5. Macht


Der Soziologe Max Weber (1972) definiert Macht als die „Chance innerhalb einer sozialen Beziehung den eignen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht“ (Weber, 1972, S.28). Macht ist also die Fähigkeit eines Menschen (oder einer Gruppe) auf seine soziale Umwelt Einfluss zu nehmen. In der Psychologie werden die Begriffe Macht, Selbstwirksamkeit, Kontrollüberzeugung und Kompetenz weitgehend synonym gebraucht. Das Streben nach sozialem Einfluss stellt gemäß der Psi-Theorie von Dietrich Dörner ein menschliches Grundbedürfnis dar.

Beispiel B.02.19: Macht als sozialer Einfluss (1)

Macht spielt überall eine Rolle, wo soziale Beeinflussung stattfindet:

  • ein quengelndes Kind im Supermarkt,
  • ein Handwerker, der den verstopften Abfluss inspiziert und dabei hörbar „das wird nicht billig...“ murmelt,
  • eine Freundin, die sich tagelang nicht meldet,
  • ein Trainer, der unbotmäßige Spieler auf die Ersatzbank verbannt,
  • eine Vorgesetzte, die einem Mitarbeiter die Gehaltserhöhung verweigert oder
  • ein US-Präsident, der mit Wirtschaftssanktionen droht.

Es sind viele verschiedene Formen der Machtausübung denkbar: Einzelpersonen können gegenüber anderen Einzelpersonen Macht ausüben (z.B. Mutter und Kind), Gruppen können Einzelpersonen ihren Willen aufzwingen (z.B. Anpassung an Gruppennormen) oder umgekehrt (z.B. „Whistle-Blower“). Ebenso setzen Organisationen, die unterschiedliche Ziele verfolgen, ihre Machtmittel ein, um ihre Interessen durchzusetzen (z.B. Tarifstreit). Worin unterscheiden sich diese Formen der Machtausübung? Im nächsten Abschnitt suchen wir eine Antwort auf diese Frage.