Krieg und Psychologie
Was ist Krieg überhaupt? Und was unterscheidet den Krieg von anderen Formen der Konfliktlösung? Oder von anderen Konfliktlösungen mit Ge-walt? Seit wann gibt es Kriege? Ist Krieg ein Zivilisationsprodukt? Oder ist die Zivisilation gar eine Kriegsprodukt? Ungefähr das meinte Heraklit, als er sagte, "Der Krieg ist der Vater aller Dinge!" Das würde man ja heute wohl nicht mehr so sehen, eher würde man betonen: "Der Krieg ist das mögliche Ende aller Dinge!" – Wie kommt Heraklit zu so merkwürdigen Auffassun-gen? Nun, Heraklit war kein Dummkopf! Und in der Tat: wenn man zum Beispiel bedenkt, dass Ideologien im Krieg eine wichtige Rolle spielen (siehe unten), so kann man sich schon vorstellen, dass der Krieg ein wichtiger Grund für die Erzeugung bestimmter Vorstellungen von der Realität ist. Wie tröstlich ist es für einen Soldaten, wenn er hört, dass mit seinem Tode gar nicht alles zu Ende ist! Vielmehr beginnt dann erst das wahre Leben! Näm-lich im Paradies! – Der Krieg als Vater der Religion? Lesen Sie doch dazu einmal das zweite Buch Moses! – Weiterhin braucht man für einen Krieg eine wohl gefüllte Staatskasse, also eine gute Wirtschaftsorganisation, eine gut funktionierende Bürokratie, eine im Geist vereinte Bevölkerung, techno-logische Überlegenheit. Also so ganz dumm ist die Anmerkung von Heraklit gar nicht!
Warum gibt es Kriege? Was ist die Motivation für den Krieg? Warum kann man Kriege nicht abschaffen? Oder wissen Sie, wie das geht? Die Forde-rung nach der Abschaffung des Krieges wird, seit circa 3331 Jahren, in allen Weltgegenden immer wieder neu erhoben, nur wie man diese be-werkstelligen kann, weiß keiner.
Wenn schon Krieg: warum wird dann Krieg so fürchterlich schlecht betrie-ben, warum hört man nicht auf, wenn man merkt, dass man verloren hat? Bzw. wieso merkt man nicht, dass man verloren hat, wenn man das eigent-lich merken könnte? Wieso sterben oft mehr Soldaten an den Folgen der Ideen ihre eigenen Feldherren und Politiker, als an den Kugeln des Feindes? Wenn schon Krieg menschliches Elend bedeutet, dann wäre dies Elend doch deutlich geringer, wenn nur 1% der eingesetzten Soldaten auf dem Schlachtfeld sterben würde und nicht 25%.
Dass im Kriege und in der Politik so viel falsch gemacht wird, liegt wohl auch daran, dass der Realitätsbereich "Krieg“ eine besondere Struktur hat. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er unbestimmt ist und man die Nebel-decke, die über den Ereignissen und Strukturen liegt, kaum zum Ver-schwinden bringen kann. Man weiß nichts. Man weiß noch nicht einmal, was man alles nicht weiß. Es liegt auch daran, dass Handlungen generell in der Politik (also auch im Krieg) lange "Totzeiten“ haben, dass man also die Folgen der eigentlichen Handlung erst mit großer Verzögerung erfährt. So kann man Erfolg schlecht von Misserfolg unterscheiden. Und dann hängt in diesem Realitätsbereich so gut wie alles von allem ab; es gibt viele Interak-tionen; nichts ist unwichtig. Und wenn man hier vereinfacht, was Politiker gern tun, man denke an die geniale Idee von Karl Marx: "Alle Geschichte ist die Geschichte von Klassenkämpfen!", dann geht das mit Sicherheit schief. Vereinfachungen dieser Art haben fürchterliche Folgen, wenn die Leute sie glauben. "Wenn das so einfach ist“ sagen sich die Menschen, "warum schaffen wir dann nicht einfach die Klassen ab und schon ist Ruhe?" Und dann machen sie das und es ist gar keine Ruhe! – Kurz gesagt: Politiker und Militärs sind durch die Anforderungen, die der Realitätsbereich "Politik“ stellt, gewöhnlich einfach überfordert.
