Verbindung des Objekts zur Literatur
Website: | Virtueller Campus: eLearning-System der Otto-Friedrich-Universität Bamberg |
Kurs: | Rivalisierende Männlichkeiten |
Buch: | Verbindung des Objekts zur Literatur |
Gedruckt von: | Gast |
Datum: | Donnerstag, 21. November 2024, 21:00 |
Beschreibung
In diesem Buch sollen Bezüge vom Objekt zur Literatur gezogen werden, unter anderem zur Bibel oder auch zur Vorauer Novelle.
1. Märtyrer in der Literatur
In der Bibel sowie in Heiligenlegenden wird von zahlreichen Martyrien berichtet. Das grausame Martyrium von Bartholomäus durch das Abziehen seiner Haut scheint jedoch ein Einzelfall zu sein. Weiter verbreitet war die Ermordung Gläubiger durch Steinigung, Kreuzigung oder Enthauptung.
Als ersten christlichen Märtyrer nennt die Bibel Stephanus, der wegen des Vorwurfs der Blasphemie in Jerusalem gesteinigt wurde. Stephanus war der erste, der wegen seinem Bekenntnis zu Jesus Christus getötet wurde.Seine Ermordung war der Startschuss für die Christenverfolgung in Jerusalem. Während seines Martyriums soll er gerufen haben: "Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!" (Apg 7,61)
Mit dieser Äußerung identifizierte er sich mit Jesus Christus, der während seiner Kreuzigung ebenfalls Nachsicht mit seinen Henkern zeigte und betete: " Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun." (Lk 23,34)
Der erste Apostel, der den Märtyrertod starb, war Jakobus. König Herodes ließ ihn mit dem Schwert hinrichten. (Apg 12,2) Er ist der einzige Apostel, von dessen Martyrium in der Bibel berichtet wird.
Jan van Eyck: Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes, um 1430, Berlin.
(Bildquelle: www.zeno.org)
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Weitere christliche Märtyrer finden sich in der Legenda Aurea, die zu einem Großteil aus Märtyrerlegenden besteht.
So wurde zum Beispiel der Heilige Blasius, der heute als Schutzpatron der Halskranken, der Ärzte und Bäcker verehrt wird, während einer Christenverfolgung des Kaisers Licinius gefangen genommen. Mit Folter wollte man ihn vom Glauben abbringen, doch Blasius blieb standhaft. Daraufhin warf man ihn in einen Teich. Blasius schlug das Kreuzzeichen, worauf das Wasser im Teich zu weicher Erde wurde. Schließlich wurde er enthauptet.
Ein Beispiel aus der Legenda Aurea, das dem Schicksal von Bartholomäus besonders ähnelt, ist die Legende vom Heiligen Thomas. Er war ebenfalls ein Jünger Jesu und ist nach dessen Tod in ferne Länder gereist. In Indien bekehrte er unzählige Menschen zum christlichen Glauben, indem er Heilungen und Exorzismen vornahm. Ein erzürnter Oberpriester durchbohrte ihn mit einem Schwert, als er in dessen Tempel einen Dämon vertrieb.
Weiterführende Literatur:
Die Bibel. Eiheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Stuttgart 2004.
Jacobus de Voragine: Die Legenda aurea, herausgegeben von Richard Benz, Köln 1969.
2. Exorzisten in der Literatur
Jesus Christus
Im Neuen Testament gibt es zahlreiche Hinweise auf Dämonen- und Teufelsaustreibungen durch Jesus. Im Markusevangelium findet sich folgendes Zitat zu der Heilung von Besessenen und Kranken:
"Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessene zu Jesu. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt, und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Udn er verbot den Dämonen zu reden, denn sie wussten wer er war." (Mk 1,32 - 34)
Die Darstellung eines Exorzismus durch Jesus auf dem Fastentuch des Gurker Doms aus dem Jahr 1458
(Bildquelle: www.heute.at)
Folglich heilte Jesus Christus nicht nur Kranke, sondern trieb auch böse Geister aus. Ein konkretes Beispiel ist die Heilung des Besessenen von Gerasa (Mk 5,1 - 20). Jesus befreite den Mann von einer ganzen Legion Dämonen, die daraufhin in eine Herde weidender Schweine fuhren. Die Schweine stürzten sich von einen Abhang in den See und ertranken.
