Petrons Werk Satyricon wird üblicherweise der Gattung Antiker Roman zugeordnet. Diese Gattungszuordnung ist keineswegs so eindeutig. Vielmehr handelt es sich um ein Werk, das Elemente verschiedener Gattungen wie eben Roman, Menippeische Satire, Komödie, Mimus, Epos u.a. vereint. Insgesamt sind 141 Kapitel des Satyricon erhalten, die wohl verschiedenen Büchern zuzuordnen sind. Die bekannteste Passage ist die cena Trimalchionis, eine in die Haupthandlung des Satyrcion eingelegte Erzählung vom ausschweifenden Gastmahl Trimalchios, in dessen Rahmen die bekannten Freigelassenengespräche stattfinden, die mithin als wichtige Quelle für das Vulgärlatein, die im Alltag gesprochene Varietät des Lateinischen, gelten.
Im Seminar sollen die gesamten erhaltenen Teile des Werks gelesen und interpretiert werden. Ein Schwerpunkt wird auf der cena Trimalchionis und deren Komposition liegen. Darüber hinaus werden die Prätexte von Petrons Werk in die Interpretation einbezogen, woraus sich auch ein literarhistorischer Überblick über die weiteren Gattungen ergibt, die in das Werk einfließen: Deklamationen, historisches Epos, Gastmahlliteratur u.a. Ferner wird, sofern es eben für die Interpretation des Textes nötig ist, ein Einblick in das Vulgärlatein gegeben, das vor allem der Charakterisierung der Freigelassenen dient. Ferner sollen die Überlieferungsgeschichte, narratologische Fragestellungen, gender, die Gattungsfrage und die Rezeption Petrons in den Blick genommen werden. Dies alles geschieht sowohl anhand des Textes von Petron als auch anhand von Forschungsliteratur, aus der repräsentative Passagen im Seminar diskutiert werden sollen. Neben all diesen fachwissenschaftlichen Fragestellungen, die im Mittelpunkt des Seminars stehen sollen, werden am Rande auch fachdidaktische Überlegungen einbezogen, da es sich bei Petron um einen wichtigen Schulautor handelt. Es geht also um das gemeinsame Lesen eines der bedeutendsten und zugleich umstrittensten Texte der römischen Antike.
- Moderator/in: Johannes Zenk
- Moderator/in: Carmen Zink