3. Die Seiten der Herrschaft - Der weltliche Herrscher

3.1. Der hl. Servatius als weltlicher Herrscher

Servatius enthebt als ehemaliger Bischof von Tongern noch vor seiner Reise nach Rom Effrata, den Bischof der Stadt Köln, aufgrund dessen unchristlichen Verhaltens seines Amtes. Unterstützt wird er von weiteren Kirchenmännern und gemeinsam setzen sie einen der ihren ein.

He entsat Effratam                        er enthob Effratam

Siner biscopliker eren                  seiner bischöflichen Ehren

(V. 1382-1383)

 

Er nutzt seine Stellung und den Rückhalt wichtiger Männer, um eine mächtige Position mit einem, ihm besser erscheinenden Vertreter Gottes, zu besetzten.

Sobald Servatius von dem drohenden Hunnenangriff erfährt, warnt er alle betroffenen Gemeinden und macht sich auf die Reise nach Rom, um göttliche Gnade zu erbitten.

du dat der heilege man vernam,            Als dies der heilige Mann hörte

sente Servas der getrouwe,       der getreue heilige Servatius

du hadde'r's groten rouwe.         bereitete es ihm großes Leid

sine boden he du sande             Er sandte seine Boten

bit briven achter lande               mit Nachricht in die Lande

umbe den agest ende dore di not.      wegen der drohenden Not/Gefahr

 (V.1080-1085)

 

Da er jedoch seine ehemalige Gemeinde Tongern nicht vor dem Hunnenangriff retten kann, nimmt er sich den Reliquien der Stadt an und führt diese nach Maastricht über in die Sicherheit.

Dat vele werde heildum                                             das viele wertvolle Heiligtum,

Dat hi is in deser stadt                                                  das hier in dieser Stadt ist.

Want ich uch ni so vele ne bat                                  Ich habe euch um nicht viel gebeten

Dat latet mich vuren hinne                          doch lasst mich dies von hier weg bringen

Dore di godes minne                                                    durch die Liebe Gottes

Dat dat behalden blive                                                damit das behalten wird             

Dat uren live                                                                    das eurem Leben

Ender der seleb mute vromen                                 eurem Körper und Seele helfen soll

Of di Hunen here komen,                                          Bevor die Hunnen kommen

     da si’s nit ne vinden                                                      dass sie es nicht finden

ende gode dar ane nine  schnende                        und damit Gott schänden

helpet mich dat ich’t behalde.                                  Helft mir sie zu behalten.

 (V. 2850-2855)


Er bewahrt den Besitz der Kirche sicher vor den Ungläubigen.

Weiterführende Literatur:

Heinrich von Veldecke: Die epischen Werke des Henric van veldeken. Sente Servas Sanctus Servatius.Hrgs. Theodor Frings und Gabriele Schieb. Halle (Saale) 1956.

Heinrich; Vivian, Kim; Jongen, L.; Lawson, Richard H.: The life of Saint Servatius. A dual-language edition of the Middle Dutch Legend of Saint Servatius by Heinrich von Veldeke and the anonymous Upper German Life of Saint Servatius. Lewiston, N.Y. 2006.