Wenn jemand Krieg machen will, so hat er mit einem Problem zu kämpfen: Menschen töten andere Menschen eigentlich nicht sehr gern. Wie kriegt man dennoch einen Krieg hin? Wie bringt man Menschen dazu, andere Menschen, die einem im einzelnen gar nichts getan haben, zu töten? Dafür gibt es eine Reihe von Mitteln. Wie wäre es beispielsweise mit folgender Regelung:
"Wenn ein Soldat sich während des Treffens nach der Flucht umsehen soll-te, und zwar ein Fuß breit aus der Linie sich begiebet, soll der hinter selben stehende Unter-Offizier selben mit dem Kurzgewehre auf der Stelle durch-stechen und massacriren.“ (Preussische Heeresordnung von 1741, nach Hans Joachim Schädlich: Sire – ich eile! 2012, S. 57.)
Also: Bleibst du in der Angriffslinie, stirbst du mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 %. Versuchst du aber, abzuhauen, stirbst du mit einer Wahrschein-lichkeit von 100 %! – Einfache Rechnung, nicht wahr? Aversions-Aver-sions¬konflikt nennt man das in der Psychologie. Man muß diesen Konflikt minimieren! Das wußte also der preussische Generalstab schon ca 140 Jahre vor der Entwicklung der "experimentellen Psychologie". Aber es gibt noch andere Methoden, um dasselbe Ziel zu erreichen, sogar eine ganze Menge. Und weit edlere und vor allem effektivere, als die Massakrierung durch einen Unteroffizier. Denn die klingt zwar sehr bedrohlich, ist aber nicht sehr nützlich. Man kann nämlich oft das Verhältnis "25 zu 100" in das Verhältnis "25 zu 0" verwandeln! Davon aber mehr im Seminar.
So, soweit einige kurze Anmerkungen zu den psychologischen Problemen, auf die man stößt, wenn man sich mit dem Krieg beschäftigt. Neben einigen "vorlesungsartigen" Gebilden sollen in diesem Seminar natürlich Referate gehalten werden. Es gibt nur wenig Literatur zum Thema "Krieg und Psychologie“. Also lesen wir einfach einige literarische Produkte, die sich mit dem Krieg beschäftigen oder in denen der Krieg eine große Rolle spielt. Ich habe nachfolgend einige ausgewählt, die mir geeignet erscheinen. Wa-rum? Das werde ich bei den einzelnen Literaturangaben vermerken.
Literatur zu möglichen Referaten:
Max René Hesse: Parthenau. – Hervorragendes Zeitbild über die Verhält-nisse in Deutschland kurz vor der Übernahme der Macht durch die Na-tionalsozialisten. Nein, das ist kein Buch über den nationalen Sozialis-mus. Aber man versteht einiges! Und eben auch einiges über den Krieg.
Thomas Mann: Friedrich und die große Koalition. – Wie kommt ein ef-feminisiertes Jüngelchen (in den Augen seines Vaters!), welches Wein, Weib (und wohl nicht nur Weib!) und Gesang liebt und vor allem die in-tellektuelle Debatte und Bachs Musik und das Flötenspiel, und der selbst ein durchaus beachtenswerter Komponist war, wie kommt ein solcher "Jungintellektueller", der Machiavelli haßt, der die Uniform als "Sterbekittel" bezeichnet, dazu, in dem Moment, in dem er König wird, plötzlich den "großen Macker" zu markieren und Krieg zu führen? Wir sprechen von dem nachmalig so genannten "Friedrich dem Großen".
Das ‚Lied von Craonne‘ und ‚Graue Kolonnen‘. – Es handelt sich um ein französisches und ein deutsches Soldatenlied aus dem Ersten Welt-krieg; beides sind eigentlich "Antikriegslieder“, aber ziemlich verschie-den! Bitte vergleichen Sie! Und sie bekommen einen Eindruck vom Un-terschied der Mentalitäten des französischen bzw. deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg. Beide Mentalitäten kann man schätzen. Oder auch verachten. Und das ermöglicht auch einige Einblicke in die Gegenwart!
Sebastian Haffner: Bekenntnisse eines Deutschen. – Hier ist besonders das Kapitel über Kameradschaft bedeutsam. Kameradschaft ist der Zement des militärischen Gefüges und hält alles zusammen. Kamerad-schaft ist durchaus etwas anderes als Freundschaft oder gar Liebe, aber von ganz zentraler Bedeutsamkeit für den Krieg.
Guy Sajer: Der vergessene Soldat. – Dieses und das folgende Buch sind als Kopfkissenlektüre nicht empfehlenswert. Sie kriegen Albträume! Der Autor ist Sohn einer deutschen Mutter und eines französischen Vaters, Elsässer, meldet sich 1941 freiwillig zur Wehrmacht und macht den Krieg bis 1945 an der Ostfront mit. Den Rest lesen Sie bitte selbst. Sie wissen dann, was Krieg heißt!
