1. Kunst- und kulturgeschichtliche Hintergrundinformationen zum Objekt

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Buch: 1. Kunst- und kulturgeschichtliche Hintergrundinformationen zum Objekt
Gedruckt von: Gast
Datum: Sonntag, 28. April 2024, 18:43

Beschreibung

Zunächst einige allgemeine Informationen zum Gemälde, ehe sich die Beschreibung anschließt.

1. Gemälde

Titel: Der Heilige Gregor  im Chormantel unter dem Einfluss des Heiligen Geistes  die Bibel auslegend

Inv.-nr.: 244 (Historisches Museum Bamberg)

Material: Öl auf Leinwand

Maße: Höhe: 108cm, Breite: 91cm

Künstler: unbekannt

Herkunft: entstanden in Spanien Ende des 16. Jahrhunderts

2. Beschreibung

Auf dem Gemälde „Der Heilige Gregor  im Chormantel unter dem Einfluss des Heiligen Geistes die Bibel auslegend“ kann man Papst Gregor I. erkennen. Er wird in einem prächtigen Chormantel dargestellt, der in den Farben Rot und Gold gehalten ist und von einer Pluvialschließe geschlossen wird. In den Mantel sind verschiedene Ornamente eingearbeitet, von denen eines das Bild des sitzenden Jesus zeigt. Jesus befindet sich hier unter einem Gewölbe und erhebt die Hände wie ein Richter. Man kann dieses Bild in der Art und Weise interpretieren, dass Jesus über alles wacht und das gesamte Verhalten der Menschen beobachtet, um später – vor dem jüngsten Gericht – darüber zu richten.

Papst Gregor wird auf dem Gemälde bei der Auslegung der Bibel gezeigt. Legenden zufolge soll er dabei öfters vom Heiligen Geist inspiriert worden sein. Dies wird auch auf dem Bild festgehalten, denn neben Gregor ist eine Taube zu sehen, das Symbol des Heiligen Geistes. Es sieht so aus, als würde die Taube dem Papst etwas ins Ohr flüstern, das er genau verstehen möchte, denn er wendet den Blick von seiner Arbeit ab, zum Betrachter des Gemäldes hin, als würde er das Gehörte erst verarbeiten müssen, bevor er es niederschreiben kann. Der Hintergrund ist dunkel gehalten, jedoch sind Gregor und die Taube von einem hellen Schimmer umrahmt, der das Göttliche der beiden Figuren verdeutlicht.

„Der Heilige Gregor  im Chormantel unter dem Einfluss des Heiligen Geistes die Bibel auslegend“

3. Kunsthistorischer Hintergrund

Da das Gemälde von einem unbekannten Künstler stammt, ist die Epochenzuordnung nicht ganz einfach. Die Entstehung im 16. Jahrhundert legt aber die Renaissance nahe, außerdem deuten noch einige Merkmale auf diese Kunstepoche hin. In dieser Zeit entstehen das Porträt und Selbstporträt, die neue Themen in den Mittelpunkt rücken und den Menschen idealisiert und repräsentativ abbilden. Trotz der oftmals geschönten Darstellung soll das Porträt der Renaissance den Menschen mit seinem unverwechselbaren Aussehen und persönlichen Charakterzügen zeigen, aber auch seine gesellschaftliche Bedeutung und Stellung betonen. In diesen Punkten passt sich das Gemälde in die Renaissance, da Gregor I. in seiner Stellung als Papst und mit den wichtigsten Attributen gezeigt wird. Ein Porträt entstand meist ähnlich einer Fotografie, die Blickrichtung, die Haltung und die Ausstattung werden bewusst gewählt. Das Gemälde mit Papst Gregor scheint ebenso diese Merkmale zu erfüllen, da der Blick auf den Betrachter und das Lesen in der Bibel sicherlich beabsichtigt waren.


Literatur:

Geschichte der Malerei von der Renaissance bis heute, hrsg.: Anna-Carola Krauße. Köln 1995.

Wolf, Gerhard: Schleier und Spiegel. Traditionen des Christusbildes und die Bildkonzepte der Renaissance. München 2002.

 

4. Leben und Wirken Gregor des Großen

In diesem Kapitel wird zunächst das Leben Papst Gregors I. bis zu seiner Besteigung des Heiligen Stuhls beschrieben. Danach wird sein Pontifikat und in einem dritten Unterpunkt noch seine postmortale Veehrung erläutert.

1. Sein Leben bis zur Papstwahl

2. Das Pontifikat Gregors I.

3. Nach dem Tode Gregor I.


 

4.1. Sein Leben bis zur Papstwahl

Papst Gregor I. wurde um 540 in Rom als Sohn eines Senators in eine Patrizierfamilie hineingeboren. Zunächst wollte er, wie sein Vater, eine politische Karriere anstreben, weshalb er Verwaltungswesen studierte und bereits 572/73, im Alter von circa dreißig Jahren, als praefectus urbanus an der Spitze Roms stand. Nach dem Tod seines Vaters 575 legte er seine Ämter nieder, um aus seinem Elternhaus ein, dem Heiligen Andreas gewidmetes, Kloster zu erbauen. Gregor selbst begann daraufhin ein Leben als Mönch und gründete mit dem restlichen Familienvermögen weitere Klöster. Er lebte in Abgeschiedenheit, Askese und Demut. Deshalb schlug er vermutlich die Position des Abtes aus.

