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  • Die deutsche Gegenwartssprache ist, wie alle natürlichen Sprachen, ein durch und durch historisches Phänomen.
    Das Deutsche hat sich seit den Anfängen im 8. Jahrhundert auf allen Ebenen kontinuierlich und dynamisch weiterentwickelt und verändert; und auch heute noch verändert es sich ständig weiter.
    Aufgrund aktueller wie früherer Sprachwandelprozesse, die ganz unterschiedliche inner- wie außersprachliche Ursachen haben können, kommt es so immer wieder zu einem Nebeneinander älterer und neuerer Phänomene. Das gilt für jede Sprachstufe, für das Alt-, Mittel- und Frühneuhochdeutsche ebenso wie für die Gegenwartssprache.
    Besonders interessant an diesem "historischen Gewachsensein" der Sprache sind diejenigen sprachlichen Phänomene, die unregelmäßig wirken oder wie Störungen im System aussehen. Sie stechen uns ganz prominent besonders in der Grammatik oder in der Lexikologie ins Auge. Wir fragen uns, wie sie wohl entstanden sind und welche Veränderungen sie bis zu ihrer aktuellen Erscheinungsform durchlaufen haben.

    Diesen Fragen möchten wir mit Ihnen zusammen im Laufe des Semesters nachgehen. Dabei streben wir keinen auch nur annähernd vollständigen Überblick über den Sprachwandel im Deutschen insgesamt an und können ebenso wenig alle Entwicklungen aufzeigen, die das Deutsche im Laufe seiner Geschichte mitgemacht hat. Es geht uns vielmehr vor allem um die Entwicklungen, die die Verhältnisse in der Gegenwartssprache in besonderer Weise geprägt haben. Diesen Entwicklungen spüren wir in den folgenden vier Modulen nach. 

    Wir starten mit Modul 1, das markante Auffälligkeiten in Lautung und Schreibung des Deutschen in Augenschein nimmt.