Ralf Rothmann: Im Frühling sterben. – Rothmann schreibt offenbar über die Erlebnisse seines Vaters in den letzten Monaten des zweiten Welt-krieges. Rothmann ist Jahrgang 1952; er schreibt aber so, als wäre er sein Vater. Und er hat den Zeitgeist sehr gut verstanden. Das Buch ist authentisch! Ansonsten: wie oben!
Krieg und Ideologie. – Darüber habe ich nichts Zusammenfassendes ge-funden, außer vielleicht das zweite Buch Moses (Exodus). Wahrschein-lich werde ich dies Referat selbst übernehmen. Mich hat dieses Thema sehr interessiert, da ich, bei Ende des Krieges sechs Jahre alt, sehr in-teressiert die Diskussion um Krieg, Hitler, Nazis usw. erlebt habe. Und ich habe mir immer darüber Gedanken gemacht, wie das alles möglich sein konnte. Ich glaube, ich weiß es!
Sebastian Haffner: Die sieben Todsünden des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg. Wenn man schon Krieg macht, dann sollte man ihn mit Vernunft machen. Dadurch kann man seine Scheußlichkeit deutlich vermindern. Sebastian Haffner handelt in diesem Buch Grundfehler der deutschen Kriegsführung im Ersten Weltkrieg ab. Diese Fehler findet man nicht nur bei den Deutschen sondern sie sind ziemlich allgemein. Es gibt nicht viele Fehler, die Menschen in der Politik und in der Kriegs-führung machen; das sind vielleicht 12 oder 15 oder 18, mehr nicht. Barbara Tuchman (sehr berühmte amerikanische Historikerin) meint, dass seit den Tagen des trojanischen Krieges bis heute niemand etwas in der Politik bzw. Kriegsführung dazu gelernt habe. Warum ist das so? Auf diese Frage gibt es eine Antwort, die ich Ihnen aber im Rahmen dieser Vorinformation nicht geben werde. Und es ist auch völlig unklar, ob diese Antwort, wenn man sie dann hat, irgendwelche Folgen auf Kriegsführung oder Politik hat.
Was ist Krieg überhaupt? Und was unterscheidet den Krieg von anderen Formen der Konfliktlösung? Oder von anderen Konfliktlösungen mit Ge-walt? Seit wann gibt es Kriege? Ist Krieg ein Zivilisationsprodukt? Oder ist die Zivisilation gar eine Kriegsprodukt? Ungefähr das meinte Heraklit, als er sagte, "Der Krieg ist der Vater aller Dinge!" Das würde man ja heute wohl nicht mehr so sehen, eher würde man betonen: "Der Krieg ist das mögliche Ende aller Dinge!" – Wie kommt Heraklit zu so merkwürdigen Auffassun-gen? Nun, Heraklit war kein Dummkopf! Und in der Tat: wenn man zum Beispiel bedenkt, dass Ideologien im Krieg eine wichtige Rolle spielen (siehe unten), so kann man sich schon vorstellen, dass der Krieg ein wichtiger Grund für die Erzeugung bestimmter Vorstellungen von der Realität ist. Wie tröstlich ist es für einen Soldaten, wenn er hört, dass mit seinem Tode gar nicht alles zu Ende ist! Vielmehr beginnt dann erst das wahre Leben! Näm-lich im Paradies! – Der Krieg als Vater der Religion? Lesen Sie doch dazu einmal das zweite Buch Moses! – Weiterhin braucht man für einen Krieg eine wohl gefüllte Staatskasse, also eine gute Wirtschaftsorganisation, eine gut funktionierende Bürokratie, eine im Geist vereinte Bevölkerung, techno-logische Überlegenheit. Also so ganz dumm ist die Anmerkung von Heraklit gar nicht!
Warum gibt es Kriege? Was ist die Motivation für den Krieg? Warum kann man Kriege nicht abschaffen? Oder wissen Sie, wie das geht? Die Forde-rung nach der Abschaffung des Krieges wird, seit circa 3331 Jahren, in allen Weltgegenden immer wieder neu erhoben, nur wie man diese be-werkstelligen kann, weiß keiner.
