Interpretation und Männlichkeit des Objekts

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Kurs: Rivalisierende Männlichkeiten
Buch: Interpretation und Männlichkeit des Objekts
Gedruckt von: Gast
Datum: Donnerstag, 9. Mai 2024, 02:41

Beschreibung

Hier wird darauf eingegangen, welche Männlichkeitskonstruktionen bei Bartholomäus festgestellt werden können und welche Bedeutung die Begriffe  Exorzismus und brüderliche Rivalität für das Objekt haben.

1. Männlichkeitskonzepte

Äußerlich betrachtet entspricht Katzheimers Darstellung der gängigen Vorstellung von Männlichkeit. Bartholomäus wird als großer, kräftiger Mann mit vollem, dunklem Haar und Bart dargestellt. Sein edles Gewand verstärkt den Eindruck, dass es sich bei ihm um eine Respektsperson handelt. Sein Blick strahlt Güte und Zuversicht aus.

Durch seine guten Taten und seinen Kampf gegen das Böse ist Bartholomäus ein Vorbild für alle Christen geworden. Durch seine Heilkräfte und sein Martyrium lässt sich eine Analogie zu Jesus Christus ziehen.

Bartholomäus wird auf dem Gemälde mit Heiligenschein dargestellt, obwohl er erst nach seinem Tod heilig gesprochen wurde. Folgendes Zitat aus der Legenda Aurea zeigt, dass Bartholomäus bereits zu Lebzeiten frei von allen irdischen Zwängen war:

 

Engel wandeln mit ihm alle Zeit und machen, daß er nicht müde wird noch hungrig. Sein Antlitz ist immerdar fröhlich, und heiter sein Sinn, er siehet alles voraus, er weiß alles.. (Legenda aurea) 

2. Bartholomäus- Ein Exorzist

Bartholomäus hat auf seinen Reisen im Namen des Christentums Kranke und Besessene geheilt. Er war demnach auch ein Exorzist. Doch was versteht man eigentich unter Exorzismus? Eine kleine Zusammenfassung:

Exorzismus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie "das Hinausbeschwören". Exorzismen werden in verschiedenen Religionen angewendet, um Menschen, Tiere oder auch Gegenständen und Orte von Dämonen bzw. dem Teufel zu befreien.

Der Exorzist tritt mit dem jeweiligen Dämon in einen direkten Kontakt und versucht ihn durch Gebete, Beschwörungen und Gesänge zu beseitigen. Vor den christlichen Exorzisten gab es Exorzisten bereits im Alten Orient, im Judentum, im Alten Griechenland und im Islam.

Da der Glaube an Dämonen im frühen Christentum weit verbreitet war, wurde in der katholischen Kirche speziell für diese Aufgabe das Amt des Exorzisten geschaffen. Der Vatikan bietet noch heute Exorzismusseminare an, obwohl die moderne Medizin sogenannte Besessene als Menschen mit psychischen Störungen oder organischen Krankheiten betrachtet, die medizinische Hilfe benötigen.

Ein Fall aus dem Jahr 1976 sorgte weltweit für Aufsehen, als die deutsche Anneliese Michel während eines Exorzismus an Unterernährung und Erschöpfung starb, nachdem alle medizinischen Maßnahmen abgebrochen worden waren.

 


Weiterführende Literatur:

 

Probst, Manfred: Exorzismus oder Liturgie zur Befreiung vom Bösen? Zu einer notwendigen Diskussion in der Katholischen Kirche, Münster 2002.
Scala, Monika: Der Exorzismus in der Katholischen Kirche. Ein liturgisches Ritual zwischen Film, Mythos und Realität. Regensburg 2012. 

3. Brüderliche Rivalität

Bei Polymnios und Astyages handelt es sich um zwei Brüder aus königlichem Hause. Von Geburt an sind die Brüder Rivalen um die Herrschaft und Macht über das Reich. Der ältere Polymnios wird König von Armenien, Astyages steht in seinem Schatten.

Dass Bartholomäus die Tochter vom Teufel befreien kann, überzeugt Polymnios vom christlichen Glauben. Er wendet sich dem Heidentum ab. Dem mittelalterlichen Verständnis nach, steht Polymnios dadurch auf der Seite des Guten.

Sein Bruder dagegen hält am Heidentum fest und lässt Bartholomäus auf grausame Art und Weise töten. Er steht für das Böse.

Polymnios und Astyages sind somit ein Beispiel eines Bruderpaares, das sich entzweit und auf unterschiedlichen Seiten kämpft.