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Franziskus von Assisi
Ein Gemälde von Giotto zeigt einen Exorzismus durch Franziskus von Assisi.
Giotto: Exorzismus der Dämonen durch den heiligen Franziskus in Arezzo, 1297-1299, St. Franziskuskirche, Assisi
(Bildquelle: www.heiligenlexikon.de)
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Thomas von Celano bestätigt Mitte des 13. Jahrhunderts die Teufelaustreibung im dritten Teil seines Werks: "Leben und Wunder des heiligen Franz von Assisi". Dort ist neben Heilungen von Kranken auch von mehreren Exorzismen die Rede, die Franziskus durchgeführt haben soll.
Zum Exorzismus von Arezzo findet sich folgendes Zitat Assisis:
" Der Heilige Franziskus sah über der Stadt Arezzo viele jubelnde Dämonen und sagte zu seinem Anhänger Silvestro: geh und vertreibe im Namen Gottes die Dämonen und schreie in der Nähe der Pforte; er gehorchte und schrie und die Dämonen flüchteten sofort und sofort kehrte der Frieden zurück zwischen den Aretinern.."
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Literatur:
Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Stuttgart 2004.
Thomas von Celano: Leben und Wunder. Herausgegeben von Engelbert Grau, Werl 1988.
3. Brüder in der Literatur
Kain und Abel
Als sie auf dem Feld waren, griff Kain seinen Bruder Abel an und erschlug ihn (Gen 4,8).
Das wohl bekannteste Brüderpaar der Literaturgeschichte findet sich im alten Testament. Kain und Abel sind die Söhne von Adam und Eva (Gen 4,1 - 11). Auch hier sind es Missgunst und Eifersucht, die die Brüder spalten. Weil Gott das Opfer von Abel höher schätzt, als das von Kain, erschlägt Kain seinen Bruder. Es handelt sich dabei zugleich um den ersten Mordfall der Bibel.
Titian: Kain und Abel, 1570/76, Santa Maria della Salute, Venedig
(Bildquelle: www.heiligenlexikon.de)
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Salman und Morolf
Die Brüder Salman und Morolf im gleichnamigen mittelhochdeutschen Spielmannsgedicht haben eine ganz andere Beziehung zueinander.
Der Erzählung liegt die Geschichte des König Salomos aus dem Alten Testament zugrunde, der für seine Weisheit und seinen Reichtum berühmt war. Der unbekannte Verfasser des Spielmannsgedichtes stellt König Salman seinen listigen Bruder Morolf zur Seite. Er hilft seinem Bruder in allen Lebenslagen. So auch, als Salman von seiner Frau hintergangen wird. Sie lässt sich von König Fore entführen, woraufhin Salman seinem Bruder den Auftrag gibt sie zurückzuholen:
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Môrolf, lieber bruder mîn, Morolf, mein lieber Bruder,
dû solt mîn bote werden du sollst mein Bote werden
nach der edelen kunîgîn, und nach der vornehmen Königin
(die uns hinnen entrunnen ist, suchen, die uns entflohen ist,
daz dir lône der rîche Crist.) so dass es dir der reiche
Christ entlohnen wird.
(Vers 157)
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Morolf macht sich daraufhin auf die Suche nach Salme, tötet König Flore und bringt sie nach einer abenteuerlichen Reise wieder zurück. König Salam verzeiht ihr, doch als sie ein zweites Mal flieht, diesmal zu König Princian, und Morolf sie wieder zurückbringen muss, tötet Morolf Salme mit dem Einverständnis seines Bruders.
Die Beziehung von Morolf und Salman ist nicht von Neid und Rivalität geprägt, sondern von Unterstützung und Freundschaft.
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Literatur:
Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Stuttgart 2004.
Vogt, Friedrich (Hrsg.): Salman und Morolf. Ein mittelhochdeutsches Spielmannsgedicht, Halle 1954.
Weddige, Hilkert: Einführung in die germanistische Mediävistik, München 2008.