Wenn schon Krieg: warum wird dann Krieg so fürchterlich schlecht betrie-ben, warum hört man nicht auf, wenn man merkt, dass man verloren hat? Bzw. wieso merkt man nicht, dass man verloren hat, wenn man das eigent-lich merken könnte? Wieso sterben oft mehr Soldaten an den Folgen der Ideen ihre eigenen Feldherren und Politiker, als an den Kugeln des Feindes? Wenn schon Krieg menschliches Elend bedeutet, dann wäre dies Elend doch deutlich geringer, wenn nur 1% der eingesetzten Soldaten auf dem Schlachtfeld sterben würde und nicht 25%.
Dass im Kriege und in der Politik so viel falsch gemacht wird, liegt wohl auch daran, dass der Realitätsbereich "Krieg“ eine besondere Struktur hat. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er unbestimmt ist und man die Nebel-decke, die über den Ereignissen und Strukturen liegt, kaum zum Ver-schwinden bringen kann. Man weiß nichts. Man weiß noch nicht einmal, was man alles nicht weiß. Es liegt auch daran, dass Handlungen generell in der Politik (also auch im Krieg) lange "Totzeiten“ haben, dass man also die Folgen der eigentlichen Handlung erst mit großer Verzögerung erfährt. So kann man Erfolg schlecht von Misserfolg unterscheiden. Und dann hängt in diesem Realitätsbereich so gut wie alles von allem ab; es gibt viele Interak-tionen; nichts ist unwichtig. Und wenn man hier vereinfacht, was Politiker gern tun, man denke an die geniale Idee von Karl Marx: "Alle Geschichte ist die Geschichte von Klassenkämpfen!", dann geht das mit Sicherheit schief. Vereinfachungen dieser Art haben fürchterliche Folgen, wenn die Leute sie glauben. "Wenn das so einfach ist“ sagen sich die Menschen, "warum schaffen wir dann nicht einfach die Klassen ab und schon ist Ruhe?" Und dann machen sie das und es ist gar keine Ruhe! – Kurz gesagt: Politiker und Militärs sind durch die Anforderungen, die der Realitätsbereich "Politik“ stellt, gewöhnlich einfach überfordert.
Wenn jemand Krieg machen will, so hat er mit einem Problem zu kämpfen: Menschen töten andere Menschen eigentlich nicht sehr gern. Wie kriegt man dennoch einen Krieg hin? Wie bringt man Menschen dazu, andere Menschen, die einem im einzelnen gar nichts getan haben, zu töten? Dafür gibt es eine Reihe von Mitteln. Wie wäre es beispielsweise mit folgender Regelung:
"Wenn ein Soldat sich während des Treffens nach der Flucht umsehen soll-te, und zwar ein Fuß breit aus der Linie sich begiebet, soll der hinter selben stehende Unter-Offizier selben mit dem Kurzgewehre auf der Stelle durch-stechen und massacriren.“ (Preussische Heeresordnung von 1741, nach Hans Joachim Schädlich: Sire – ich eile! 2012, S. 57.)
Also: Bleibst du in der Angriffslinie, stirbst du mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 %. Versuchst du aber, abzuhauen, stirbst du mit einer Wahrschein-lichkeit von 100 %! – Einfache Rechnung, nicht wahr? Aversions-Aver-sions¬konflikt nennt man das in der Psychologie. Man muß diesen Konflikt minimieren! Das wußte also der preussische Generalstab schon ca 140 Jahre vor der Entwicklung der "experimentellen Psychologie". Aber es gibt noch andere Methoden, um dasselbe Ziel zu erreichen, sogar eine ganze Menge. Und weit edlere und vor allem effektivere, als die Massakrierung durch einen Unteroffizier. Denn die klingt zwar sehr bedrohlich, ist aber nicht sehr nützlich. Man kann nämlich oft das Verhältnis "25 zu 100" in das Verhältnis "25 zu 0" verwandeln! Davon aber mehr im Seminar.
So, soweit einige kurze Anmerkungen zu den psychologischen Problemen, auf die man stößt, wenn man sich mit dem Krieg beschäftigt. Neben einigen "vorlesungsartigen" Gebilden sollen in diesem Seminar natürlich Referate gehalten werden. Es gibt nur wenig Literatur zum Thema "Krieg und Psychologie“. Also lesen wir einfach einige literarische Produkte, die sich mit dem Krieg beschäftigen oder in denen der Krieg eine große Rolle spielt. Ich habe nachfolgend einige ausgewählt, die mir geeignet erscheinen. Wa-rum? Das werde ich bei den einzelnen Literaturangaben vermerken.
