Psychologische Ästhetik - Psychologie der Farbe

Farben spielen in unserem Leben eine wichtige Rolle als Gefühlswegweiser. Sie drücken Individualität aus (blaue Pferde) und zeigen Zugehörigkeit an (Vereinsfarben). Farbkonventionen geben Orientierung in Sport und Politik, sie erlauben eine schnelle Situationseinschätzung im Straßenverkehr und dienen als Entscheidungshilfe beim Einkaufen. Als Aspekt des Naturschönen (Regenbogen), der Malerei, der Mode, des Produktdesigns und der Innenarchitektur beeinflussen sie unser Geschmacksurteil und unser Wohlbefinden.

Angesichts ihrer Bedeutung für das ästhetische Erleben überrascht es, dass Farbe in der empirischen Ästhetik kaum eine Rolle spielt. Dabei ist klar: In seiner ursprünglichen Farbfassung würde der Bamberger Reiter ganz andere Reaktionen hervorrufen als das steinsichtige Relikt, das wir heute bewundern. Trotz eindeutiger Evidenzen, ist es für viele Menschen nur schwer vorstellbar, dass mittelalterliche Kirchen und antike Tempel einmal bunt bemalt waren. Auch im Alltagsbewusstsein wird die Bedeutung von Farbe hierzulande eher unterschätzt. Die Mehrzahl der PKW in Deutschland sind schwarz, weiß oder grau, obwohl diese Farbwahl das Unfallrisiko erhöht.

Woher kommt diese (kulturspezifische?) Scheu vor der Farbe? Was ist Farbe überhaupt? Wie wirken Farben auf uns? Wie beeinflussen Kontext und Kultur die Farbwirkung? Woher rührt die rätselhafte Farbenblindheit der empirischen Ästhetik? Auf diese Fragen wollen wir gemeinsam anhand der Forschungsliteratur und selbstgewählter Beispiele nach Antworten suchen.

Semester: 2024/25 Wintersemester