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Das von skandinavischen Warägern im 9. Jh. gegründete Nowgorod stellt das erste Zentrum der Rus dar. Obgleich diese Funktion um 911 auf Kiew übertragen wurde, behielt die Stadt ihre Bedeutung in der Rus und im gesamteuropäischen Raum für mehrere Jahrhunderte. Im 12. Jahrhundert entsteht hier die erste Republik im östlichen Europa, die bis zu ihrer endgültigen Eingliederung ins Moskauer Reich 1478 bestand. Die republikanische Zeit ist vom wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung geprägt. Aufgrund der sehr hohen Alphabetisierung zählte die Nowgoroder Republik zu den führenden Kulturstaaten Europas. Die Bürger:innen Nowgorods kommunizierten u.a. mithilfe von Texten, die sie auf Birkenrinden verfassten und die heute bei archäologischen Ausgrabungen zutage gefördert werden. Diese Dokumente sind nicht nur Zeugnisse einer hochentwickelten Schriftkultur, sondern auch eine wichtige Quelle unseres Wissens über die lokale Variante der altostslavischen Sprache, die in die Fachwissenschaft unter dem Namen Altnowgoroder Dialekt Eingang gefunden hat. In dieser Lehrveranstaltung verschaffen Sie sich einen Überblick über die Geschichte Groß-Nowgorods und seine Schriftkultur. Sie entwickeln ein systematisches Verständnis für textologische und linguistische Arbeit mit Birkenrindentexten und üben diese Kenntnisse während der Lektüre und Analyse ausgewählter Texte ein.
Semester: 2022/23 Wintersemester
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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