Das Hoch- und Spätmittelalter ist eine bedeutende Periode sehr unterschiedlicher Innovationen und Transformationen. Archäologisch von Bedeutung sind insbesondere die Entwicklung von Dörfern, Städten und Burgen. Dahinter stehen wichtige gesellschaftliche Veränderungen – die Ausbildung einer Ständeordnung, ein Bevölkerungswachstum und damit einhergehend Veränderungen in Produktion und Distribution von Alltagsgütern - angefangen mit Agrarprodukten – bis hin zur Neuformierung von Fernhandelsbeziehungen. Diese Veränderungen wurden in der Forschung meist als kleine Fortschritte in einer insgesamt stagnierenden und rückständigen Gesellschaft gesehen. Die Archäologie rückt die Bedeutung dieser Transformationen in ein neues Licht, relativiert manche Narrative des „Fortschritts“ und der Stagnation, verweist aber auch auf die noch kaum erforschte ökologische Dimension dieser Veränderungen. Am Ende des Betrachtungszeitraums steht die Krise des 14. Jahrhunderts, die in vielem nur zu begreifen ist, indem man die langfristigen Prozesse genauer betrachtet. Anhand dieser Periode lassen sich daher die neuen Forschungsimpulse aufzeigen, die sich seit einigen Jahren aus der Perspektive der sich etablierenden Umwelt- und Sozialarchäologie ergeben. Die Vorlesung präsentiert theoretische Konzepte, stellt aber auch zentrale Ausgrabungsbefunde und -funde vor und zeigt auf, wie diese jenseits von Typologie im Zusammenspiel der Quellen interpretiert werden können.
- Moderator/in: Janett Herzer
- Moderator/in: Rainer Schreg
Semester: 2024/25 Wintersemester