Horaz stellt sein zweites Epistelbuch, das aus dem Augustsbrief, dem Florusbrief und, obwohl dies umstritten ist, der ars poetica besteht, unter das Thema ‚Poetik‘ und reflektiert darin unter anderem kritisch den Literaturbetrieb in Rom. Zentral sind in diesem Kontext die Fragen „Was ist gute Dichtung?“ und „Was ist ein guter Dichter?“. Diese Fragen beantwortet Horaz durch seine Literaturbriefe im zweiten Versepistelbuch, das auch seiner Selbstdarstellung als Dichter dient. Mit der Form der hexametrischen Versepistel schließt Horaz bezüglich der Gattung an seine sermones genannten Satiren an. Der Brief, in antiker Sicht ein halbierter Dialog, erlaubt es Horaz, keine umfassende Poetik zu entwerfen, sondern einzelne Themen assoziativ ohne Anspruch auf Vollständigkeit in einem vermeintlichen Plauderton aneinanderzureihen, dennoch aber mit kunstvoll gewählten und bewusst gesetzten Wörtern. Alle drei im zweiten Buch überlieferten Briefe haben jeweils ein zentrales Thema, das es im Seminar herauszuarbeiten gilt. Im Mittelpunkt des Seminars sollen neben dem Thema ‚Poetik‘ vor allem Überlegungen zur Gattung Versepistel, zur Datierung der einzelnen Briefe, zur Gattung der ars poetica sowie Grundfragen des Literaturbetriebs in Rom auch im Verhältnis zu Griechenland stehen. Auch einschlägige Forschungsliteratur soll ausführlich vor dem Hintergrund des Horaz-Textes diskutiert werden.
- Moderator/in: Johannes Zenk
- Moderator/in: Carmen Zink
Semester: 2019/20 Wintersemester