Die malerische bayerische Kleinstadt Rothenburg ob der Tauber nimmt im Diskurs der Denkmalpflege eine besondere Stellung ein: Von Touristen überaus beliebt und international als den Inbegriff der „alten deutschen Stadt“ bekannt, wird sie von Wissenschaftlern und Kritikern oft als Negativbeispiel für die Inszenierung und Instrumentalisierung von Heritage für politische und andere Zwecke angeführt. In der Anwendungswoche gehen wir dem Wesen des „Mythos Rothenburg“ auf den Grund. Wir untersuchen die Geschichte der Stadt, von ihrer „Erfindung“ als romantisches Mittelalterbild im 19. Jh. über ihre Stilisierung als nationalsozialistische Musterstadt in den 1930er Jahren, bis hin zu ihrem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und ihrer Selbstpräsentation und Rezeption heute. Gleichzeitig untersuchen wir die Problematiken, die Rothenburg für die Denkmalpflege darstellt und analysieren die zentrale Stelle, die sie seit Jahrzehnten im kritischen Diskurs über die Bedeutung und Wirkung der historischen Altstadt als zeitgenössische kulturelle Figur einnimmt.

Geplant ist eine 3- bis 4-tägige Aufenthalt in oder nahe Rothenburg, sofern dies die Umstände zulassen. Vor Ort werden anhand von konkreten Objekten sowie im Gespräch mit lokalen Akteuren aus Wissenschaft, Behörden und Bürgerschaft die beschriebenen Themen intensiv erkundet und diskutiert.

Ein wesentlicher Teil der evtl. anfallenden Reise- und Übernachtungskosten wird aus Exkursions- und Studierendenmitteln finanziert. Ein Informationstreffen mit Updates zum Format der Anwendungswoche – ob präsenz-, online- oder hybrid-Veranstaltung – sowie Vergabe der Referatsthemen ist für Juni 2021 geplant.
Semester: 2021 Sommersemester