Deutsch-slavischer Sprachkontakt ist äußerst facettenreich, da er verschiedene Sprachkontaktsituationen (individuelle sowie Gruppenmehrsprachigkeit) umfasst und über lange Zeit in verschiedenen Formen existiert. Beteiligte Sprachen sind Deutsch, Russisch, Polnisch, Bosnisch / Kroatisch / Serbisch, aber auch Sorbisch (und weitere slavische Sprachen) und Jiddisch. In diesem Seminar werden wir die Auswirkungen von unterschiedlich Sprachkontaktkonstellationen auf die Sprachsysteme beteiligter (Standard- und Umgangs-) Sprachen untersuchen. So kann man bspw. auf der lexikalischen Ebene einen enormen, von den SprecherInnen meist nicht bewusst wahrgenommenen Austausch von Wörtern und Strukturen feststellen. Auch im Bereich von Familiennamen zeigt sich intensiver Sprachkontakt, vgl. bspw. polonisierte Familiennamen deutscher Provenienz wie Fisiak von Fischer und vice versa, z.B. von Ossietzky, Tucholsky, Swarovski oder Russifizierungen wie Osteneck > Vostokov. Neuere Daten von bilingual Aufwachsenden/Aufgewachsenen werden auf Strukturübertragungen und Strategien zum Umgang mit Sprachunkundigen (z.B. Eindeutschung von Namen wie Margarete statt poln. Małgorzata oder Irene statt russ. Irina) analysiert. Neben dem strukturellen ist auch der soziolinguistische Aspekt des Sprachenkontakts Gegenstand des Seminars. Hier werden die sog. linguistic landscapes in Grenz- sowie touristischen Gebieten betrachtet und sprachideologische Einstellungen von ein- und zweisprachigen SprecherInnen, die im Grenzgebiet zwischen Deutschland bzw. Österreich und einem slavischsprachigen Nachbarland oder einem bspw. von TouristInnen einer der beteiligten Sprachen frequentierten Ort leben, untersucht.

Im Seminar wird besonderer Wert auf sprachliche Analyse von Datensätzen und methodische Reflexion gelegt.
Semester: 2019/20 Wintersemester