3. Interpretation des Objektes
Interpretation der dargestellten mittelalterlichen Maskulinität
3.2 Die höfischen Tugenden
Das vorgestellte Objekt gehört in die Kategorie „Ritterlichkeit“.
Was bedeutet das – Ritterlichkeit? Dieser Begriff wirkt heute für
manchen fremd. Was man jedoch in moderneren Zeiten unter
Gentleman oder Kavalier verstand, beinhaltet viele der
Tugenden, die schon in den mittelalterlichen Romanen als
vorbildlich, sogar zwingend notwendig für einen guten Ritter
oder König galten.
Eine dieser Tugenden ist die „mâze“ – die Zurückhaltung; das rechte Maß. Die „êre“, d. h. das
ritterliche Ansehen bzw. die Würde waren für einen Ritter genauso wichtig wie die „manheit“ /
Tapferkeit. Die jungen Adligen erfuhren eine höfische „zuht“ – diese Erziehung nach
festen und strengen Regeln war unerlässlich. Andere Tugenden waren „milte“ - Freigiebigkeit,
die vor allem bei Königen erwartet und die mit der „triuwe“ (Treue) seiner Untertanen belohnt
wurde. Im Nibelungenlied gibt es umfassende Verse, die die Geschenke der Königinnen und
Fürsten beschreiben, die sie dem Gefolge überreichen. Freundlichkeit, Beständigkeit, „hôher
muot“ – auch diese Eigenschaften gehörten dazu. In verschiedenen literarischen Werken des
Mittelalters wird Bezug auf diese höfischen Tugenden genommen. Sei es, um die Bedeutung
der Akteure noch mehr zu betonen oder den Gegensatz zu den Antagonisten zu verstärken.
Auch unhöfisches Verhalten seitens der Adligen wurde
angeprangert. Ritter, die dieses „Vergehens“ bezichtigt wurden,
konnten aus der ritterlichen Gesellschaft ausgeschlossen
werden und mussten ihre „êre“ durch Aventiuren wieder
erlangen. Beispiele hierfür wären Hartmann von Aues „Erec“
und „Iwein“. Beide können am Ende wieder in die Gesellschaft
aufgenommen werden.
Die Tugenden unterscheiden im Zeitverständnis den Adel von den Bauern.
Und das war ersteren sehr wichtig. (Siehe Spottfiguren)
Literatur:
http://www.literaturwelt.com/epochen/hochmittelalter.html (letzter Zugriff: 14.03.2013)
Bildquelle:
Darstellung Ritter im höfischen Kreis (Codex Manesse): http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0287?sid=c05897c86e4dbb3bd5c88debbaff2552 (letzter Zugriff: 14.03.2013)
Darstellung Hartmann von Aue (Codex Manesse):http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0364?sid=c05897c86e4dbb3bd5c88debbaff2552 (letzter Zugriff: 14.03.2013)