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Die Frage nach der ‚Imperialität‘ der russischen Literatur wird seit der russischen Invasion der Ukraine auch in den Medien breit diskutiert. In diesem Seminar wollen wir im Sinne eines Orientierungsversuchs einen präzisen Aspekt der Problematik in den Blick nehmen: die Stellung der Dichterfigur und der Institution Dichtung im imperialen Kontext des Zarenreichs vom 18. Jahrhundert bis zur Oktoberrevolution 1917. Zudem werden wir Folgeerscheinungen in der Sowjetzeit sowie nach 1991 bis heute betrachten.
Es wird uns darum gehen, einerseits den Wandel des höfischen hin zu einem romantischen und postromantischen Dichtungsmodell im ‚vertikalen‘ Verhältnis zur Monarchie, andererseits ‚horizontale‘ Positionierungen russischer Dichter gegenüber anderen nationalen Poesien und deren Selbstverortungen innerhalb des Imperiums zu analysieren. Hierzu wollen wir lesen: Oden des 18. Jahrhunderts (vor allem Michail Lomonosov, Aleksandr Sumarokov und Gavriil Deržavin), Lyrik und diskursive Texte der Romantik (u.a. Vasilij Žukovskij, Aleksandr Puškin, Petr Vjazemskij, Fedor Tjutčev sowie Adam Mickiewicz und Taras Ševčenko), der Moderne (u.a. Aleksandr Blok und Marina Cvetaeva), der Sowjetzeit (u.a. Vladimir Majakovskij, Konstantin Simonov, Joseph Brodsky und Vasyl′ Stus) sowie der Zeit nach 1991 (Dmitrij Strocev, Marija Stepanova und neueste ukrainische Lyrik). Die Studierenden sind eingeladen, auch eigene Vorschläge einzubringen.
Die Veranstaltung bietet einen ‚verflochtenen‘ Zugang zur neueren Geschichte der Poesie im zaristischen Russland und wirft Schlaglichter auf die Poesie in der Sowjetunion und markante Stimmen nach 1991 bis heute. Dabei wollen wir unsere Diskussionen jeweils aus der Formensprache der Gedichte entwickeln.
Kenntnisse der Russischen, Ukrainischen und Polnischen sind erwünscht, aber nicht Teilnahmebedingung. Alle Texte liegen – zumindest in Auszügen – in deutschen Übersetzungen vor.
Semester: 2024 Sommersemester
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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