6 Empirische Befunde

Die Schematherapie wurde unter verschiedenen Blickwinkeln untersucht: 

  1. Konstruktvalidität: Untersuchungen zu den Basiskonzepten der Schematherapie, den Schemata, den Bewältigungsstilen und Modi
  2. Efficacy: Wirksamkeit der Schematherapie unter optimalen kontrollierten Bedingungen
  3. Effectiveness: Wirksamkeit der Schematherapie im Rahmen von Anwendungsuntersuchungen

1. Konstruktvalidität

Die Konstruktvalidität der Young'schen Schemata, Bewältigungsreaktionen und Modi ist insgesamt als zufriedenstellend bis gut zu bezeichnen (Rijkeboer, 2012). Auch im Rahmen von experimentellen Paradigmen ist es gelungen, die Aktivierung von spezifischen Schemata nachzuweisen (Übersicht bei Sieswerda, 2012). In einer holländischen Stichprobe mit 863 Teilnehmer:innen konnte in Bezug auf das Schema-Modus-Inventar gezeigt werden, dass sich die 14 postulierten Modi auch in dieser gemischten Stichprobe aus gesunden und Achse-I- wie Achse-II-Patient:innen psychometrisch zufriedenstellend nachweisen ließen (Lobbestael et al., 2010). 

2. Efficacy

Hinsichtlich der efficacy waren die Ergebnisse insgesamt vielversprechend, jedoch noch nicht ausreichend. In einer Vergleichsstudie zeigte sich die Schematherapie in allen Outcome-Variablen gegenüber der tiefenpsychologischen TFP (transference-focused psychotherapy) nach Kernberg überlegen. Besonders positiv fällt hier die wesentlich geringere Abbruchquote auf (Arntz, 2008, 2012). 

In einer randomisiert kontrollierten Studie zur Gruppen-Schematherapie mit 32 Borderline-Patient:innen konnte im Vergleich zu einer üblichen Behandlungsgruppe eine sehr gute Wirksamkeit nachgewiesen werden. Am Ende der Behandlung erfüllten 94% der Schematherapiegruppe verglichen zu 16% der Treatment-as-usual-Gruppe die Kriterien für eine Borderline-Diagnose nicht mehr (Farrell et al., 2009). 

Cockram et al. (2010) führte eine kontrollierte Studie mit 127 australischen Vietnamkriegsveteranen mit PTSD (engl. post-traumatic stress disorder; dt.: posttraumatische Belastungsstörung) durch. Dort konnte gezeigt werden, dass die Verwendung einer schemabasierten Behandlungsstrategie zu einer signifikant größeren Reduktion von Angst und posttraumatischen Belastungssymptomen führte als die Durchführung einer üblichen PTSD-spezifischen kognitiven Verhaltenstherapie. 

Im Bereich des Substanzmissbrauches zeigten sich allerdings gegenläufige Befunde (Ball et al., 2005, 2011). Die spezifischen Therapieangebote in beiden randomisiert kontrollierten Studien waren für die Behandlung des Substanzmissbrauches effektiver als die Schematherapie. 

3. Effectiveness

Auch Untersuchungen zur effectiveness wirken vielversprechend. So erfüllten bei Nadort et al. (2009) nach einer 18 Monate langen einzelschematherapeutischen Behandlung 42% der 700 Proband:innen die Kriterien für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung nicht mehr. Ein ähnliches Ergebnis zeigt sich bei Giesen-Bloo et al. (2006). 

In einer systematischen Übersicht von Bamelis et al. (2012) können sich eine Vielzahl empirischer Belege für die Wirksamkeit und Kosteneffizienz der Schematherapie finden lassen. Hierbei ist jedoch auch zu beachten, dass die Schematherapie meist nicht als eigenständige Methode, sondern als strukturiertes Konzept innerhalb des Verhaltenstherapie-Paradigmas eingesetzt wird.