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In diesem Kurs geht es im wesentlichen um das Denken von Politikern. Genauer gesagt um das Denken im politischen Bereich. Es geht darum, warum ausgerechnet Politiker, offensichtlichermaßen in hohem Maße richtet so denken, wie es ihrer Verantwortung angemessen wäre. Die Klage um das ineffiziente Denken von Politikern ist uralt und die ersten Aufzählungen der Gründe dafür gibt es bei Platon und – ungefähr zeitgleich – in der Bhagavadgita.

Barbara Tuchman schreibt in ihrem Buch „Die Torheit der Regierenden“:

„Die gesamte Geschichte, unabhängig von Zeit und Ort, durchzieht das Phänomen, dass Regierungen und Regierende eine Politik betreiben, die den eigenen Interessen zuwiderläuft. In der Regierungskunst, so scheint es, bleiben die Leistungen der Menschheit weit hinter dem zurück, was sie auf fast allen anderen Gebieten vollbracht hat. Weisheit, die man definieren könnte als den Gebrauch der Urteilskraft auf der Grundlage von Erfahrung, gesundem Menschenverstand und verfügbarer Information, kommt in dieser Sphäre weniger zur Geltung und ihre Wirkung wird häufiger vereitelt als es wünschenswert wäre. Warum agieren die Inhaber hoher Ämter so oft in einer Weise, die der Vernunft und dem aufgeklärten Eigeninteresse zuwiderläuft? Warum bleiben Einsicht und Verstand so häufig wirkungslos?“

Diese Fragen sollen in diesem Kurs beantwortet werden. Zu diesem Zwecke werden wir uns zunächst mal um die Fehler, die Politiker machen, kümmern. Dabei werden wir Einzelfälle betrachten. Es ist nicht schwer, die hauptsächlichen Fehler, die Politiker machen, aufzuzählen und sie werden auch wieder und wieder aufgezählt in der politischen Literatur. Es fragt sich nun, warum Politiker nicht in der Lage sind, diese Fehler zu eliminieren? Wenn man weiß, welches die Fehler sind, so lassen sich diese ja doch wohl leicht vermeiden?

Und hier kann man zunächst einmal feststellen, dass Politiker über das Denken, so wie es in ihrem Tätigkeitsbereich seit 1000senden von Jahren üblich ist, überhaupt nicht informiert sind. Warum nicht? Es gibt doch genügend Geschichtsbücher, in denen man nachlesen kann, was Politiker so in den letzten 5000 Jahren getan haben. „Immer dasselbe!“ Warum nehmen Politiker das nicht zu Kenntnis? Auf diese Frage gibt es Antworten. Man könnte zum Beispiel behaupten, dass die Politiker überhaupt durch das Bedürfnis fühlen, sich über politische Fehler zu informieren, weil sie der Meinung sind, dass sie ganz genau wissen, wie man im politischen Bereich agiert.

Niemand, der nicht drei Lehrjahre hinter sich hat, macht es sich an, ein Automotor zu reparieren. In der Politik aber scheint es üblich sein, dass ein Politiker genau weiß, wie zu handeln hat, und aus diesem Grunde ist es schlicht nötig, dass er die Handlungsweisen der Vergangenheit untersucht. Auch glaubt man, die Gründe für politisches Fehlverhalten schlicht und einfach in der Bosheit der jeweiligen Akteure orten zu können. Hitler war der größte Bösewicht aller Zeiten, dicht gefolgt von Stalin und von Putin! Das ist doch einfach klar: wenn man also nicht böse ist, dann kann man gar keine schlechte Politik machen. Politische Missetaten sind ganz einfach auf moralische Defizite zurückzuführen. Im Augenblick kann man das in jeder Zeitung lesen. – Aber ist das auch wahr?
Oder ist das nur eine sehr simple Erklärung, durch die man sich, indem man sie äußert, selbst mit dem Heiligenschein der moralischen Integrität versieht.

(Im Vertrauen gesagt: oftmals ist es genau umgekehrt! Die Tatsache, dass man sich selbst und die eigene Sache für „heilig“ hält, ist die Ursache für die größten Untaten! Suchen Sie noch einmal Beispiele für (oder gegen) diese These!)

Semester: 2022 Sommersemester
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