Ü Lektüreübung Lucan, Pharsalia
„Lucan steht dem heutigen Gebildeten fern" [Rutz, Werner: Einleitung, in: Rutz, Werner: Lucan, Darmstadt 1970,1]. Derartige Verdikte aus dem vergangenen Jahrhundert über den Dichter Marcus Annaeus Lucanus konnten erst innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte durch ein spürbar wachsendes Forschungsinteresse an diesem zeitlos relevanten Autor überwunden werden. Lucan, der wie auch sein berühmter Onkel Seneca d. Jüngere von Nero im Jahr 65 n. Chr. erst 26-jährig zum Selbstmord gezwungen wurde, verfasste bereits in jungen Jahren das wirkmächtige Epos Pharsalia über den Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius im Umfang von 10 Büchern. Darin entfernt er sich nicht nur von den Gesetzen der epischen Poetologie, sondern auch von der Ideologie des Prinzipats: in seinem Epos treten weder Götterapparat noch ein lenkendes Fatum hervor und im Zentrum seiner Verehrung steht nicht etwa Caesar, sondern der stoische Republikaner Cato. Lucan hat sein Epos als eine Gegen-Aeneis konzipiert.
Trotz aller historischen Durchdrungenheit des Werkes bleibt Lucan doch frei gestaltender Epiker [vgl. Glaesser (2018), 124], der historische Fakten zwar nutzt, diese aber zur Einpassung in den dramatischen und kompositorischen Rahmen seines Epos verändert und umgruppiert.
Lucans Sprache ist manieriert, pointiert und strotzt vor kraftvollen Bildern, sein Weltbild ist dunkel und pessimistisch, doch sein überragendes Talent und sein Produktionsreichtum binnen kürzester Zeit verschafften der Pharsalia bis heute in der Gattung des Epos und darüber hinaus bleibenden Nachruhm.
Im Lektürekurs sollen elementare Passagen aus den Büchern 1, 4 und 7 gelesen und dabei sowohl die narrative Kunst als auch das Geschichtsbild Lucans verdeutlicht werden.
Empfohlene Literatur (siehe Semesterapparat)
Textausgabe:
- Marcus Annaeus Lucanus: De bello civili libri X (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), ed. Shackleton Bailey, David R., Stuttgart 21997 (maßgebliche textkritische Ausgabe).
Kommentare:
- Roche, Paul: Lucan. De Bello Civili. Book I. Edited with a commentary by Paul Roche, Oxford 2009.
- Asso, Paolo: Lucan. A commentary on Lucan, De bello civili IV. Introduction, edition and translation (= Texte und Kommentare 33), Berlin 2010.
- Roche, Paul: Lucan. De Bello Civili. Book VII. Edited with a commentary by Paul Roche (= Cambridge Greek and Latin Classics), Cambridge 2019.
Übersetzungen:
- Lucanus: Bellum civile. Der Bürgerkrieg. Herausgegeben und übersetzt von Wilhelm Ehlers, München ²1978.
- Lukan: De bello civili. Der Bürgerkrieg. Lateinisch/ Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Georg Luck, Stuttgart 2009.
Einführende Literatur:
- Glaesser, Roland: Lucan lesen - ein Gang durch das Bellum civile, Heidelberg 2018.
ECTS-Informationen: Credits: 4
„Lucan steht dem heutigen Gebildeten fern" [Rutz, Werner: Einleitung, in: Rutz, Werner: Lucan, Darmstadt 1970,1]. Derartige Verdikte aus dem vergangenen Jahrhundert über den Dichter Marcus Annaeus Lucanus konnten erst innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte durch ein spürbar wachsendes Forschungsinteresse an diesem zeitlos relevanten Autor überwunden werden. Lucan, der wie auch sein berühmter Onkel Seneca d. Jüngere von Nero im Jahr 65 n. Chr. erst 26-jährig zum Selbstmord gezwungen wurde, verfasste bereits in jungen Jahren das wirkmächtige Epos Pharsalia über den Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius im Umfang von 10 Büchern. Darin entfernt er sich nicht nur von den Gesetzen der epischen Poetologie, sondern auch von der Ideologie des Prinzipats: in seinem Epos treten weder Götterapparat noch ein lenkendes Fatum hervor und im Zentrum seiner Verehrung steht nicht etwa Caesar, sondern der stoische Republikaner Cato. Lucan hat sein Epos als eine Gegen-Aeneis konzipiert.
Trotz aller historischen Durchdrungenheit des Werkes bleibt Lucan doch frei gestaltender Epiker [vgl. Glaesser (2018), 124], der historische Fakten zwar nutzt, diese aber zur Einpassung in den dramatischen und kompositorischen Rahmen seines Epos verändert und umgruppiert.
Lucans Sprache ist manieriert, pointiert und strotzt vor kraftvollen Bildern, sein Weltbild ist dunkel und pessimistisch, doch sein überragendes Talent und sein Produktionsreichtum binnen kürzester Zeit verschafften der Pharsalia bis heute in der Gattung des Epos und darüber hinaus bleibenden Nachruhm.
Im Lektürekurs sollen elementare Passagen aus den Büchern 1, 4 und 7 gelesen und dabei sowohl die narrative Kunst als auch das Geschichtsbild Lucans verdeutlicht werden.
Empfohlene Literatur (siehe Semesterapparat)
Textausgabe:
- Marcus Annaeus Lucanus: De bello civili libri X (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), ed. Shackleton Bailey, David R., Stuttgart 21997 (maßgebliche textkritische Ausgabe).
Kommentare:
- Roche, Paul: Lucan. De Bello Civili. Book I. Edited with a commentary by Paul Roche, Oxford 2009.
- Asso, Paolo: Lucan. A commentary on Lucan, De bello civili IV. Introduction, edition and translation (= Texte und Kommentare 33), Berlin 2010.
- Roche, Paul: Lucan. De Bello Civili. Book VII. Edited with a commentary by Paul Roche (= Cambridge Greek and Latin Classics), Cambridge 2019.
Übersetzungen:
- Lucanus: Bellum civile. Der Bürgerkrieg. Herausgegeben und übersetzt von Wilhelm Ehlers, München ²1978.
- Lukan: De bello civili. Der Bürgerkrieg. Lateinisch/ Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Georg Luck, Stuttgart 2009.
Einführende Literatur:
- Glaesser, Roland: Lucan lesen - ein Gang durch das Bellum civile, Heidelberg 2018.
ECTS-Informationen: Credits: 4
- Moderator/in: Jeremias Grau
- Moderator/in: Carmen Zink
Semester: 2020/21 Wintersemester