Ausschreibung Promotionsstelle Historische Geographie/Archäologie des Mittelalters

Ausschreibung Promotionsstelle Historische Geographie/Archäologie des Mittelalters

par Andreas Dix,
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Liebe Angehörige des Instituts für Geographie,

die Professur für Historische Geographie und der Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit beteiligen sich an einem Forschungsprojekt zu anthropogenen Veränderungen an kleinen Fließgewässern im Rahmen des neu bewilligten DFG Schwerpunktprogramms "Fluvial Anthroposphere".

Anbei finden Sie eine kurze Projektbeschreibung und anhängend die Stellenausschreibung selber.

Projektbeschreibung

Flusslandschaften und die dazugehörigen Auen sind sensible Ökosysteme und bedeutende Wirtschaftsräume für den Menschen. Diese Landschaften sind von Natur aus dynamisch und im Laufe der Geschichte durch sozio-ökologische Veränderungen gekennzeichnet. Flüsse und ihre Auen sind in Mitteleuropa insbesondere seit dem Frühmittelalter einem direkten (z. B. durch hydrotechnische Anlagen) und indirekten (z. B. Sedimentationseinträge) Transformationsprozess unterworfen. In dieser Zeit machte sich der direkte sozioökonomische Druck auf Flusslandschaften bemerkbar.

Einerseits führte eine landwirtschaftliche Intensivierung im gesamten Flusseinzugsgebiet zu verstärkter Bodenerosion und steigender Sedimentfracht der Flüsse, was die Morphologie der Auen erheblich veränderte. Andererseits – das ist der Fokus unserer geplanten Forschungen - kam es zu verstärkten Siedlungs- und Infrastrukturaktivitäten, wie der Errichtung von Wassermühlen, der Öffnung von Tälern und Auen für den Transport auf dem Fluss sowie auf Straßen entlang der Täler und der intensivierten landwirtschaftlichen Landnutzung von Auen. In der Folge wandelten sich spätestens im Mittelalter naturbelassene Auen und Ökosysteme zu dominanten menschlichen Auensystemen. Dieser Transformationsprozess war nicht einseitig, sondern geprägt von nichtlinearen und komplexen Rückkopplungs- und Anpassungsprozessen, die die Mensch-Umwelt-Interaktion prägten. Infolgedessen veränderten direkte und indirekte anthropogene Prozesse die Aue, und umgekehrt hatte die Veränderung der Aue Auswirkungen auf die Gesellschaft.

Das Projekt wird sich auf zwei Hauptaspekte konzentrieren: (a) Menschliche Aktivitäten wie hydrotechnische Anlagen, Fluss- und Agrarwirtschaft und ihre Auswirkungen auf die Flussmorphologie, den Sedimentfluss und die Ökologie der Auenumgebung und (b) soziale Reaktion und kulturelle Anpassung an vom Menschen verursachte Veränderungen der Auenumgebung. Konkret werden folgende Fragen behandelt: (1) Wie groß war die Veränderung in den Tälern und Auen? (2) Lassen sich Perioden intensivierter Veränderung ausmachen? (3) Welche sozial-ökologischen Prozesse waren für die Transformation von natürlichen zu anthropogen geprägten Flüssen und ihren Auen verantwortlich?

Einem diachronen Ansatz folgend wird der Zeitraum vom Mittelalter bis zur Industriellen Revolution untersucht. Als Modellregion für diese Studie wird das mesoskalige Einzugsgebiet der Wiesent (Main / Rheineinzugsgebiet) und seiner Zuflüsse der Nordfränkischen Alb in Bayern / Deutschland gewählt. Hier liegen bereits hochaufgelöste chronostratigraphische Daten zu Sedimentflüssen und Auenentwicklung vor, eine Voraussetzung, um den diachronen Ansatz zur Entflechtung der komplexen Mensch-Umwelt-Interaktion erfolgreich zu verfolgen. Dazu werden sowohl klassische als auch innovative (semi-)quantitative Methoden wie Phytolithanalysen in enger Kooperation zwischen den Antragstellern aus den Bereichen Archäologie, Historische Geographie und Geomorphologie/Geoarchäologie angewendet. Ein wesentlicher Ansatz der Arbeiten ist die Analyse historischer Karten, der Abgleich mit Geländemodellen und schließlich die Geländeprospektion.

Herzliche Grüße,

Andreas Dix