2. Interpretation und Männlichkeit des Objekts

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Kurs: Rivalisierende Männlichkeiten
Buch: 2. Interpretation und Männlichkeit des Objekts
Gedruckt von: Gast
Datum: Mittwoch, 8. Mai 2024, 10:26

Beschreibung

Heiligkeit und marginalisierte Männlichkeit sind Thema dieses Kapitels. Wieso vollendet das Martyrium die Heiligung? Weshalb werden diese zwei Heiligen als marginalisierte Männlichkeit betrachtet? Hier finden Sie die Antworten.

1. Heiligkeit

Obwohl das Gemälde durch die Zeiten verfärbt ist, erkennt man deutlich den Halo, der das exlusive Zeichen des Heiligen darstellt. Auch wenn wir hier Heiligen Sebastian und Heiligen Rochus als leidende Männer begegnen, vollendet genau dieses Leid ihre Heiligung. Durch das Martyrium überwindete Heilige Sebastian seinen leiblichen Körper und verwandelte diesen in einen heiligen Körper.

 

„Die Unzerstörbarkeit des Körpers trotz zahlloser Martern, in denen er zerstückelt wird, verdeutlicht, wie aus dem leiblichen ein spiritueller, ein virtueller, verklärter Körper wird.“ (S.202)

 


Weiterführende Literatur:

Bennewitz, Ingrid, Kasten, Ingrid (Hgs.): Genderdiskurse und Körperbilder im Mittelalter. Eine Bilanzierung nach Bulter und Laqueur. Münster 2002 (=Bamberger Studien zum Mittelalter; 1), S. 199-219.

2. Marginalisierte Männlichkeit

Heiliger Sebastian war ein vornehmer Ritter. Auf diesem Gemälde erkennt man aber keine Attribute von einem Ritter. Gegensätzlich wird er feminisiert mit einer mageren Figur, blasser Haut und Schutzlosigkeit. Betrachtet man alleinig nur sein Gesicht, kann man nicht festlegen, ob es einem Mann oder einer Frau gehört. Obwohl Heiliger Rochus einen Bart trägt, wird auch er dünn und schwach gezeichnet. Hierbei handelt es sich um marginalisierte Männlichkeit. Die dominante Männlichkeit marginalisiert die Männlichkeit, die von der Norm der idealen Männlichkeit abweicht. Heiliger Sebastian war ein anerkannter Ritter, Heiliger Rochus war ein Adliger, beide gehörten einst zur dominanten Männlichkeit. Nachdem sie ihre ritterlichen und adligen Attribute (z.B. Kampfkraft, Reichtum, sozialer Stand) verloren hatten, wurden sie marginalisiert und vom dominanten Stand ausgeschlossen.