1. Gruppen

1.3. Die Anwesenheit anderer und ihre Auswirkungen auf unser Verhalten und Erleben


Wenn wir uns in der Gegenwart von anderen Menschen befinden, verhalten wir uns teilweise anders, als wir das sonst tun würden.

Aufgabe Ü.02.01: Unter Beobachtung

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen an ihrem Schreibtisch und arbeiten an Ihrem Rechner. Nach einiger Zeit bemerken Sie, dass jemand hinter Ihnen steht und Ihnen längere Zeit über die Schulter schaut.

Überlegen Sie einmal, wie es Ihnen in so einem Moment geht. Was denken und fühlen Sie in diesem Moment? Und wie wirkt sich die Anwesenheit des Beobachters auf Ihre Arbeit aus? Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen in das Forum. Hier kommt ihr direkt zum Forum.

Bei der Bearbeitung der Aufgabe, aber auch beim „Gute Schüler:innen“-Beispiel wird deutlich, dass bereits die bloße Anwesenheit anderer Verhalten beeinflussen kann. Eine Interaktion mit Ihnen ist dazu gar nicht notwendig. Der Effekt geht sogar so weit, dass selbst die imaginierte Anwesenheit anderer, also die Vorstellung, dass eine andere Person anwesend ist, Auswirkungen auf das eigene Verhalten hat.

Ein wichtiges Phänomen, das die Gegenwart anderer bei uns auslösen kann, ist:

  • Soziale Erleichterung

„Soziale Erleichterung (»social facilitation«) beschreibt die Tatsache, dass sich die individuelle Leitungsfähigkeit in Gegenwart anderer verbessert, sofern es sich um einfache Aufgaben handelt und die Einzelleistung messbar ist. Im Gegenzug sinkt die Leistung bei schwierigen Aufgaben ohne individuelle Leistungsmessung“ (Fischer et al., 2018, S. 154).

Die Gegenwart anderer kann sich aber nicht nur - wie bei der sozialen Erleichterung - auf unsere Leistung, sondern auch auf unsere Motivation auswirken uns anzustrengen, also dazu führen, dass wir unser Engagement entweder erhöhen oder verringern. Wichtige Phänomene, in diesem Zusammenhang sind (Schulz-Hardt et al, 2007, S. 700-701):

Motivationsverlust:

  1. Soziales Faulenzen (social loafing)
  2. Soziales Trittbrettfahren (free-riding)
  3. „Gimpel Effekt“ (sucker effect)

Motivationsgewinn:

  1. Sozialer Wettbewerb (social competition)
  2. Soziale Kompensation (social compensation)
  3. „Köhler-Effekt“

Neben diesen Motivationseffekten kann die Zugehörigkeit zu einer Gruppe bei uns zu bestimmten Denk- und Verhaltensweisen gegenüber den Mitgliedern der eigenen und den Mitgliedern anderer Gruppen führen. Mehr hierzu finden Sie im Artikel Eigengruppe und Fremdgruppe.