1. Das Objekt und die Literatur

1.2. Der Heilige

Passend für einen literarischen Vergleich zum Objekt ist Hartmann von Aues Gregorius. Für eine kurze Inhaltszusammenfassung klicken Sie bitte hier

Die Geschichte von Gregorius, des ausgesetzten und von Pflegeeltern aufgezogenen jungen Klosterschülers, der sich nicht sehnlicher wünscht, als Ritter zu werden, und als Papst endet, hat einige Parallelen zur Legende des Hl. Georgs. Nicht nur sind sie namensverwandt, sondern sie sind beide Heilige, die in ihrer Vergangenheit Ritter waren und damit sowohl Ritterlichkeit als auch Heiligkeit mit ihren unterschiedlichen Männlichkeitskonzeptionen vereinen. 

  

In der folgenden Textstelle entdeckt Gregorius seine natürliche Begabung zum Rittersein. Mit Rüstung und Pferd auszureiten, bereitet ihm mehr Freude als alles jemals zuvor. Dies ist insofern bedeutsam, da die Kunst, Ritter zu sein, normalerweise erst mühsam erlernt werden muss. Das Naturtalent des jungen Gregorius macht ihn zu etwas Besonderem.

   

      

Die neuhochdeutsche Übersetzung der Textstelle finden sie hier: Gregorius1

Auch dem Abt erscheint Gregorius nicht für das Leben eines Mönchs geeignt. Gregorius unbekannte adelige Herkunft ist Grund für seine Eignung zu Rittertum, doch von seiner Abstammung weiß niemand. Alle halten Gregorius für den leiblichen Sohn seiner Plegeeltern. Durch seine natürliche Begabung zum Rittertum ist sowohl eine Anspielung auf seine tatsächlichen, adeligen Eltern, als auch ein Hinweis darauf, dass er offensichtlich auserwählt dazu ist, Ritter zu sein. 

      

   

    

 

Die neuhochdeutsche Übersetzung der Textstelle finden sie hier: Gregorius2

 

Darüber hinaus will er sich Ansehen und Ehre als Ritter erwereben. Es geht also nicht nur um die Erfüllung seiner Bestimmung, sondern auch um den Erwerb von gesellschaftlichem Wohlwollen.  

    

    

    

    

     

     

   

  

Die neuhochdeutsche Übersetzung der Textstelle finden sie hier: Gregorius3

Nachdem Gregorius erfährt, dass er unwissentlich den eigenen Vater erschlagen und die Mutter geheiratet hat, zieht er sich in die Einsamkeit des Waldes zurück. Dort büßt er angekettet, auf einem Stein liegend, für seine Fehltaten. Sein körperlicher Zustand ist erbärmlich. Er ist nackt und ausgeliefert und nicht mehr zu vergleichen mit einem imposanten Ritter. 

  

Auch die päpstliche Delegation stellt sich den Märtyrer ganz und gar anders vor: schön und prachtvoll soll er sein. 

  

    

  

 

   

Die neuhochdeutsche Übersetzung der Textstelle finden sie hier: Gregorius4

Statt dessen finden sie eine verwahrloste, zottige Gestalt vor, die nur entfernt an einen Mann erinnert. Der starke körperliche Zerfall spiegelt auch den gesellschaftlichen Abstieg wieder. Die frühere Rüstung fehlt und damit auch die hegemoniale Männlichkeit, die den Ritter Gregorius zuvor auszeichnete.

     

   

   

   

  

   


   

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Literaturangaben: 

  • Hartmann von Aue: Gregorius. Stuttgart: Reclam 2003.