichen Blick exponiert und der Anblick des schönen Körpers löst Freude Isoldes aus. Der Mann und Frau tauschen ihre traditionelle Rollen. So tritt Isolde als aktiver und Tristan als passiver Part auf.
V. 9990-10004 ouch was er iezu wol genesen, lieht an dem lîbe und schône var. nu nam Isôt sîn dicke war und marcte in ûzer mâze an lîbe und an gelâze. si blickte im dicke tougen an di hende und under d'ougen. si besach sîn arme und sîniu bein, an den ez offenlîche schein, das er so tougenlîche hal. si bespehete in obene hin zetal. swaz maget an manne spehen sol, daz geviel ir allez an im wol uns lobete ezin ir muote. |
Auch war er jetzt erholt und hatte wieder helle Haut und schöne Gesichtsfarbe. Isolde blickte ihn oft an und betrachtete mit außerordentlichem Interesse seinen Körper und sein Gebaren. Sie schaute ihm oft heimlich auf die Hände und in die Augen. Sie sah seine Arme und Beine an, an denen offenbar wurde, was er verbarg. Sie musterte ihn von oben bis unten. Was immer ein Mädchen an einem Mann betrachten soll, das alles gefiel ihr gut an ihm, und sie pries es an ihren Gedanken. |
Weiterführende Literatur:
1. Gottfried von Straßburg. Tristan und Isolde. Hg. v. Rüdiger Krohn. Stuttgart 1980.
2. Uttenreuther, Melanie: Die (Un)ordnung der Geschlechter. Zur Interdepenz von Passion, gender und genre in Gottfried von Straßburgs Tristan und Isolde. Bamberg 2009.