Literatur zu möglichen Referaten:
Max René Hesse: Parthenau. – Hervorragendes Zeitbild über die Verhält-nisse in Deutschland kurz vor der Übernahme der Macht durch die Na-tionalsozialisten. Nein, das ist kein Buch über den nationalen Sozialis-mus. Aber man versteht einiges! Und eben auch einiges über den Krieg.
Thomas Mann: Friedrich und die große Koalition. – Wie kommt ein ef-feminisiertes Jüngelchen (in den Augen seines Vaters!), welches Wein, Weib (und wohl nicht nur Weib!) und Gesang liebt und vor allem die in-tellektuelle Debatte und Bachs Musik und das Flötenspiel, und der selbst ein durchaus beachtenswerter Komponist war, wie kommt ein solcher "Jungintellektueller", der Machiavelli haßt, der die Uniform als "Sterbekittel" bezeichnet, dazu, in dem Moment, in dem er König wird, plötzlich den "großen Macker" zu markieren und Krieg zu führen? Wir sprechen von dem nachmalig so genannten "Friedrich dem Großen".
Das ‚Lied von Craonne‘ und ‚Graue Kolonnen‘. – Es handelt sich um ein französisches und ein deutsches Soldatenlied aus dem Ersten Welt-krieg; beides sind eigentlich "Antikriegslieder“, aber ziemlich verschie-den! Bitte vergleichen Sie! Und sie bekommen einen Eindruck vom Un-terschied der Mentalitäten des französischen bzw. deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg. Beide Mentalitäten kann man schätzen. Oder auch verachten. Und das ermöglicht auch einige Einblicke in die Gegenwart!
Sebastian Haffner: Bekenntnisse eines Deutschen. – Hier ist besonders das Kapitel über Kameradschaft bedeutsam. Kameradschaft ist der Zement des militärischen Gefüges und hält alles zusammen. Kamerad-schaft ist durchaus etwas anderes als Freundschaft oder gar Liebe, aber von ganz zentraler Bedeutsamkeit für den Krieg.
Guy Sajer: Der vergessene Soldat. – Dieses und das folgende Buch sind als Kopfkissenlektüre nicht empfehlenswert. Sie kriegen Albträume! Der Autor ist Sohn einer deutschen Mutter und eines französischen Vaters, Elsässer, meldet sich 1941 freiwillig zur Wehrmacht und macht den Krieg bis 1945 an der Ostfront mit. Den Rest lesen Sie bitte selbst. Sie wissen dann, was Krieg heißt!
Ralf Rothmann: Im Frühling sterben. – Rothmann schreibt offenbar über die Erlebnisse seines Vaters in den letzten Monaten des zweiten Welt-krieges. Rothmann ist Jahrgang 1952; er schreibt aber so, als wäre er sein Vater. Und er hat den Zeitgeist sehr gut verstanden. Das Buch ist authentisch! Ansonsten: wie oben!
Krieg und Ideologie. – Darüber habe ich nichts Zusammenfassendes ge-funden, außer vielleicht das zweite Buch Moses (Exodus). Wahrschein-lich werde ich dies Referat selbst übernehmen. Mich hat dieses Thema sehr interessiert, da ich, bei Ende des Krieges sechs Jahre alt, sehr in-teressiert die Diskussion um Krieg, Hitler, Nazis usw. erlebt habe. Und ich habe mir immer darüber Gedanken gemacht, wie das alles möglich sein konnte. Ich glaube, ich weiß es!
Sebastian Haffner: Die sieben Todsünden des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg. Wenn man schon Krieg macht, dann sollte man ihn mit Vernunft machen. Dadurch kann man seine Scheußlichkeit deutlich vermindern. Sebastian Haffner handelt in diesem Buch Grundfehler der deutschen Kriegsführung im Ersten Weltkrieg ab. Diese Fehler findet man nicht nur bei den Deutschen sondern sie sind ziemlich allgemein. Es gibt nicht viele Fehler, die Menschen in der Politik und in der Kriegs-führung machen; das sind vielleicht 12 oder 15 oder 18, mehr nicht. Barbara Tuchman (sehr berühmte amerikanische Historikerin) meint, dass seit den Tagen des trojanischen Krieges bis heute niemand etwas in der Politik bzw. Kriegsführung dazu gelernt habe. Warum ist das so? Auf diese Frage gibt es eine Antwort, die ich Ihnen aber im Rahmen dieser Vorinformation nicht geben werde. Und es ist auch völlig unklar, ob diese Antwort, wenn man sie dann hat, irgendwelche Folgen auf Kriegsführung oder Politik hat.
- Moderator/in: Dietrich Dörner
Semester: 2019/20 Wintersemester