Interpretation des Objektes
Website: | Virtueller Campus: eLearning-System der Otto-Friedrich-Universität Bamberg |
Kurs: | Rivalisierende Männlichkeiten |
Buch: | Interpretation des Objektes |
Gedruckt von: | Gast |
Datum: | Donnerstag, 21. November 2024, 20:33 |
Beschreibung
Nach den allgemeinen Ausführungen wird im Folgenden auf die Details und deren Bedeutung im Gemälde eingegangen. Dabei stellt sich die Frage, welche Arten von Männlichkeiten in dem Objekt dargestellt sind und wie sie interpretiert werden können.
1. Der Fürstbischof
Als Zentrum des Bildes ist klar der Bischof zu erkennen, welcher in einem Sessel am Tisch sitzend den Großteil des Gemäldes ausmacht.
Klar zu erkennen sind weiter seine zierlichen und sehr gepflegten, hellen Hände. Diese scheinen keine Spuren körperlicher Arbeit zu tragen. Diese können als Zeichen seiner adeligen Herkunft gesehen werden ebenso wie der braune, ebenfalls gepflegte Bart, da es für die damalige Zeit ein Zeichen des Wohlstandes und der Herkunft war, ein sehr gepflegtes Äußeres zu Schau zu tragen.
Jedoch wird unter der eher weit geschnittenen Robe eine kräftige Statur angedeutet, seine Gesichtszüge sowie der kräftige Bart lassen auf für damalige Verhältnisse fortgeschrittenes Alter schließen, laut Quellen war er bei seiner Priesterweihe 58 Jahre alt.
Weiterführende Literatur:
The Hierarchy of the Catholic Church: Bishop Veit II. von Würtzburg. http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bwurtz.html (Stand 09.03.2013)
2. Kleidung & Schmuck
Die bischöfliche Kleidung besteht aus einem schwarzen Übergewand mit Verzierungen, sie wirkt eher schlicht, die Verzierungen lassen auf kostbares Material schließen.
Die Kopfbedeckung ist ein ebenfalls schwarzes Barett, eine Kopfbedeckung der damaligen Gelehrten und Geistlichen.
Als Schmuck trägt Veit II. klar durch die Größe erkennbar eine Kreuzkette um den Hals. Dies ist jedoch mehr als nur Schmuck, es ist eine der Bischofsinsignien, das Pektoral. Die gesamte Kette ist aus goldfarbenem Material und das dazugehörige Kreuz ist reich verziert mit roten Steinen, wahrscheinlich Edelsteinen.
Der Ring am 4.Finger der rechten Hand ist eine weitere Insigne und wird auch als Fischerring bezeichnet. Der Ring an der Stelle eines Eheringes symbolisiert die Verbindung des Fürstbischofes mit der Kirche in einer heiligen Verbindung
Die Bischofsinsignien symbolisieren die Stellung des Fürstbischofes und seine Verbindung zu der katholischen Kirche.
Die Kleidung und mit der Kopfbedeckung sind als Zeichen der Gelehrsamkeit zu deuten.
Die kostbaren Materialien der Kleidung und des Schmuckes zeigen neben den offensichtlichen Verbindungen zur Kirche und Wissenschaft auch den weltlichen Reichtum Veit II.
Weiterführende Literatur:
Stollberg-Rilinger, Barbara: Spektakel der Macht. Rituale im alten Europa 800 - 1800 : Katalog. Darmstad 2008.
Bistum Hildesheim: Bischofinsignien. http://www.bistum-hildesheim.de/bho/dcms/sites/bistum/bistum/bischoefe/weihbischoefe/bischofsinsignien.html (Stand 11.03.2013)
Unabhängiges katholisches Nachrichtenportal: Bischofsinsignien.http://www.kath.de/kurs/vatikan/insignien.php (Stand 11.03.2013)
3. Die Gegenstände auf dem Tisch
Neben der Person des Fürstbischofes sind ganz unterschiedliche Gegenstände auf dem Tisch zu erkennen.
Diese sollen im Folgenden noch näher betrachtet werden.
