Verbindung zur Literatur des Mittelalters und die Männlichkeitskonstruktionen um Heinrich II.

8. Kunigunde und Heinrich als Stifter

H&K

Mann rechts, Frau links, Dom in der Mitte: Mutter - Vater - Kind Dom?

Die Frömmigkeit des Paares zeigt sich der Öffentlichkeit vor allem in seiner regen Stiftungstätigkeit und in der Bestimmung Christi 'als Erben', dem durch den Bau des Bamberger Domes gehuldigt wird.

In der bildenden Kunst ist der Typus des 'Stifterpaares' daher einer der geläufigsten. Kunigunde trägt nicht etwa einen Nachkommen, sie trägt mit am Dom, Heinrich wird nicht auf dem Thron, sondern als Domträger, als Ergebener der Kirche präsentiert. Diese sich in der Kunst ausdrückende Sichtweise des Ehepaares ist vor allem in Bezug auf Kunigunde spannend.

Auch wenn es hier vorrangig um Heinrich gehen soll, wird dessen Männlichkeitskonstruktion zu weiten Teilen auch durch die veränderte Rolle der Ehefrau bestimmt: Sie erfüllt nicht ihre eigentliche Funktion als Mutter, welche die Nachkommenschaft als Erben des Reiches gewährleistet. Unfruchtbarkeit der Frau war im Mittelalter Grund genug, die Ehe aufzulösen.

Weil die Ehe trotz Kinderlosigkeit weitergeführt wurde, ist es plausibel, den - abseits aller Heiligsprechung verorteten - Grund bei Heinrich zu suchen. Die Frau wird somit zur 'Komplizin' im Keuschheitsbund. Kunigunde rückt auf eine Ebene mit Heinrich - Die Ehe wird zur "Josefsehe", Christus wird zum Erben des Heiligen Römischen Reiches - symbolisiert im Bamberger Dom, gemeinsam getragen von Heinrich und Kunigunde.