Papst Pelagius II. bestand jedoch darauf, Gregor zum Diakon zu ernennen, da er ihn wegen seiner Erfahrung in der zivilen Verwaltung nach Konstantinopel schicken wollte, um dort den Einfluss der Langobarden einzudämmen. Nach einigen Jahren wurde Gregor nach Rom zurückberufen und zum Sekretär des Papstes erhoben. Es folgte keine einfache Zeit, denn Rom wurde von starken Regenfällen und einer Hungersnot heimgesucht. Außerdem kam es zum Ausbruch einer Seuche die einen großen Teil der Bevölkerung auslöschte, unter anderem auch Papst Pelagius II.

Daraufhin wählte das Volk und der Senat Gregor zu seinem Nachfolger. Dieser wollte sich aber nicht ohne Gottes Zustimmung als dessen Stellvertreter auf Erden ausgeben und verließ aus diesem Grund heimlich Rom, um einige Zeit als Eremit zu leben, damit er noch mehr zu Gott finden konnte. Er wurde gefunden und erneut vom Volk gebeten ihr neuer Papst zu werden. Gregor ließ sich schließlich davon überzeugen, dass es Gottes Wille wäre, dass er den Heiligen Stuhl bestiege. Er wurde am 03. September 590 zum römischen Bischof geweiht.


Literatur:

Richards, Jeffrey. Gregor der Grosse. Sein Leben – seine Zeit. Graz 1983.
Faber, Annette. Unsere Heiligen. Ein Begleitbuch durchs Jahr. Leben, Legenden und Kunstwerke im Erzbistum Bamberg. Bamberg 2000.

4.2. Das Ponitfikat Gregors I.

Gregor I. erwies sich als wahrer Friedensstifter, denn er versuchte, die Langobarden nicht zu besiegen, sondern kümmerte sich mit großer Sorgfalt darum, friedliche Beziehungen zwischen den Völkern zu schaffen, was ihm letztendlich auch gelang. Er sicherte Italien nicht nur den Frieden mit den Langobarden, sondern bekehrte den elbgermanischen Stamm auch noch zum christlichen Glauben, so dass er Land und Kirche stärkte und sein diplomatisches Geschick deutlich hervortrat.

Trotz seiner schwachen Gesundheit, wegen der er immer wieder das Bett hüten musste, gelang es ihm, sich für Arme, Kranke und Notleidende einzusetzen, damit ihr Leben in besseren Bahnen verlaufen konnte. Als seine obersten Ziele werden der Frieden mit den Langobarden und die Verbreitung des katholischen Glaubens angesehen, die er auch umsetzen konnte. Noch heute finden Gregors zahlreiche Schriften in der katholischen Kirche große Beachtung, da sich seine Werke im Mittelalter großer Beliebtheit erfreuten und Einfluss auf die Frömmigkeit der Gläubigen nahmen. Noch größeres Ansehen wurde Gregor durch die Urheberschaft des Gregorianischen Chorals zuteil, obwohl er dieser Gesang nicht erschuf, förderte Gregor doch dessen Entstehung, weshalb der Beiname „gregorianisch“ gerechtfertigt ist.


Literatur:

Richards, Jeffrey. Gregor der Grosse. Sein Leben – seine Zeit. Graz 1983.
Faber, Annette. Unsere Heiligen. Ein Begleitbuch durchs Jahr. Leben, Legenden und Kunstwerke im Erzbistum Bamberg. Bamberg 2000.
Bild: http://www.daswerk-fso.org/deutsch/?p=634

4.3. Nach seinem Tod

Gregor I. starb 604 und wurde im Petersdom beigesetzt. 1295, also 691 Jahre nach seinem Tod, wird Gregor I. von Papst Bonifatius VIII. heiliggesprochen.

Von da an sind seine Attribute die Tiara, das Buch und die Taube. Außerdem wird er Patron zahlreicher Sparten, z.B. des kirchlichen Schulwesens, des Chor- und Choralgesangs, der Lehrer, Schüler, Studenten, der Musiker und Maurer.

Für die Stadt Bamberg, in dessen Museum das beschriebene Gemälde aufbewahrt wird, hat Papst Gregor eine besondere Bedeutung, da ihm im ersten Dom des Bistums ein Altar im südlichen Querhaus gewidmet wurde. Später wurde der Altar allerdings von einem Marien-Patrozinium verdrängt.


Literatur:

Richards, Jeffrey. Gregor der Grosse. Sein Leben – seine Zeit. Graz 1983.
Faber, Annette. Unsere Heiligen. Ein Begleitbuch durchs Jahr. Leben, Legenden und Kunstwerke im Erzbistum Bamberg. Bamberg 2000.
Bild: www.marling.de/antoniuskapelle.htm