3.1. Gegenstände auf dem Tisch - Buch und Kirche
In der rechten Bildhälfte ist ein wertvoll verzierter Tisch zu sehen, auf dem neben weiteren Gegenständen ein umfangreiches Buch mit rotem Einband steht und auf dem der Fürstbischof seine Hand abgelegt hat.
Der Buchtitel ist nicht näher zu erkennen, aufgrund der Stellung von Veit II. kann davon ausgegangen werden, dass es möglicherweise die Bibel darstellen soll. Das Lesezeichen zeigt die Beschäftigung mit dem Inhalt, der Griff der Hand zeigt die wichtige Stellung für den Bischof. Eine weitere Deutungsmöglichkeit ist die allgemeine Bedeutung eines Buches zu damaligen Zeit, dem zentralenTransportmedium für Wissen. Dieses war hauptsächlich Klerikern zugänglich, da die Fähigkeit des Lesens in diesem Stand vorherrschend war. Dieser Gegenstand kann also zum einen als die rege Beschäftigung mit der Heiligen Schrift gesehen werden, wie es zur damaligen Zeit Pflicht für einen Kleriker war, und zum Anderen auch als Zeichen für die Beschäftigung mit der Wissenschaft im Allgemeinen.
Dies wäre eine passende Ergänzung zu der Kleidung eines Gelehrten ,die der Fürstbischof trägt.
Die Miniaturkirchtüme im Hintergrund stehen hinter den restlichen Objekten auf dem Tisch und es ist nicht klar zu erkennen, welche Kirche dargestellt wird. Von der Anzahl der Türme zu schließen könnte es eine Nachbildung des Bamberger Doms sein.
3.2. Gegenstände auf dem Tisch - Uhr, Schriftrolle und Siegelstempel
Die reich verzierte Uhr kann ebenfalls als Zeichen der Wissenschaft dienen, schließlich ist es ein Automat, hergestellt zur exakten Zeitmessung. Diese Zeitmessung kann jedoch auch als stetige Erinnerung angesehen werden, dass jeder Mensch nur eine gewisse Zeit auf der Erde hat und somit auch für das Leben nach dem Tod sorgen muss.
Wie auch in dem Porträt waren Uhren zu der Zeit der Renaissance hauptsächlich Tischuhren, welche reich verzierten waren.
Die Schriftrolle, welche ausgerollte über der Ecke des Tischs liegt, zeigt einen Siegelabdruck am unteren Rand. Es ist eine offizielle Bulle/Schrift des Fürstbischofes und bei genauerem Betrachten erkennt man sein Wappen als Siegel. Der Siegelstempel verifiziert Dokumente und Beschlüsse des Fürstbischofes und ist ein Zeichen seiner weltlichen Macht. Er verfügt über die Entscheidungsgewalt und zur damaligen Zeit war der Fürstbischof ebenfalls die oberste Gerichtsbarkeit, nicht nur in kirchlichen Dingen sondern ebenfalls im Bezug der zum Bistum gehörenden Mitglieder seiner Gemeinde.
Weiterführende Literatur:
Heraldik: Siegelkunde.http://home.datacomm.ch/hofer.harri/html/siegel.html (Stand 09.03.2013)
Phänomen Zeit: In die Neuzeit. http://www.phaenomen.de/deutsch/geschichte/html/neuzeit__sir_isaac_newton.html (Stand 09.03.2013)
4. Das Wappen
In der linken oberen Ecke des Portraits ist das Wappen von Fürstbischof Veit II. abgebildet.
Das Wappen bildet sich aus 2 Wappen, zum Einen das Familienwappen von Würzburg und zum Anderen das Wappen des kaiserlichen Hochstifts Bamberg.
Hinter dem Wappen sind ein Krummstab, der Stab eines Bischofes und ein Schwert gekreuzt, die weltliche Waffe eines Kämpfers für den Glauben. Dies sind beides Zeichen der weltlichen Macht und der geistigen Macht ebenso wie der Gerichtsbarkeit. Gekrönt ist das Wappen von der Kaiserkrone, da das Bistum Bamberg ein kaiserliches Hochstift war.
Weiterführende Literatur:
Bernhard Peter: Die Alte Hofhaltung Bamberg.http://www.dr-bernhard-peter.de/Heraldik/Galerien/galerie257.htm (Stand 10.03.2013)