1. Bacchus-trinkender Gott.

1.1. Carmina Burana. Zusammenhang der Nacktheit und des Weinrausches.

Trinkszene aus der Codex Burana.

Die Trink- und Spielerlieder aus Carmina Burana,  Anthologie der Lied- und Dramentexten, setzen die griechische Idee des Gottes Dionysos fort. Bacchus verfügt über Gewalttätigkeit und die Griechen wollten den erweiten Sinn der Trunkenheit mittels Dionysos-Figur ausdrücken.

Lied 200

Bacchus bewirkt als Gottheit bei den Menschen

Heiterkeit, macht sie gleichermassen gelehrt und redegewandt

Bacchus, gepriesener Gott, alle, die wir hier anwesend sind,

sind froh, das Opfer deiner Gaben zu begehen

Lied 200

Bacchus numen faciens hominem  iocundum,

reddit eum pariter doctum et facundum.
Istud vinum, bonum vinum, vinum generosum,

reddit virum curialem, probum, animosum.

Vom dionysischen Rausch werden Trinkende mitgerissen. Das findet seine Widerspiegelung in den Szenen der Carmina Burana. „Bacchus“ personifiziert hier den Weinrausch. In diesem Rausch entkleiden sich die Menschen und schenken ihre Kleidung Bacchus. Die Entkleidung und Nacktheit treten als Elemente der Dionysischen Kulte auf. Wahnsinn und Nacktheit stehen im engen Zusammenhang.

Lied 196

Einige spielen, einige trinken,

einige leben liederlich.

Von diesen werden aber einige entblößt,

die beim Spiel verweilen;

einige werden dort bekleidet,

einige mit Säcken angezogen,

Dort fürchtet j´keiner der Tod,

sondern um Bacchus wird gewürfelt

Lied 196

Quidam ludunt, quidam bibunt,

Quidam indiscrete vivunt.

Sed in ludo qui morantur,

Ex his quidam denundantur,

Quidam ibi vestiuntur,

Quidam saccis induuntur.

Ibi nullus timet mortem,

Sed pro Baccho mittunt sortem

Lied 197

Das ist ein lieber, gastfreundlicher Ort.

Bacchus erhebe, Venus verwöhne

unsere Herzen kraft der Börse,

er wandle unsere Kleider zu Pfändern

und berechne sie

Lied 197

locus hic est hospiti.

Bacchus tollat, Venus molliat

vi bursarum pectora

et immutet et computet

vestes in pignora.


Weiterführende Literatur:

1. Carmina Burana. Lieder aus Benediktbeuren. Hg. v. Matthias Hackermann. Köln 2006.