4.2 Der Verteidiger des Glaubens

Die Kreuzritter zogen ins Heilige Land und auch in andere heidnisch besetzte Länder, um ihren

Glauben zu verbreiten oder zu verteidigen. Adlige Männer mussten allerdings vorher eine

Ausbildung in der Kunst des Kampfes abgeschlossen haben. Somit bezieht sich dieser kleine

Teilbereich der Präsentation auf das Bild des mittelalterlichen adligen Mannes generell.

 

In zahlreichen mittelhochdeutschen höfischen Texten findet man Beschreibungen von Rittern

und deren Ausrüstung. Zu ihrer Wehrhaftigkeit gehörte das richtige Equipment. Das Vermögen

der Männer war entscheidend für die Qualität des Rüstzeugs. Die reichen und aus dem hohen

Adel stammenden Männer wurden viel prunkvoller ausgestattet als die aus dem niederen Adel.

Doch es geht nicht nur um Prestige - im Kampf sind vor allem die Wirksamkeit der Waffen und

der Panzerung entscheidend, ja lebensrettend.

  

Im Rolandslied findet sich eine sehr ausführliche Beschreibung und auch Wertung der

Rüstung Rolands. Dort heißt es ab Vers 3284:

 

         von sînen brüsten vorne scain                     Auf seiner Brust glitzerte

         ain trache von golde,                  3285         ein Drachen aus Gold,

         sam ûz im varen scolde                              als ob aus ihm

         die funken fiures flammen,                          die lodernden Flammen des Feuers herausführten,

         mit gesmelze bewallen,                               umgeben mit Emailschmuck

         das gestaine alsô edele,                              und kostbaren Edelsteinen,

         sôz wol gezam deme helede.      3290          wie diesem Helden es zukam.

         der helm hiez Venerant,                               Venerant hieß der Helm,

                       […]                                                                  […] 

         den die haiden harte vorchten.     3294         den die Heiden sehr fürchteten.

 

Diese Verse beschreiben einen Teil der Ausrüstung Rolands, der sich für den Kampf bereit

macht. Hier wird nicht nur Augenmerk auf die Kostbarkeit der einzelnen Teile gelegt (und damit

auf den Wert der Person selbst), sondern der Drache und die „Heiden“ ins Spiel gebracht.

 

   Der Drache ist das wohl bekannteste Fabelwesen des  

   Mittelalters. Siegfried hat ihm seine beinahe Unverwundbarkeit zu

  verdanken. Der Drache ist ein sehr starkes Symbol: Kraft, Macht,

  Kampfesbereitschaft. Es zeichnet seinen Träger als einen sehr

  tapferen Mann aus. Außerdem wird durch den Drachen eine

  höhere Macht, etwas Magisches ins Spiel gebracht.

 

 

Dass die Teile der Ausrüstung Namen haben, ist verwunderlich.  Es schreibt ihnen damit aber

eine gewisse eigenständige Macht zu, die auch ihre Wirkung nicht verfehlt (siehe Vers 3294). 

 


Literatur:

Verse zitiert nach: Konrad, der Pfaffe: Das Rolandslied. mittelhochdeutsch / neuhochdeutsch, Hrsg.: Kartschoke, Dieter, Reclam, Stuttgart, 1993, S. 232f, 234f.

Bildquelle:

Codex Manesse: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0079?sid=7daf20acc11a524037a9f7793f9f470c (letzter Zugriff: 14.03.2013)

Drache: Teil Relief Hl. Georg, Merseburger Dom, Foto privat