2. Interpretation und Männlichkeit des Objekts.

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Kurs: Rivalisierende Männlichkeiten
Buch: 2. Interpretation und Männlichkeit des Objekts.
Gedruckt von: Gast
Datum: Mittwoch, 8. Mai 2024, 05:08

Beschreibung

Die dionysische Natur lässt sich nicht eindeutig interpretieren. Einerseits zeigt Bacchus weibliche Elemente und wurde in antiker Literatur von Aechilus sowie Europides als "frauenhafter Fremdling" bezeichnet. Andererseits erscheint Bacchus unter den Menschen gewalttätig und als Triumphator. So analysiert dieses Kapitel, wodurch sich die vorliegende Darstellung von Bacchus auszeichnet und inwiefern der dionysische nackte Körper marginalisiert wirkt.

1. Allgemeine Information

Jugendlicher, rebenbekränzter Bacchus

Titel: Jugendlicher, rebenbekränzter Bacchus, an einen Felsen gelagert.

Material: Öl/Leinwand.

Künstlerische Herkunft: Johann Daniel Preissler (1666-1737) zugeschrieben.

Inv.-nr.:  134 D (Historisches Museum Bamberg)


 

2. Kennzeichnende dionysische Elemente

Das Bild lässt mehrere traditionelle Elemente der Bacchus-Darstellung erkennen: Weinlaubkranz, Weintrauben, Weinbecher. Diese Elemente und die Nacktheit signalisieren, dass der mythologische Stoff über den Weingott Dionysos behandelt wird.

Auf den Felsen gestützt liegt Dionysos auf einem weißen Tuch. In der linken Ecke des Bildes neben Bacchus liegt ein umgestürzter Weinbecher und Trauben. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Dionysos im Moment der Erholung, nach einem Weinfest dargestellt wurde. Wie bereits oben erwähnt, wurde Dionysos in der Antike und in der Renaissance entweder einladend zum Trinken mit einem Weinbecher oder ziehend mit seinem Gefolge durch das Gelände abgebildet. Die beiden Traditionen stellen den Weingott triumphierend und dynamisch dar. Dieses Bild unterscheidet sich dadurch, dass es den Weingott ruhig und liegend sowie ohne traditionelles Gefolge darstellt. Trotz dessen wird durch die ausgelassene Körperhaltung und den gleichgültigen, fast verächtlichen Blick seine Göttlichkeit ausgestrahlt.


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Weiterführende Literatur:

1. Larsson, Lars Olof: Antike Mythen in der Kunst. Stuttgart 2009.


 

3. Bacchus Körper und Männlichkeit

Der nackte Dionysos Körper ist mit leuchtenden Farben dargestellt, sodass er sich von dem dunklen Hintergrund abhebt. Durch diesen Kontrast wird die Nacktheit sowie Schönheit des Körpers betont. Die hellen Farben verschärfen die zarte Wirkung der Haut.

Da Dionysos einer der jüngsten Götter war, wurde seine Figur meist für die Darstellung des jungen, schönen Körpers genutzt. So wird im Gegensatz zu den Darstellungen von Herkules oder Mars sein Körper nicht muskulös dargestellt.

Die Pose des Dionysos erinnert an das Motiv der schlafenden Nymphe in bildender Kunst (Lucas Cranach Liegende Quellennymphe, 1518, Giovanni Dosso Nymphe Echo, 1520). In diesen Bildern kommen die Schönheit und Erotik des weiblichen Körpers zum Ausdruck. Vergleichbar mit diesen Darstellungen hat der Bacchus Körper im vorliegenden Bild gewisse feminine und homoerotische Wirkung. Das kollidiert damit, dass die Weiblichkeit ein Element der dionysischen Natur ist: er wird von den Frauen erzogen und verehrt, die nächste Umgebung besteht aus den Frauen. Sogar das Mütterliche kommt im dionysischen Charakter zum Ausdruck. "Aufwühlung der Lebensgründe" - diese Aufgabe wird vom Walter F. Otot Bacchus zugeschrieben. Der Bacchus Körper im diesen Gemälde aber weist die weiblichen Schwäche und Passivität nicht auf, sondern zeichnet sich durch die göttliche, adelige Schönheit aus.


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Weiterführende Literatur:

1. Larsson, Lars Olof: Antike Mythen in der Kunst. Stuttgart 2009.

2. Otto, Walter F.: Dionysos. Mythos und Kultus. Darnstadt 1960.