3. Das Seminar

Ein transkontinentales Experiment

Deutsch-US-Amerikanisches Seminar

„Konkurrierende Männlichkeiten/ Rivalrous Masculinities: Inszenierungen von Maskulinität in der Literatur und Kultur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit“

 

Der Lehrstuhl für Deutsche Philologie des Mittelalters unter Leitung von Prof. Dr. Bennewitz wagte zusammen mit einer US-amerikanischen Universität ein Experiment: ein Seminar, das nicht nur über Kontinente und Zeitzonen, sondern auch die Grenzen verschiedener geistes- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen hinweg eine Annäherung an Themen der Gender Studies versucht.

 

Für dieses Experiment wurden zunächst zwei Versuchsleiterinnen benötigt, Prof. Dr. Ingrid Bennewitz (Universität Bamberg) und Prof. Dr. Ann Marie Rasmussen (Duke University), die sich gemeinsam die Verantwortung teilten. Diesen Versuchsleiterinnen zur Seite gestellt und für den reibungslosen Ablauf des Experiments ebenfalls unverzichtbar waren als Versuchsassistenten Dipl.-Germ. Sabrina Hufnagel und Janina Dillig, M.A. (Bamberg) sowie Steffen Kaupp (Duke). Daneben bedurfte es freiwilliger Versuchspersonen: Studierende der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und der Duke University in Durham, North Carolina. Zusätzlich waren zwei Museen voller spannender Exponate nötig: das Historische Museum Bamberg, inklusive der Unterstützung durch die Direktorin Dr. Regina Hanemann, und das Nasher Museum of Art der Duke University. Dieser Mischung wurde zuletzt noch die Magie des 21. Jahrhunderts beigefügt, nämlich ein voll ausgerüsteter Raum für Videokonferenzen. Letzteres war vor allem durch die Hilfe der fachkundigen Magiemeisterin Cordula Schwiderski, M.A. im Rechenzentrum der Universität in der Feldkirchenstraße möglich. Explizites Ziel dieses Versuchs stellte die Ausarbeitung zweier (digitaler) Ausstellungen zum Thema konkurrierender Männlichkeiten in Literatur und bildender Kunst dar. Dabei betrachteten die Bamberger Studierenden den Zeitraum der Vormoderne und die Studierenden aus Duke die Kunst der Moderne.

Die Bamberger Projektgruppe: 

Von links nach rechts sitzend: Madeleine Funk,            Nicole Wawro, Pia Bohlender und Mariya Deputatova.

Von links nach rechts stehend: Elena Chomik,         Charlie Schliep, Katrin Endres, Barbara Werner, Max Franke, Almudena Canadas, Elisabeth Stratmann, Julia Eschenbacher, Prof. Dr. Ingrid Bennewitz und Dipl.-Germ. Sabrina Hufnagel.

Auf dem Bild fehlt: Janina Dillig, M.A. (Fotografin).

 

Über den großen Teich

Mehr als 7000 km Entfernung stehen einem US-amerikanisch-deutschen Seminar nicht im Weg, wenn man die oben genannten Möglichkeiten der modernen Technik zur Verfügung hat. So war es 14 Studierenden der Germanistischen Mediävistik aus Bamberg und sieben Studierenden der Duke University möglich, sich anhand gemeinsamer methodischer Fragestellungen (gender studies) über ein Thema auszutauschen, das mittlerweile fester Bestandteil vieler literatur- und kulturwissenschaftlicher Diskurse ist.

Sechs Stunden und 7000 km Entfernung:

Im Videokonferenzraum der Universität in der Feldkirchenstraße und mit der tatkräftigen Unterstützung von Codula Schwiderski M.A. "traf" sich die Bamberger Projektgruppe mit Ihren Partnern von der Duke University.

Der gemeinsame Austausch per Videokonferenz, moderiert von Sabrina Hufnagel und Steffen Kaupp, behandelte zunächst die theoretischen Grundlagen der Gender und Men's Studies. Die zweite Konferenz war für die exemplarische Anwendung der gemeinsam erarbeiteten Ansätze reserviert. Dabei war die Hürde der Verständigung im Englischen deutlich geringer als zunächst von den Studierenden befürchtet und angeregten Diskussionen stand nichts im Weg.

Nach der Arbeit ist vor der Arbeit:

Aus diesem Austausch nahmen die Bamberger Studierenden neue Impulse für ihre eigenen Arbeiten mit. Jeder Seminarteilnehmer hatte die Aufgabe, ein Kunstobjekt aus dem Historischen Museum Bamberg in Bezug auf die dargestellten Männlichkeitsbilder zu präsentieren und dabei auch auf Parallelen in der mittelalterlichen Literatur einzugehen.

 

Über den eigenen Tellerrand

Nach Abschluss der Videokonferenzen mit Duke war es die Aufgabe der Bamberger Studierenden, ihren Kommilitonen vor Ort die selbst ausgesuchten Objekte vorzustellen. Diese Präsentationen waren die Vorbereitungen für die digitale Ausstellung, an der bis zuletzt noch fieberhaft gearbeitet wurde. Dabei entstand eine Unterrichtsdiskussion, wie man sie in nicht allzu vielen Seminaren beobachten kann: Es wurden Tipps und Hinweise ausgetauscht und angenommen; die Studierenden blickten oft über den Tellerrand der vertrauten Schwerpunkte der (mittelalterlichen) Literatur, ohne dabei jedoch germanistische Fragestellungen aus den Augen zu verlieren.

So wurde in diesem Seminar zum einen das Wissen über die Vielfalt der Gender Theorien, der mittelalterlichen Texte und diverse kunst- und kulturwissenschaftlichen Aspekte vermittelt. Zum anderen wurden aber auch wie von selbst wichtige Fähigkeiten (Denglisch: skills) wie u.a. Eigenverantwortung, aber auch Kooperation, sprachliche und kulturelle Kompetenzen sowie Transferdenken und Kompromissfähigkeit geschult.

Die digitale Ausstellung wurde damit nicht nur zur Semesterabschlussarbeit, sondern auch zu einem ganz besonderen Gemeinschaftsprojekt. Aus der Sicht eines der beteiligten studentischen Versuchsobjekte bleibt festzuhalten: Es wäre schön, wenn dieses Experiment nicht das einzige seiner Art bliebe.

 

Versuchsobjekt #9, Max Franke