1. Hintergrundinformation zum Objekt

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Kurs: Rivalisierende Männlichkeiten
Buch: 1. Hintergrundinformation zum Objekt
Gedruckt von: Gast
Datum: Donnerstag, 21. November 2024, 21:10

Beschreibung

Wer ist der Heilige Sebastian und Heilige Rochus? Welche Verbindung haben sie mit dem Bamberger Bischof Friedrich von Hohenlohe? In diesem Kapitel wird auf die Hintergrundinformation des Objekts eingegangen.

1. Technische Daten

Titel: HI. Sebastian und Hl. Rochus vor einer Landschaft (Gemälde) 
Material: Öl auf Holz 
Maße: H: 118, B: 80 (cm) 
Datierung: um 1500 (?) 
Handwerkl/künstl Herkunft: anonym, deutsch 
Restaurierung: 1964 Grünert 
Inv.-nr.: 36 D (Historisches Museum Bamberg)

2. Deskription

Die Mütze, der rote Mantel und der Stock in der linken Hand zeigen den Heiligen Rochus als Pilger. Seine nach hinten gefaltete Kleidung macht dem Beobachter die Pestbeule an seinem Oberschenkel sichtbar. In seiner rechten Hand hält der Heilige Rochus eine große Pinzette, als ob er sich selbst operieren, bzw. heilen würde. Ein Engel kniet neben ihm und berührt seine Wunde. Ein Zeichen seiner wundersamen Genesung durch einen Engel.

Gegenüber Heiligem Rochus ist der mit einem Lendenschurz bekleidete Heilige Sebastian abgebildet. Er ist an einen Stamm gebunden. Seine linke Hand ist hinter seine Hüfte gebunden, seine rechte Hand oben über seinen Kopf. Die in seinen Körper eingebohrten Pfeile erinnern den Betrachter an sein Martyrium.

Das Gemälde wurde schätzungsweise um 1500 von einem deutschen anonymen Künstler geschaffen. Die zwei Wappen am unteren Rand des Bildes verweisen auf seinen ehemaligen Eigentümer. Leider ist uns nicht bekannt, zu welchem Ort die im Hintergrund stehende Landschaft gehört. Da sich der Stil der drei Bauten deutlich unterscheidet, kann man die Landschaft womöglich keinem eindeutigen Ort zuordnen.

3. Heiliger Sebastian

Der Heilige Sebastian wurde vor dem 3. Jh. in Narbonne geboren. Er war ein vornehmer Ritter und genoss hohen Ruhm unter Kaiser Diokletian. Zgleich war ein frommer Christ, der nicht nur während der Christenverfolgung zu seinem Glaubenm stand, sondern auch anderen Christen half, zu ihrem eigenen Glauben zu stehen. Auf den Befehl des Kaisers wurde er von numidischen Bogenschützen durchbohrt. Nach ein paar Tagen stand der Heilige Sebastian aber wieder gesund vor dem Palast des Kaisers und kritisierte diesen wegen der Taten, die er gegen Christen begangen hatte. Diesmal ließ ihn der Kaiser mit Stöcken totgeschlagen.

Sein oft dargestellter durchbohrter Körper weist auf sein Martyrium hin. Da seine Schießwunden ähnlich wie die Symptome der Pest aussehen, wird der Heilige Sebastian auch als Pestpatron verehrt.

 

 


Weiterführende Literatur:

Keller, Hiltgart L.: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Stuttgart 1987.
Roemer, Werner. Sankt Sebastian. Patron der Schützen und Fürsprecher in Pestnot. Langwaden 2003.
Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Antonello_da_Messina_018.jpg

4. Heiliger Rochus

Vermutlich wurde der Heilige Rochus um 1295 im französischen Montpellier geboren. Er stammte aus einer adligen Familie. Nach dem Tod seiner Eltern verschenkte er sein Vermögen an die Armen und pilgerte nach Rom, wo er Pestkranke pflegte. Auf dem Rückweg in seine Heimat erkrankte er selbst, wurde aber im Wald von einem Engel gepflegt und wundersam geheilt. Als er endlich in seiner Heimat ankam, wurde er nicht erkannt und als Spion gefangen genommen. 1327 soll er im Kerker gestorben sein.
Seine Legende verbreitete sich im 15. Jahrhundert. 
Als Pestpatron ist der Heilige Rochus weniger bekannt als der Heilige Sebastian. In Kunstwerken werden die zwei Heiligen oft zusammen dargestellt, da beide vor Epidemien schützen sollen.

 


Weiterführende Literatur:
Faber, Annette: Unsere Heiligen. Ein Begleitbuch durchs Jahr. Leben, Legenden und Kunstwerke im Erzbistum Bamberg. Bamberg 2000.
Zeller, Michael. Rochus-Die Pest und ihr Patron. Nürnberg 1989.
Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Palmi_statua_di_San_Rocco.jpg

5. Bamberger Bischof Friedrich von Hohenlohe

In Bezug auf die Bamberger Geschichte erinnern die zwei Pestpatronen an den Bischof Friedrich von Hohenlohe, der die erste große Pestwelle in Bamberg erlebte.


Bischof Friedrich von Hohenlohe stammte aus dem Geschlecht des Hauses Hohenlohe. Zwischen 1344 und 1352 war er Bischof von Bamberg. Gegen Papst Clemens VI. und Kaiser Ludwig IV. unterstützte er den Gegenkönig Karl IV.. Das berühmte Epitaph für ihn im Bamberger Dom ist eine gotische Skulptur. Das dünne Gesicht und die leicht ratlose Mimik von Bischof Friedrich von Hohenlohe spiegelt die damalig unsichere Zeit wider. Neben der unruhigen politischen Situation in Deutschland brach 1348 die erste große Epidemie in Europa aus.


 


Weiterführende Literatur:

Freisel-Wonka, Christine: Bamberger Männergeschichten. Bamberg 2012.
Bildquelle: privat.