Seminar AT: Jüdische Religion und hellenistische Kultur. Die Spätschriften des Alten Testaments (Seminar AT)
Mit der Eroberung des gesamten Vorderen Orients durch Alexander d. Großen (333/332 v.Chr.) geriet auch das Judentum in der persischen Provinz Jehud unter griechische Herrschaft. In der Folgezeit entwickelte sich eine dynamische Auseinandersetzung mit der hellenistischen Kultur, deren Zeugnisse uns in den Spätschriften des Alten Testaments vorliegen. Für das Judentum ist die überlegene Weltmacht mit ihrem kulturellen Globalisierungsprogramm zwar attraktiv und faszinierend, aber auch eine Herausforderung und Gefährdung des eigenen spezifisch jüdischen Weges. Die meisten der Schriften, die unter dem Eindruck dieses kulturellen Zusammenpralls entstanden, wurden nicht mehr in die Hebräische Bibel aufgenommen, einige finden sich in ihrer griechischen Übersetzung, der Septuaginta (z.B. Judit, Jesus Sirach, das Buch der Weisheit, Daniel u.a.), andere wiederum sind als nicht-kanonische, sog. ›apokryphe‹ Schriften überliefert worden.
Diese Texte führen die Themen und Inhalte des Alten Testaments fort, aktualisieren sie unter den Bedingungen einer neuen Weltordnung und bereiten gedanklich den Boden vor, auf dem die neutestamentlichen Schriften ihre Theologien entfalten werden. Ein genauerer Blick auf diese historisch spannende und literarisch so produktive Epoche lohnt.