5. Interpretation des Dargestellten

Das heilige Herrscherpaar wacht über dem Ablauf des Kirchenjahres und bietet mit dem Bamberger Dom ein 'Dach' für die Apostel.

Auch das Herrscherverständnis, die Vorstellung Heinrichs als einen servus apostolorum, einen Diener der Apostel und somit einem vicarius christi, einem Ersatzmann Christi´ wird hier wiedergegeben.

Interessant ist, dass die Frau Kunigunde direkt in diese Aufgabe mit einbezogen ist, indem sie das Kirchenmodell zu gleichen Teilen 'mitträgt' und somit nicht mehr nur consors regni, eine Teilhabe an der Herrschaft des Mannes hat, sondern ihren Mann in seiner Aufgabe als Diener der Kirche ebenbürtig unterstützt. Sie präsentiert nicht wie üblich einen Sohn, einen Nachkommen und Erben des Reiches, was auf die Kinderlosigkeit des Paares zurückgeht.

Die Stiftung des Bistums Bamberg und der Bau des Domes werden häufig infolge der Kanonisation als Ersatz der Nachkommenschaft durch die Einsetzung Christi als Erben interpretiert, weswegen der Dom im Bildprogramm der Kunst meist eine große Rolle spielt.

Räderuhr

Die Uhr verbindet somit mehrere Zeitebenen innerhalb dieses künstlich geschaffenen Raumes: Zum einen die 'Realzeit', die chronologisch messbare Uhr- und, in größeren Verhältnissen, Kalenderzeit.

Zum anderen die Zeit innerhalb des Kirchenjahres, die spezifische Zeitmessung der Gläubigen, die sich über die rein weltliche Zeitmessung hinaus mit dem Transzendentalen verbindet. Des Weiteren werden Heinrich und Kunigunde in ihrer Funktion als Heilige eingesetzt, um als Vermittler zwischen irdischer und himmlischer Zeit, zwischen Erde und Himmel, zu agieren.

 

Heinrich wird hier somit vor allem als Heiliger präsentiert, auf dessen reale Stifter- und somit Herrschertätigigkeit durch die Präsentation des Dommodelles aber zurückverwiesen wird.

Dieser Rückverweis auf das reale Herrschertum Heinrichs lokalisiert dessen Wirkmacht vor allem im Bistum Bamberg, weswegen die Entstehung des Kunstwerkes in Bamberg zu vermuten ist.